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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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denn auch jemand, der hinten sitzt, muß es sehen können. Nun gut, einige Sachen
     sind gleich.« Sie legte einen Zeigefinger auf eines von Griessels Fotos, die auf dem Kaffeetisch vor ihr lagen. »Ich könnte
     ihn auch alt aussehen lassen, aber meine Falten wären kräftiger. Das hier ist Latex. Ich würde meine mit einem Kajal-Stift
     ziehen. Vielleicht ein bißchen Latex für ein Doppelkinn oder so etwas. Dieser Mann arbeitet für den Film. Hier.« Sie zeigte
     auf das Elvis-Foto. »Man kann sehen, daß seine Wangen dicker sind. Es wirkt, als wären seine Wangenknochen kräftiger. Das
     machen sie mit Gummi, sie drücken Gummistreifen von innen in die Wangen. Wenn man das auf der Bühne macht, kann der Schauspieler
     nicht sprechen. Er muß ja sprechen können auf der Bühne, er muß gut sprechen können, denn auch jemand, der hinten sitzt, will
     alles sehen und hören können. Beim Film jedoch können sie die Stimmen später aufnehmen. Und das hier. Das ist kein Theaterbart.
     Ein Theaterbart oder auch ein |354| Haarteil kostet ein Bruchteil dessen, was sie beim Film benutzen, weil das Publikum es nicht aus der Nähe sehen kann. Wenn
     man neben einem Schauspieler steht, der eine Theaterperücke trägt, sieht man, daß es eine Perücke ist. Dasselbe gilt für einen
     Bart oder einen Schnauzer.«
    Sie hatte die Zigarette ausgedrückt und zündete sich eine neue an.
    »Gibt es Leute, die für Theater und Film arbeiten?«
    »Vielleicht, aber ich kenne keine. Die Theaterwelt ist ziemlich klein. Es gibt nur vier oder fünf von uns hier. Und ich kenne
     niemanden, der beim Film gearbeitet hat. Das kann man nicht freiberuflich tun, denn es ist eine ganz eigene Kunst.«
    »Wie viele Maskenbildner gibt es hier beim Film?«
    »Am Kap? Ich weiß nicht. Vor vier oder fünf Jahren gab es keinen einzigen. Inzwischen ist es Mode, ans Kap zu kommen und hier
     zu verhungern, wenn man Künstler ist. Aber ich weiß nicht, wie viele es jetzt sind. Zehn? Fünfzehn? Nicht mehr als zwanzig.«
    »Gibt es eine Gewerkschaft dafür oder so etwas?«
    Sie lachte, und er sah, daß ihre Zähne ein wenig gelb waren von den Zigaretten, doch das ließ sie nicht weniger attraktiv
     erscheinen. »Nein.«
    »Wo soll ich zu suchen beginnen?«
    »Ich kenne einen Typen, der seine eigene Produktionsfirma hat. Ich gebe Ihnen seine Telefonnummer.«
    »Produktionsfirma?«
    »Filmemacher. Sie nennen ihre Firmen jetzt Filmproduktionen. Es sind nur ein oder zwei Typen mit einer kleinen Firma. Sie
     engagieren Kameramänner, Maskenbildner, Regisseure und Tontechniker und so weiter. Der Typ hat wahrscheinlich Telefonnummern
     von allen.«
    |355| »Was verdient ein Maskenbildner beim Film?«
    »In Hollywood sind sie wahrscheinlich reich, aber hier bei uns … Selbständige haben es schwer …«
    »Deswegen überfällt er vielleicht Banken«, sagte Griessel und sammelte seine Fotos ein.
    »Sind Sie verheiratet?« fragte die Maskenbildnerin.
    »Geschieden«, sagte Griessel.
    »Freundin?«
    »Nein, aber ich werde meine Frau zurückerobern und meine Kinder.«
    »Schade«, sagte die Maskenbildnerin und zündete sich eine weitere Zigarette an. »Ich hole Ihnen die Nummer.«
     
    »Vielen Dank, daß Sie hier sind, meine Damen und Herren. Wir alle haben einen harten Tag hinter uns, und ich werde versuchen,
     Ihre Zeit nicht zu verschwenden. Bitte lassen Sie mich zunächst ein oder zwei Minuten etwas erklären.«
    Madame Jocelyn Lowe stand auf der Bühne in einem der Konferenzsäle des Cape Sun. Vor ihr saßen vierundsechzig Medienvertreter
     und ein Mitglied der Mordkommission.
    »Ich habe nicht um meine Gabe gebeten. Gott hat sie mir gegeben. Wenn ich die Gelegenheit habe, der Polizei dabei zu helfen,
     einen Mordfall zu lösen, dann lasse ich mich nicht dafür bezahlen. Das ist meine Art, mich zu bedanken, meinen kleinen Beitrag
     zu leisten. Andererseits glauben nicht alle Menschen, daß meine Kräfte existieren. Es wird auch unter Ihnen Skeptiker geben.
     Alles, worum ich bitte, ist eine faire Chance. Bitte urteilen Sie nicht, bevor der Fall gelöst ist. Erst dann werden wir wissen,
     ob ich helfen konnte.«
    Louw schniefte. Dann ist es ja egal, du Faseltante, dachte er. Er und die englische Reporterin hatten auf dem Weg von Melkbos |356| fröhlich miteinander geplaudert. Über die Madame. Die Reporterin hielt sie für eine Schwätzerin. Er, Basie Louw, hatte zugestimmt.
     Denn die Reporterin war vielleicht nicht hübsch, aber ihr Hintern sah gut aus in der

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