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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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nach einer Zigarette. Sein Kopf war … In seinen Ohren summte es. Mein Gott, er konnte sein Verlangen
hören
.
    »Ich will das hören«, sagte Basie Louw. »Darf ich auf die Pressekonferenz, Captain?«
    »Ja.«
    »Ich will unbedingt hören, was sie sagt. Ich will hören, ob sie weiß, daß Wilson schwul war. Und ob sie weiß, daß Wallace
     herumgevögelt hat.«
    Hinter ihnen ging die schlanke Polizeireporterin des
Argus
. Sie hörte Louw. Sie reckte ihr geschultes Ohr in den Wind, aber mehr sagte er nicht. Sie sah sich um, ob irgendwelche Kollegen
     ihn gehört hatten, aber die anderen waren nicht nah genug.
    |348| »Will jemand mitfahren zum Hotel?« fragte sie mit englischem Akzent und gerade laut genug, daß Louw sie hören konnte.
    »Fahren Sie zurück ins Büro, Captain?« fragte Louw.
    »Zu Nienaber«, entgegnete Joubert.
    »Kann ich mitfahren?« fragte Louw die Reporterin.
    »Natürlich«, sagte sie.
     
    »Die Jungs sind bei den Nachbarn, Captain. Ich habe mit dem ältesten gesprochen. Er sagt, der Bruder seines Vaters sei von
     Oudtshoorn unterwegs. Die Nachbarn haben ihn angerufen. Im Krankenhaus hat man mir erklärt, daß Mrs. Nienaber immer noch Beruhigungsmittel
     erhält«, sagte Snyman.
    »Und der Schreibtisch?«
    »Diese Unterlagen, Captain.« Er zeigte auf einen ordentlichen Stapel auf den Boden. »Nichts Wichtiges. Familiensachen. Heiratsurkunde,
     Taufurkunden, die Zeugnisse der Kinder, Fotos …«
    »Gute Arbeit.«
    »Was jetzt, Captain?«
    »Hast du den Jungen nach den anderen Namen gefragt?«
    »Er hat noch nie von ihnen gehört.«
    »Oberholzer?«
    »Nein.«
    »Dann fangen wir jetzt einfach wieder von vorne an, Gerrit. Ich rufe Mrs. Wallace und Mrs. Ferreira an. Du übernimmst Wilsons
     Mutter und seine Kollegen. Frag nach Nienaber.«
    Snyman nickte und wandte sich um, aber Joubert hatte sehen können, daß der Constable seiner Theorie einer Verbindung zwischen
     den Opfern nicht zustimmte. Ungerührt |349| ging Joubert in Nienabers Arbeitszimmer, vorbei an den Fotos und den Diplomen, er setzte sich wieder an den Schreibtisch und
     zog sein Notizbuch heraus. Dr. Hanna Nortier. Morgen würde er sie sehen, aber das wäre offiziell. Jetzt war es privat. Er
     wählte ihre Nummer.
    »Hallo. Leider kann ich nicht ans Telefon kommen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Piepton. Vielen Dank und
     auf Wiederhören.« Ein elektronisches Piepsen folgte. Er sagte nichts. Sie therapierte wahrscheinlich gerade irgend jemanden.
     Er unterbrach die Verbindung, wählte erneut.
    »Hallo. Leider kann ich nicht …« Er dachte, daß sie wirklich eine schöne Stimme hatte. Er konnte sie vor sich sehen, wie ihr
     Mund sich bewegte, der hübsche Mund in dem hübschen, eckigen Gesicht, die lange, spitze Nase. Klang sie müde? Ihr schlanker
     Körper mußte das schwere Gewicht der Probleme anderer Menschen tragen. Er wollte ihr so sehr helfen, sich zu entspannen. Er
     wollte es ihr leichter machen …
    Vorsichtig legte er den Hörer auf.
    Du bist verliebt, du Narr.
    Er führte seine Hand in Richtung Jackentasche, um sich eine Zigarette zu nehmen. Auf halben Weg hielt er inne. Es war ihm
     wieder eingefallen.
    Der Zeitpunkt ist schlecht, dachte er und sah, wie seine Finger zitterten.
    O großer Gott im Himmel, er sehnte sich so verzweifelt nach einer Zigarette.
    Rauch einfach weniger. Vier am Tag. Vielleicht auch drei. Drei Zigaretten am Tag, Gott, die konnten doch nicht viel Schaden
     anrichten. Eine mit dem Morgenkaffee … Nein, nicht vor dem Schwimmen. Die erste im Büro. Etwa gegen |350| neun Uhr. Dann eine nach seinem Diät-Mittagessen. Und eine am Abend, mit einem Buch und einem kleinen Drink. Er mußte über
     seine Getränkewahl nachdenken. Er konnte nicht mehr länger Bier trinken, das machte dick. Whisky – er mußte sich auf Whisky
     umstellen.
    Was möchten Sie trinken, Mat? würde ihn Hanna Nortier am Freitagabend fragen, wenn sie ihn zu sich nach Hause gebeten hatte,
     wenn sie in bequemen Sesseln saßen, wenn sie irgendeine Opernmusik in ihrem CD-Player gestartet hatte, leise. Nur eine schöne
     Stehlampe in der Ecke leuchtete, Schatten spielten durch den Raum.
    Whisky, würde er sagen, Whisky bitte, Hanna.
    Hanna.
    Er hatte ihren Namen noch niemals laut ausgesprochen.
    »Hanna.«
    Dann würde sie zufrieden nicken, denn Whisky war ein angemessenes Getränk für kultivierte Opernbesucher, und sie würde aufstehen
     und in der Küche verschwinden, um ihnen beiden etwas zu trinken zu holen,

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