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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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wenn irgendwas
     in den Zeitungen steht, kümmert es keinen einen Dreck, doch wenn die Fernsehleute Interesse zeigen …«
    »Captain Vos, Ihre Wortwahl ist nicht angemessen. Und Sie sind auch nicht hier, um die Pressearbeit zu bewerten. Der Brigadier
     möchte wissen, was wir unternehmen werden.«
    Joubert sah, daß de Wit sich zusammengerissen hatte, und in seiner Stimme lag ein eindeutig sarkastischer Unterton. »Wir ermitteln,
     Colonel.«
    »Aber nicht gut genug, Captain. Dies ist der dritte Mord, und Sie haben noch keine Spur. Jede Theorie scheitert. Erst |182| schläft der Mann herum, jetzt haben Sie einen Homosexuellen. Was kommt als nächstes? Lesben?«
    Joubert wußte, daß de Wit versuchte, ihn vor Vos zu demütigen. Er wollte dagegenhalten, er wollte seinen Stolz bewahren, aber
     sein Hirn weigerte sich, die entsprechenden Worte zur Verfügung zu stellen.
    »Das ist unfair, Colonel. Bei Serienmorden gibt es nie irgendwelche Spuren«, verteidigte Vos seinen Kollegen.
    »Wissen Sie etwas über die Morde, das wir nicht wissen, Captain?«
    »Man muß ja kein Hellseher sein, um zu erkennen, daß es Serienmorde sind, Colonel.«
    »Bei dem Mord in Melkbos wurde eine Waffe eines anderen Kalibers eingesetzt. Klingt für mich nicht wie derselbe
modus operandi

    Nun endlich fand Joubert Worte. »Er weiß, daß seine Mauser und seine Munition nicht hundertprozentig verläßlich sind. Wenn’s
     klemmt, steckt man in der Tinte …«
    »Das ist die gottverdammte Scheiße«, half Gerbrand Vos aus.
    »Und heute morgen hat die Waffe geklemmt. Wir haben nur eine 7,63 Patronenhülse.«
    De Wit sagte nichts.
    »Morgen werden wir wissen, ob es derselbe Mörder ist, Colonel.«
    »Ach?«
    »Die Ballistiker in Pretoria sind besonders eifrig, Colonel. Weil Sie offenbar bei ihnen angerufen haben. Dafür muß ich Ihnen
     danken.«
    »Meine Aufgabe, Captain, besteht darin, meine Männer zu unterstützen.« Dann änderte sich sein Tonfall. »Aber was sage ich
     dem Brigadier?«
    |183| »Ich tue mein Bestes, Colonel«, sagte Joubert leise.
    »Ist das genug, Captain?« fragte de Wit und lächelte.
     
    »Er will dich reinlegen, Mat. Und du wehrst dich nicht dagegen?«
    Vos’ Hand lag auf Jouberts Schulter. Sie gingen durch den Flur zu ihren Büros.
    Joubert sagte nichts, weil er fand, daß es nicht schlecht gelaufen war. Immerhin hatte er etwas zu sagen gehabt. Normalerweise
     saß er bloß da.
    »Er hat nicht das Recht, dich so rumzuschubsen.«
    »Ja, Gerry.«
    Vos stoppte ihn vor seiner Bürotür. »Du mußt es ihm zeigen, Mat. Verstehst du?«
    Joubert nickte.
    »Ich stehe zu dir, Partner. Immer.«
    Joubert murmelte einen Dank und betrat sein Büro. Die ockerfarbenen Akten stapelten sich auf seinem Schreibtisch. Er setzte
     sich. Oben auf dem Stapel lagen zwei Akten, die ineinandergeschoben waren – Wallace und Wilson. Er schob den Stapel zur Seite
     und schlug die beiden Akten auf. In jeder gab es drei Abschnitte. Abschnitt A für Beweise, die man vor Gericht verwenden konnte.
     In beiden Fällen sehr dünn. Fotos vom Leichenbeschauer. Die Spurensicherung, die ballistischen Ergebnisse, Tatortfotos.
    Abschnitt B enthielt Notizen über Befragungen und andere wichtige Dinge. Dort fanden sich die Zusammenfassungen der Gespräche
     mit Margaret Wallace, Walter Schutte, Zeelie …
    In Abschnitt C hatte er Notizen über alles abgeheftet, was er in den Fällen unternommen hatte. Sein Vorgehen, die Personen,
     der Zeitablauf – alles in seinem unordentlichen Gekritzel.
    |184| Er zog eine neue, saubere Akte heraus, holte sein Notizbuch hervor, faltete den Bericht des uniformierten Constable auseinander,
     der zuerst am Tatort gewesen war, und begann mit der Akte Ferdy Ferreira.
    Er dachte zurück an de Wits Frage.
Ist das genug, Captain?
War es das? Wäre jemand anders in der Lage, die Teile dieses blutigen Puzzles zu einem Bild zusammenzusetzen? Hätte jemand,
     der nicht durch einen grauen Vorhang von der Welt abgeschnitten war, bessere Fragen gestellt? Größere Einsicht in das menschliche
     Handeln gewonnen? In der Nähe einen Verdächtigen ausfindig gemacht?
    Er betrachtete die Akten. Seine Vorgehensweise war nicht schlecht. Ohne die frühere Begeisterung, aber das besserte sich.
     Es war besser als in jenen dunklen, dunklen Tagen der Disziplinaranhörung und der Detectives, die sich weigerten, mit ihm
     zu arbeiten. Besser als …
    Er wollte darüber nachdenken. Die Gründe in Betracht ziehen.
    Das Telefon klingelte. Er griff nach

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