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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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ich ging die Treppe herunter und in den dunklen Keller.«
    Er wollte schreien, weil das Drahtseil unter ihm zu zittern begann. Er wollte fallen. Er sah den Abgrund unter sich – er wedelte
     mit den Armen und kämpfte verzweifelt um sein Gleichgewicht, sein ganzer Körper zitterte. Er wußte nicht mehr länger, ob er
     wirklich sprach, ob jemand ihn hören konnte. Er mußte es nur noch zu Ende bringen.
    Er hatte den Elektroschrank im Dunkeln aufgeschlossen, den Kopfhörer aufgesetzt und das Band zurückgespult. PLAY. Er lehnte
     seinen Kopf gegen die Metallkante des Schranks |410| und hörte Geräusche auf dem Band. Im Kopf wollte er sich Bilder dazu vorstellen – er war das weiße Licht der Gerechtigkeit.
     Silva war dreckig. Er hörte eine Tür aufgehen, zuklappen.
Und, wie gefällt es dir?
Silva.
    Sehr gut. Was hast du für Musik?
    Er richtete sich ruckartig auf und stieß sich den Kopf an der Oberkante des Elektroschrankes. Gott, das war Lara. Oder nicht?
    Was möchtest du denn hören?
    Was mit Rhythmus
.
    Geraschel, Rockmusik, ohrenbetäubend laut, unverständliche Stimmen, Musik. Minuten vergingen. Die Anspannung in seinen Schultern
     und seinem Nacken. Was passierte da? Er konnte nichts hören. Lara lachte zwischen zwei Stücken, sorglos. Silva,
ooh Baby
, Lara lachte, Musik. Er spulte das Band vor, Stückchen für Stückchen, der Gesang, der Rhythmus, die Stille zwischen den Stücken.
     Zwanzig, dreißig Minuten später auf dem Band: Die Musik hatte sich verändert, war langsamer und sanfter geworden. Er spulte
     das Band zurück, fand den Schluß der Rockmusik: abrupte, tödliche Stille, ein Rascheln. Eis klimperte in einem Glas. Silva,
     langsame Musik, lauter, dann leiser, Stille, Quietschen, er wußte es, ein Bett, Silvas Bett, großes Bett, weiß.
Toll siehst du aus, Baby, du kannst tanzen, aber kannst du auch ficken
, Eis im Glas, klimper, klimper,
trink nicht so viel, Baby, ich will noch deine Titten, zeig mir mehr, zeig mir alles, Baby
.
    Schau mir zu
. Seine Lara, er sah seine Lara, er kannte seine Lara, er kannte die Heiserkeit ihrer Stimme, ein wenig verwaschen, wenn sie
     angetrunken war. Er wollte sie aufhalten. Nicht für den, meine Lara, nicht für den.
Gott, Baby, du siehst
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gut aus, heiß, zieh das aus, Baby, ja, ja, komm her
… Lara lachte:
Wir haben doch viel Zeit
. Silva:
Jetzt, Baby, nein, jetzt, komm her, Baby
. Laras Lachen. Stille. Das Bett, die Bettgeräusche, Geräusche.
Oh, gut, rein da, ja, rein da, herrje, gut, jetzt, ja, Baby, ja, geil, Baby
. Das waren seine Geräusche, seine Lara, seine Lara. Er wollte sich die Kopfhörer abreißen, wollte die Treppe hochrennen,
     wollte sie aufhalten. Aber das war letzte Nacht, nicht jetzt. Die Stimmen auf Band.
Uhm, uhm, uhm
. Seine Zelle, seine eisige Zelle.
Ja, rauf da, reit mich, ja, Baby, ja, uhm, ja, uhm, ja, ja, Baby, ich komme, ich komme, oh, uhm, komm, Baby, komm, Baby, uhm,
     uhm.
Schneller, schneller. Seine Lara, er kannte seine Lara, er kannte sie, kannte sie, kannte sie. Die Musik hatte aufgehört.
     Nur der Atem blieb – langsamer, langsamer, leise, gleichmäßig, leise. Geräusche, die Geräusche des Bettes. Stille. Ein Knacken.
    …
gehst du hin?
    Schlaf.
    Komm zurück.
    Gleich.
    Was machst du da?
Eine besorgte Frage.
    Ich guck was.
    Stille.
    Laß mal sehen.
    Was machst du da … Das ist meine
. Angst. Seine Lara.
    Was haben wir denn da?
    Das Bett quietschte abrupt.
Das ist meine …
Seine Lara.
    Es war zu einfach, Baby. Ich wußte doch, es war zu einfach
.
    Ein dumpfer Schlag, Silvas Faust.
    Ah
. Seine Lara. Ein kleines Geräusch.
Ah
.
    Du Fotze, du wolltest mich erschießen, glaubst du, ich bin blöd, du Fotze, für wen arbeitest du, glaubst, ich bin blöd? Es
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war zu einfach, man soll einem einfachen Fick nie trauen, Baby, jetzt wirst du dran glauben.
    Du bist verrückt, Silva, die hab ich immer bei mir, du weißt doch, wie die Welt ist, Silva, bitte.
    Man soll einem einfachen Fick nie trauen, das hat meine Mutter mir beigebracht, du bist von den Bullen, Baby. Du glaubst,
     ich bin blöd, du wolltest es zu sehr, du glaubst, wenn ich was trinke, bin ich blöd, Baby. Wer hat dich geschickt?
    Du spinnst, Silva, ich weiß gar nicht, warum du, ah …
    Ich bring dich um, du Fotze, wer hat dich geschickt, es ist egal, ich schick dich zurück, sieh mich an, Baby, du hast deinen
     letzten Fick gefickt, sieh mich an …
    Nein, Silva, bitte ...
    ... sieh mich an ...
    ... bitte, bitte …
    Der Schuß ging durch ihn

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