Der Traummann meiner Schwester
erwiderte er und nahm Karas Hand. Er verschränkte die Finger mit ihren und war froh, dass sie nicht protestierte. „Also, da du glaubst, deiner Schwester würde es guttun, ein paar Tage durchzuatmen, dann könntest du ja vielleicht auch anfangen zu glauben, dass es dir genauso guttun wird.“
Sie drückte seine Hand. Ob absichtlich oder zufällig, hätte er nicht sagen können. Aber das war auch egal.
„Ich schätze, das muss ich wohl. Ansonsten würde ich als Heuchlerin dastehen.“
„Das würdest du“, bestätigte er ihr.
„Allmählich begreife ich, warum du ein so erfolgreicher Geschäftsmann bist. Du bist ein harter Verhandlungspartner.“
„Verdammt richtig.“
Obwohl sie das gar nicht wissen konnte. Aber am Ende der Woche würde sie es ganz genau wissen. Entweder er würde sie auf Knien anflehen oder mit guten Gründen überzeugen, aber er würde es schaffen, dass sie eine leidenschaftliche Affäre mit ihm begann.
„Natürlich hilft mir dabei mein großes Talent, die Dinge so zu sehen, wie sie sind.“
„Und deine Arroganz“, konterte sie. „Da kann ich mich ja richtig glücklich schätzen, ein ganzes Wochenende mit Mr Ich-weiß-alles zu verbringen.“
„Du liebst mich, und das weißt du auch“, entgegnete er, führte ihre Hand schnell an seine Lippen und drückte ihr einen Kuss darauf.
Eli wusste nicht genau, warum er es plötzlich darauf ankommen ließ. Denn eigentlich hatte er sich vorgenommen, sich bis Ocean Breezes wie ein perfekter Gentleman zu benehmen. Doch da sie seiner ersten Andeutung, dass eventuell mehr zwischen ihnen sein könnte, nicht widersprochen hatte, hatte er das Gefühl gehabt, sich weiter vorwagen zu können.
Seine Worte – das L-Wort im Zusammenhang damit, dass sie etwas für ihn empfand – und sein Vorstoß, ihr einen Kuss auf die Hand zu geben, waren ein Test, um herauszufinden, wie weit sie es zulassen würde. Würde sie die Hand zurückziehen? Ihn zurechtweisen? Oder würde sie ihm lachend mitteilen, dass sie durchaus Gefühle für ihn hegte, nämlich rein freundschaftliche?
Oh, das wäre ein harter Schlag für ihn, denn sie waren ja Freunde. Er aber wünschte sich viel mehr.
Er erwartete ja nicht von ihr, dass sie sich auf ihn stürzte und verführte. Doch als sie die Hand aus seiner löste, stockte ihm einen Moment lang der Atem. Er hatte es ja kommen sehen. Wieso hatte er verdammt noch mal nicht einfach den Mund halten können.
„Ja, ich liebe dich“, sagte sie leise.
So leise, dass er sie kaum verstand. Als er einen Blick in ihre Richtung warf, sah er, dass sie sich kerzengerade aufgerichtet hatte und nach vorn aus dem Fenster starrte.
„Du bist einer meiner engsten Freunde.“
Da war es also. Bis vor einer Minute war er noch voller Vorfreude auf ein gemeinsames Wochenende gewesen. Jetzt wurde ihm fast übel, und er fragte sich, wie er die nächsten drei Tage überstehen sollte.
„Ich glaube, ich habe mich bei dir noch gar nicht richtig für deine Unterstützung bedankt. Während der Zeit, als Daddy gestorben war. Du warst Tag und Nacht für mich da.“
Er war einer der ersten gewesen, die zum Anwesen der Kincaids gefahren waren, nachdem er von Reginalds Tod erfahren hatte. Zunächst hatte es geheißen, Reginald habe Selbstmord begangen. Dass die Polizei später herausgefunden hatte, dass es Mord war, hatte es für Karas Familie nicht besser gemacht.
Eli wäre gern für die ganze Familie da gewesen. Doch kurz nach der Testamentseröffnung, während der jedes der Kincaid-Geschwister einen persönlichen Brief von ihrem Vater bekommen hatte, war es Kara gewesen, die ihn schluchzend angerufen hatte.
Etwas Bestimmtes hatte nicht in dem Brief an sie gestanden. Kara hatte kaum etwas mit den Familiengeschäften zu tun, also fand sie darin auch keine Anweisungen, wie sie die Kincaid Group hätte führen müssen. Es war der Brief eines Vaters, der seiner Tochter ein letztes Mal mitteilen wollte, wie sehr er sie liebte.
Eli hatte bis tief in die Nacht mit ihr telefoniert, sie getröstet, ihr zugehört und einige Erinnerungen an ihren Vater mit ihr ausgetauscht, die sonst keiner kannte – nicht einmal ihre Schwestern und Brüder. Und er war sehr glücklich gewesen, dass es etwas gab, was er für sie hatte tun können. Auch wenn er sich furchtbar hilflos gefühlt hatte.
„Jederzeit. Das weißt du“, sagte er schließlich.
„Ja“, flüsterte sie. „Das tue ich.“
Das waren die letzten Worte, die sie miteinander auf dem ganzen Weg bis nach
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