Der Traurige Polizist
hindurch, traf sein Fleisch und sein Blut und seine Seele und ließ ihn zu Boden gehen, sein Leben
zerbrach, er stürzte, lag am Boden, mit all den zerbrochenen Stückchen, den Überresten. Das Band klickte, das gelbe Licht
tot, das Band drehte sich,
sirr
, zurück an den Anfang, sein Körper zuckte, zuckte, zuckte, und jetzt stand er auf dem Rasen und zitterte, denn ihm war tief
drinnen so kalt, und Margaret Wallace hielt ihn in ihren Armen, das Band stoppte und begann sich wieder zu drehen, das gelbe
Licht, eine Tür öffnete sich, Schritte,
und, wie gefällt es dir; sehr gut, was hast du für Musik?
Margaret Wallace hielt ihn, immer fester, um die Zuckungen zu stoppen, sie zitterte mit ihm, sie ertranken beide, sie weinten,
mitten zwischen den Büschen in seinem Garten.
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»Sie haben sie am Fluß gefunden, an derselben Stelle wie die anderen, sie sind bei ihm reinmarschiert, er hat eine Waffe gezogen,
und sie haben ihn erschossen.«
Sie tranken seinen Kaffee, dunklen, starken, süßen Kaffee, und er schaute Margaret Wallace über den Küchentisch hinweg an.
»Und Sie?« fragte sie.
»Ich weiß es nicht, ich kann mich nicht erinnern. Ich war irgendwo. Dann saß ich am Strand, und die Leute gingen an mir vorbei
und starrten mich an, und ich stand auf. Ich ging zurück zu dem Privatdetektiv und warf ihm sein Zeug hin, ich habe ihm eine
reingehauen und bin rausgegangen und immer weiter, die Voortrekker Road entlang, ich wollte nach Hause, und dann kamen sie
und haben es mir gesagt, und ich konnte ihnen nicht sagen, daß ich es wußte. Das war das schlimmste: Ich konnte es ihnen nicht
sagen … Sie blieben über Nacht bei mir.«
Kaffee, Zigarette.
»Ich habe damals nicht geweint. Jetzt zum ersten Mal.« Die Wahrheit dämmerte ihm. »Ich habe jetzt zum ersten Mal um sie geweint.«
So saßen sie schweigend da, mitten in der Nacht, bis der Kaffee alle war und Margaret Wallace sich erhob.
»Die Kinder …«
|414| Er nickte und brachte sie zu ihrem Wagen. Sie sah ihn an, fand aber keine Worte. Sie ließ den Motor an, schaltete das Licht
an, berührte noch einmal seine Hand und fuhr dann davon. Er sah ihr nach, er sah ihre Rücklichter verschwinden, er stand einfach
am Straßenrand, er fühlte sich leer. Der Abszeß war endlich offen, die Wunde blutete, rot und sauber. Das Blut war ein Strom,
ein fließender Strom, durch ihn hindurch, und er schaute auf zu den Sternen, die nun hell funkelten. Er ging zurück ins Haus,
schaltete die Lichter aus, ging im Dunkeln ins Schlafzimmer, zog Hemd und Krawatte aus, Schuhe und Socken, seine Hose, er
legte sich aufs Bett und dachte an Lara, alle Türen in seinem Kopf standen offen. Lara, Lara, Lara. Bis das Tageslicht hinter
den Vorhängen schimmerte.
Dann stand er auf, ließ sich ein heißes Bad ein, stieg hinein und wartete, daß es die Kälte vertrieb. Er wusch jede Falte
seines großen Körpers mit ausgesprochener Ernsthaftigkeit, richtig mit Seifenschaum. Dann spülte er sich ab und trocknete
sich ab, bis seine Haut knallrot war. Er zog saubere, frisch gebügelte Kleidungsstücke an – ein weißes Hemd, eine graue Flanellhose,
eine gestreifte Krawatte, ein dunkelblaues Jackett. Er ging in die Küche, holte Bürste und Creme hervor, putzte seine Schuhe
und zog sie an. Er schloß die Haustür ab, stieg in seinen Wagen und schaltete die Scheibenwischer ein, um den Tau zu entfernen.
Er nahm seinen üblichen Weg.
Bei der Mordkommission begrüßte ihn Mavis, als er vorbeiging. Er lächelte vage und ging geradeaus den Flur entlang in sein
Büro, setzte sich. Die Realität erschien ihm unwirklich, unscharf.
Er massierte sich die Schläfen, rieb sich die Augen.
Mauser.
Er beugte sich vor, stützte die Ellenbogen auf den Tisch, |415| legte die Handflächen über seine Augen, seine müden Augen. Er sehnte sich nach Konzentration, nach einem Anfang. Basie Louw.
Wann würde er anrufen?
Er konnte nichts mehr unternehmen. Nur warten. Nein, er mußte irgend etwas unternehmen. Er mußte etwas tun.
Wallace, Wilson, Ferreira, MacDonald, Nienaber, Coetzee.
Und Oberholzer.
Ruf ihre Eltern wegen Coetzee an, wegen der Kirche.
Langsame, fast unbewußte Bewegungen.
»Hallo?«
»Mrs. Oberholzer, hier ist Joubert von der Mordkommission am Kap.«
»Guten Morgen.«
»Ich habe noch ein paar Fragen, Mrs. Oberholzer.«
»Es geht um die Mauser-Morde.«
»Ja, Mrs. Oberholzer.«
»Wir haben die Namen erkannt, am nächsten
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