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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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sagen … Himmel, meine Liebe, es sind alles nur Lügen. Es ist nur, daß ich so … so …«
    »Mutter!« Ein verzweifelter Befehl.
    »Sie sagen, Jimmy sei bei einer anderen Frau gewesen. An dem Tag, an dem er starb.«
     
    »Sie verarschen mich«, sagte der Brigadier, der im Paradesaal hin und her lief. »Der Minister macht sich in die Hosen, und
     Sie erzählen mir, daß die Sache immer noch keinen Sinn ergibt. Sie erzählen mir, daß 40   000 Rand im Wohnwagen des Priesters liegen, aber das sei schon ganz in Ordnung, denn er geht erst Samstag auf die Bank. Sie
     glauben, die Kirche ist die Antwort, und die Angehörigen haben noch nie von ihr gehört.« Er blieb stehen und starrte de Wit
     und Joubert an. »Sie verarschen mich doch.«
    Sie starrten zu Boden.
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung davon, wie groß der Druck ist? Der General fürchtet sich schon, ans Telefon zu |395| gehen, und ich mußte aus meinem Büro fliehen, weil die Presse auf der Straße kampiert. Die Dreckskerle sind überall. Hier,
     am Tor, mußte mich ein Uniformierter praktisch vor diesen Geiern retten, und jetzt erzählen Sie mir, daß die Sache immer noch
     keinen Sinn ergibt.« Er begann wieder hin und her zu laufen, seine Arme schwangen wild vor und zurück. Sein Gesicht war rot
     angelaufen, die Venen an seinem Hals geschwollen. »Der Minister sagt, auf der ganzen Welt würde man über uns lachen. Wir einfachen
     Buren sind so dumm, daß wir uns erst mal einen Hellseher kommen lassen mußten. Und wessen Idee war das eigentlich? Sie haben
     eine Liste mit Namen, die dieses Arschloch umlegen will, und trotzdem sterben die Leute wie Fliegen. Und jetzt gucken Sie
     ganz dankbar, weil die Namen auf der Liste zu Ende gehen.«
    Er trat nach einem Stuhl. Der Stuhl flog nach hinten, knallte gegen die Wand, prallte ab, schepperte über den Boden und blieb
     schließlich liegen.
    »Hat niemand etwas zu sagen?«
    »Brigadier«, sagte de Wit, sein Lächeln unsicher und schief.
    »Kommen Sie mir jetzt nicht mit ›Brigadier‹. In meinen gesamten vierzig Jahren habe ich noch nie eine Bande von so blöden
     Polizisten zu Gesicht bekommen. Sie kriegen ja nicht mal eine tote Grille in einem Marmeladenglas. Was soll das Arschloch
     denn noch alles anstellen? Soll er hier hereinspazieren, seine gottverdammte Mauser an die Wand hängen und sagen: Schnappt
     mich, bitte-bitte-bitte? Alle Polizisten aus der ganzen Gegend helfen Ihnen. Was müssen wir denn noch tun? Sollen wir auch
     noch welche aus Gauteng bestellen? Oder vielleicht die Armee? Die können wir doch auch noch zu Hilfe rufen, mit Panzern und
     Bombern, und vielleicht auch noch die Navy. Wir sollten keine Spielchen mehr spielen. |396| Machen wir uns doch so richtig zum Narren! Rufen wir die Chinesen an! Die können ja noch ein paar Hellseher herschicken. Und
     die Japaner. Und dann informieren wir noch Hollywood, denn es fehlen bloß noch deren Kameras.«
    Ein weiterer Stuhl flog durch die Luft und landete scheppernd.
    »Herrgott.«
    Sie starrten zu Boden. De Wit, Joubert, Petersen, O’Grady, Snyman, Vos.
    Der Brigadier fuchtelte mit den Händen, aber er schien nichts mehr sagen zu können.
    Die Tür wurde geöffnet. Köpfe drehten sich. Griessel kam herein.
    »Meine Damen und Herren«, sagte er stolz, »hier ist der Süße!« Dann zog er einen Mann am Hemdkragen hinter sich in den Saal
     herein.

[ Menü ]
    |397| 39
    »10. Januar, 19:17. Verhör eines Verdächtigen, Mordkommission, Bellville South. Ermittelnder Officer: Detective Sergeant Benjamin
     Griessel. Anwesend: Colonel Bart de Wit, Captain Mat Joubert, Captain Gerry … äh…«
    »Gerbrand.«
    »Captain Gerbrand Vos. Erste Frage an den Verdächtigen. Ihr voller Name?«
    »Janek Wachlaff Milos.«
    »Nationalität?«
    »Eskimo. Das können Sie doch hören. Ich spreche fließend Eskimoisch.«
    »Nationalität?«
    »Südafrikaner.«
    »Adresse?«
    »Iris Avenue siebzehn, Pinelands.«
    »Sie haben das Recht auf juristische Vertretung. Wenn Sie keinen juristischen Vertreter haben oder sich keinen leisten können,
     wird der Staat Ihnen einen juristischen Vertreter zuweisen. Zu jedem Zeitpunkt können Sie vom Staat verlangen, daß er Ihnen
     einen Anwalt zuweist, der Ihren Fall vor dem Magistrat oder jedem höheren Gericht …«
    »Vergiß es! Ich brauche keinen Anwalt.«
    »Sie werden einen Anwalt brauchen. Wir werfen Ihnen bewaffneten Raubüberfall vor, Wachlaff.«
    |398| »Es war eine Spielzeugkanone.«
    »Pistole.«
    »Wie auch

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