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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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die Angst umklammerte seine Eingeweide.
    »Ich bin ein Krüppel«, sagte er mit wildem Blick.
    Die Corgis knurrten das Wesen vor ihnen an.
    Die Mauser, mit beiden Händen gehalten, zielte auf seinen Kopf. Er sah die Spannung am Abzugsfinger, die Entschlossenheit
     am Kinn des Mörders, den zielgerichteten Blick, und er wußte, daß er sterben würde. Ferdy ließ die Leinen der Corgis los und
     sprang vorwärts, um sein Leben zu retten.
    Der Schuß donnerte über den Strand, ein Echo der Wellen. Die Bleikugel zerschmetterte seinen rechten unteren Schneidezahn,
     zerfetzte seinen Gaumen knapp hinter der oberen Zahnreihe, durchschlug den unteren Rand seiner Augenhöhle und trat knapp vor
     seinem linken Ohr wieder aus. Er taumelte rückwärts, dann sackte er zu Boden, er landete auf seinem Hintern. Schmerz breitete
     sich in seinem Kopf aus. Blut tropfte warm über seine Wange. Er konnte mit dem linken Auge nicht mehr scharf sehen.
    Aber er war am Leben.
    Er schaute auf. Sein linkes Auge. Irgend etwas stimmte ganz und gar nicht mit seinem linken Auge.
    Mit seinem rechten Auge jedoch sah er wieder die große Pistole vor sich.
    »Ich bin ein Krüppel.«
    Diesmal sah er nicht, wie der Finger sich am Abzug krümmte, doch er hörte ein mechanisches, metallenes Geräusch.
    Klemmt, dachte er. Das Ding schießt nicht. Es ist kaputt. Ferdy Ferreira würde überleben.
    |176| Die Mauser verschwand. Er sah eine weitere Pistole. Eine Spielzeugpistole, dachte er, denn sie war so klein.
    Er sah etwas Merkwürdiges. Die Corgis standen mit zitternden Oberlippen und gefletschten Zähnen neben ihm, sie knurrten den
     Mörder an. Dann sprang Charles los. Ferdy hörte einen Schuß. Und noch einen.
    Die Hunde wollten ihn beschützen, dachte er, und war ganz gerührt. Die kleine Pistole befand sich direkt vor ihm, aber er
     hörte den letzten Schuß nicht mehr.
     
    Joubert fuhr in seinem eigenen Wagen vom Schwimmbad zur Arbeit, einem gelben Cortina, einem Erinnerungsstück an die Zeit,
     in der er sich noch mit Gerbrand Vos maß. Er machte sich Sorgen über die Tatsache, daß er auch nach einer Woche nicht mehr
     als vier Bahnen schwimmen konnte, bevor er sich ausruhen mußte.
    Vielleicht habe ich es zu eilig, dachte er und zündete sich eine Special Mild an. Immerhin hatte er seine Ernährung umgestellt.
     Auf dem Sitz neben ihm lag eine blauweiße Plastiktüte von
Pick’n Pay
. Darin steckte sein Mittagessen, das er sich am Morgen selbst zubereitet hatte: Vollkornbrot mit fettarmem Aufstrich, Salat,
     Tomaten, Gurkenscheiben. Kein Salz.
    Er hielt vor der Mordkommission, und Mavis kam herausgerannt. Er wußte, daß es ein Problem gab, bevor sie angefangen hatte,
     ihm davon zu erzählen.
     
    Der Nachrichtenredakteur im SABC-Büro in Sea Point erfuhr vom Polizeireporter der Radioedaktion, daß der Mauser-Mörder sich
     ein drittes Opfer gesucht hatte.
    Der Nachrichtenredakteur las Zeitung. Er wußte, daß diese |177| Geschichte die Zeitungen in Atem hielt. Er konnte sich vorstellen, was sie mit Nummer drei anstellen würden. Jetzt gab es
     eindeutige Beweise, daß am Kap ein Serienmörder sein Unwesen trieb. Und das reichte für das landesweite Fernsehen. Also rief
     der Nachrichtenredakteur seinen Fernsehreporter zu Hause an und den Kameramann ebenfalls. Er erteilte ihnen den Auftrag.
     
    »Wenn irgend jemand ein Motiv gehabt hätte, Ferdy umzubringen, dann ich«, sagte Gail Ferreira.
    Sie saß in einem Sessel im Wohnzimmer des Plettenbergs. Gerbrand Vos hockte ihr gegenüber auf einem zweisitzigen Sofa. Er
     hatte diese Woche Einsatzbereitschaft. Joubert saß neben ihm, die beiden großgewachsenen Detectives gemeinsam auf einem zu
     kleinen Sofa. Aber es gab keine andere Sitzgelegenheit.
    Jeder von beiden hielt eine Tasse Tee in Händen.
    »Wie meinen Sie das, Mrs. Ferreira?« fragte Vos und hob seine Tasse an den Mund.
    »Na ja, Ferdy war ein Taugenichts.« Gail Ferreira sagte das entschlossen und betonte das letzte Wort. Sie richtete sich auf,
     die Knie zusammengepreßt, sie hielt ihre Teetasse im Schoß. Joubert fiel auf, daß sie nicht gut aussah. Ihr schwarzes Haar
     war von grauen Strähnen durchzogen. Es war kurz und lockig. Spuren ihrer Jugendakne waren immer noch unter dem Make-up zu
     sehen. Ihre Mundwinkel wiesen nach unten, was ihr einen stets unzufriedenen Gesichtsausdruck verlieh.
    »Wieso sagen Sie das?« fragte Vos.
    »Weil er niemals einen Job behalten konnte. Weil er faul war. Weil er sich selbst leid tat. Sehen Sie,

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