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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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und er würde sich zurücklehnen, die Hände hinter
     dem Kopf verschränken und an intelligente Dinge denken, die er über die Oper sagen konnte, über seinen Blutsbruder Rossini,
     wenn sie zurückkehrte und ihm seinen Whisky reichte und sich wieder in ihren Sessel setzte, wenn sie die Beine unter sich
     zog, es sich bequem machte und ihn mit ihren braunen Augen unter den dichten Augenbrauen anschaute. Dann würden sie miteinander
     plaudern, und später, wenn die Stimmung entsprechend war, würde er sich vorbeugen und sie auf den Mund küssen, ganz leicht,
     um zu sehen, wie es ihr gefiel. Dann würde er sich wieder in seinen Sessel zurücklehnen und warten, bis sie später …
    Er wählte die Nummer noch einmal, voll Mitgefühl für |351| Hanna Nortier und ihre geschäftigen Tage, und er dachte an die Träume, die er von sich und ihr träumte.
    »Hallo. Leider kann ich nicht ans Telefon kommen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Piepton. Vielen Dank und
     auf Wiederhören.«
    »Hier ist Mat Joubert«, sagte er leise nach dem Pfeifton. »Ich würde gern … Ich …« Er hatte doch genau gewußt, was er sagen
     wollte, aber jetzt hatte er Schwierigkeiten. »
Der Barbier
… Ich habe zwei Karten für Freitagabend … Möchten Sie vielleicht mit mir hingehen? Sie können mich zu Hause anrufen, später,
     weil ich noch arbeite, und ich muß noch weiter, und …« Plötzlich fragte er sich, wieviel Zeit ihm auf der Kassette blieb,
     und beendete seinen Anruf abrupt. »Vielen Dank.« Er legte den Hörer auf und klopfte erneut seine Taschen ab. Er entschied,
     daß drei Zigaretten am Tag nicht zuviel waren, und dann wählte er Margaret Wallaces Nummer.
    Ihr Sohn meldete sich und ging sie holen. Er fragte sie, ob ihr Mann Oliver Nienaber gekannt hatte.
    »Den Friseur?«
    »Ja.«
    »Allerdings.«
    Joubert beugte sich im Stuhl des Toten vor.
    »Woher kannte er ihn?«
    »Sie waren beide in der Endrunde des ›Small Business Man of the Year Award‹. Nienaber hat den Preis dann auch bekommen.«
    Joubert betrachtete die Diplome. Er fand das, nach dem er suchte.
    »Wir saßen bei der Preisverleihung neben ihnen. Das war vor zwei oder drei Jahren. Seine Frau ist sehr hübsch. Wir haben uns
     gut verstanden.«
    |352| »Standen Sie sonst noch in Kontakt?«
    »Nein, ich glaube, James mochte diesen Friseur nicht besonders. Es war … etwas angespannt. Ich schätze, es lag vielleicht
     auch daran, daß sie sozusagen Konkurrenten waren.« Margaret Wallace schwieg einen Augenblick. »Sagen Sie mir jetzt nicht,
     daß der Friseur …«
    »Ja«, sagte Joubert mitleidsvoll. »Er wurde heute morgen erschossen.«
    Er hörte sie seufzen. »Großer Gott«, sagte sie resigniert.
    »Es tut mir leid«, sagte er, obwohl er nicht wußte, warum.
    »Was bedeutet das, Captain, daß Jimmy diesen Ferreira kannte und jetzt auch Nienaber?«
    »Das versuche ich herauszufinden.«
    »Es muß doch etwas bedeuten.«
    »Ja. Nun … Sie wissen nicht, ob sie ansonsten in Kontakt standen?«
    »Nein, ich glaube nicht. Jimmy hat danach nie von Nienaber gesprochen.«
    »Vielen Dank, Mrs. Wallace.«
    »Captain …« Sie war unsicher, zögerte.
    »Ja?«
    »Wie lange haben Sie … Ich meine, wieviel Zeit, nachdem Ihre … nachdem Ihre Frau gestorben ist …«
    Er dachte nach, denn er konnte es ihr nicht sagen. Er konnte ihr nicht die schlechte Nachricht überbringen, daß es über zwei
     Jahre her war und daß er immer noch im Spinnennetz von Laras Tod festhing. Er mußte lügen, er mußte der Frau mit den verschiedenfarbigen
     Augen Hoffnung geben.
    »Etwa zwei Jahre.«
    »Großer Gott«, sagte sie.
     
    |353| Griessel war klar, daß die Maskenbildnerin der Theaterabteilung des Arts Council nicht der »Süße«-Räuber sein konnte, denn
     sie war nun einmal eine Frau, eine interessante Frau, obwohl sie nicht gut aussah. Sie hatte ihr Haar sehr kurz geschnitten,
     es war dunkelbraun, und ihr Gesicht war offen und intelligent. Sie rauchte eine lange Zigarette und gestikulierte mit ihren
     schlanken Händen, wenn sie sprach.
    »Sie suchen nach einem Maskenbildner vom Film«, sagte sie mit tiefer Stimme und deutete auf mehrere Reihen Fotos von Schauspielern
     und Schauspielerinnen an der Wand. »Die haben wir während verschiedener Produktionen oder Proben aufgenommen. Sehen Sie sich
     das Make-up an! Es ist viel. Sehen Sie sich die Augen an! Sehen Sie sich die Münder an! Sehen Sie sich die Kleidung an! Für
     die Bühne muß man anders schminken. Kräftig,

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