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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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von ihr zu entfernen.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Aber der Rest der Welt. Der Rest der Welt weiß es. Sie reden mit den Zeitungen, aber Sie sagen es mir nicht. Was sind Sie
     nur für ein Mann?«
    Sie schlug ihn erneut. Ein Schlag traf ihn auf der Lippe. Er spürte, wie das warme Blut ihm in den Mund sickerte.
    »Bitte«, sagte er, ein Ruf, der sie innehalten ließ. »Sagen Sie mir einfach, was los ist!«
    »Sie wußten, daß Jimmy bei einer anderen Frau war«, sagte sie, und dann weinte sie. Sie hielt die Fäuste vor sich, als wollte
     sie sich verteidigen. »Sie wußten es. Sie mit ihrer traurigen Geschichte von Ihrer Frau. Zu denken, daß Sie mir leid taten,
     Sie Dreckschwein. Zu denken, daß ich Mitleid mit Ihnen hatte. Das verdienen Sie nicht. Was sind Sie nur für ein Mann?« Margaret
     Wallace ließ die Fäuste sinken, hoffnungslos, erschöpft. Der Schmerz durchtränkte ihre Worte.
    »Ich … Ich …«
    »Warum haben Sie es mir nicht gesagt?«
    |405| »Ich …«
    »Warum haben Sie es den Zeitungen gesagt?«
    »Ich habe es nicht den …«
    »Lügen Sie mich nicht an, Sie Dreckschwein.« Sie stürmte wieder auf ihn los.
    Er schrie sie an: »Ich habe es den Zeitungen nicht gesagt. Das war jemand anderes, verdammt. Ich habe es Ihnen nicht gesagt,
     weil …« Herrgott! Weil er wußte, wie es sich anfühlte, und weil sie ihm leid getan hatte in ihrer gelben Schürze und ihrer
     Trauer. Sie wußte nicht, wie das war – der Botschafter des Todes, der Überbringer schlechter Nachrichten …
    »Weil ich Sie nicht verletzten wollte … nicht noch mehr.«
    »Mich nicht verletzen? Sie wollten mich nicht verletzen? Und jetzt? Bin ich jetzt
nicht
verletzt, Sie blödes Dreckschwein? Wissen Sie eigentlich, wie sich das anfühlt? Wissen Sie das?« Sie standen auf dem Rasen,
     und der Tau schimmerte im Licht der Straßenlaterne wie Diamanten. Sein Haus war dunkel, die Straße ruhig.
    »Ja, das weiß ich«, sagte er leise.
    »Blödsinn«, sagte sie mit neu entfachter Wut.
    »Ich weiß es.« Sanft, so sanft.
    »Blödsinn, Sie Dreckschwein. Sie wissen gar nichts. Sie können das nicht wissen.«
    Es lag nicht an dem langen Tag, an der Erschöpfung und seinen durch die Hoffnung und die böse Tirade des Brigadiers, durch
     den nächsten Mord und die schmerzhafte Sitzung bei Hanna Nortier bloßgelegten Nerven. Es lag an dem Verlangen tief in ihm
     drinnen, an dem Drang, alles herauszulassen; sechsundzwanzig Monate Hexenkessel, die überkochen wollten, seine Seele sehnte
     sich danach, gereinigt zu werden, den Abszeß aufzuschneiden, den Eiter herausspritzen |406| zu lassen, der von unten gegen die Haut drückte. Er führte den Schnitt mit schwindelerregender Leichtigkeit durch, ein Gefühl
     zwischen Wut und Panik, zwischen Erleichterung und Angst.
    »Ich weiß es.« Er schrie. »Ich weiß es.« Er ging zu ihr herüber, seine Schultern hingen herab, er hatte den Kopf gesenkt.
     »Ich weiß es, genau wie Sie. Ich weiß sogar mehr, noch mehr. Ich weiß es alles.« Er beugte sich auf sie zu, er wollte knurren
     wie ein Hund, er wollte sie bestrafen. »Ich wollte es Ihnen verschweigen. Haben Sie sich verabschiedet? Als Ihr Mann an jenem
     Morgen ging. Haben Sie sich verabschiedet? Ich nicht. Ich habe niemals auf Wiedersehen gesagt. Sie war einfach weg. Ich bin
     aufgewacht, und sie war weg. Einfach weg.«
    Er hörte seine Worte von der Wand seines Hauses widerhallen, dann hörte er nur noch seinen heiseren Atem, zu schnell, er keuchte
     und sah den Abgrund vor sich, den er jetzt überqueren mußte. Er sah die tiefe Dunkelheit und empfand Angst. Gott, er mußte
     hinüber wie ein Hochseilartist, und es gab kein Sicherheitsnetz. Die Angst begann ganz klein, irgendwo tief in seinem Bauch,
     und dann wurde sie größer, riesig. Sie drängte ihn zurück. Er schloß die Augen. Er wußte, daß seine Hände zitterten, aber
     vorsichtig setzte er einen Fuß nach vorn und tastete nach dem Drahtseil, das sich vor ihm spannte. Er konnte nicht mehr umkehren.
    »Sie war einfach weg.« Seine Stimme war tief, aber er wußte, daß Margaret Wallace die Angst hören konnte.
    Atme.
    »Manchmal habe ich mitten in der Nacht den Arm ausgestreckt, um ihre Schulter oder Hüfte zu berühren. Sie war immer so warm.«
    Er seufzte tief.
    |407| »Sie war mein … mein … mein Halt im Dunkeln. Zu wissen, daß sie da war. Sie konnte so leicht einschlafen. Ich habe es nie
     gewußt. Sie arbeitete für die Drogenfahndung. Sanab Ich habe sie gefragt,

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