Der Traurige Polizist
Captain, Ferdy hatte |178| Polio. Er hinkte, sein rechter Fuß war nicht okay, aber sonst war alles in Ordnung mit ihm. Es war bloß in seinem Kopf. Er
glaubte, die Welt schulde ihm etwas.«
Sie hob ihre Tasse an die Lippen.
»Was hat er gearbeitet?« fragte Joubert.
»Er war Tischler, wenn er überhaupt arbeitete. Er war geschickt mit den Händen, aber er sagte immer, seine Chefs seien nicht
gut genug. Er sagte immer, er müßte sich selbständig machen. Er hat mal einen Lehrgang gemacht, wie man ein Geschäft gründet,
doch daraus ist auch nichts geworden. Und dann haben sie in den Fabriken in Atlantis Tischler gesucht, und wir sind hergezogen,
aber das hat auch nicht lange gehalten. Er hat sich beschwert, daß die schwarzen Tischler die besten Jobs bekämen und bevorzugt
würden, so könnte er nicht arbeiten. Jetzt sitzt er jeden Tag zu Hause, vor dem Fernseher, und er und dieser nutzlose George
Walmer aus dem Club schauen sich Pornos an, kaum habe ich ihnen den Rücken zugewendet.«
Vos stellte seine Tasse auf den kleinen Tisch mitten im Zimmer.
»Aber Sie haben ihn nicht umgebracht, Ma’am. Also muß noch jemand einen Grund gehabt haben …«
»Captain, Ferdy hätte es nicht fertiggebracht, sich Feinde zu schaffen«, sagte Gail Ferreira entschieden.
»Haben Sie jemals den Namen James Wallace gehört, Mrs. Ferreira?«
»Nein.«
»Jimmy Wallace?«
»Nein.«
»Drew Wilson?«
»Nein. Sollte ich?«
|179| »Wahrscheinlich wurden sie mit derselben Waffe ermordet, Ma’am. Wir suchen nach einer Verbindung.«
»Waren das auch solche Taugenichtse?« fragte sie ernsthaft.
Die Detectives antworteten nicht – Gerry Vos, weil er die Frage als rhetorisch betrachtete, und Joubert, weil er sich fragte,
ob die Frau von Ferdy Ferreira nicht vielleicht recht hatte. Sowohl James J. Wallace als auch Drew Wilson waren Taugenichtse
gewesen. Jeder auf seine Art.
Dann bewies Gail Ferreira doch noch, daß sie nicht ganz gefühllos war. »Das Haus wird leer sein«, seufzte sie und stellte
ihre Tasse auf den Tisch.
Die Detectives schauten überrascht auf.
»Wer bellt mich jetzt an, wenn ich nach Hause komme?«
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|180| 19
Die Fernsehleute kamen zu spät an den Tatort, um auf ihre gnadenlose Art die sterblichen Überreste Ferdy Ferreiras für die
Ewigkeit festzuhalten. Sie kamen auch zu spät, um die Ballistiker der Polizei, die Kriminaltechniker, die Videoeinheit, die
Fotografen und die Drogenspürhunde zu filmen.
Der Kameramann fand allerdings noch den Blutfleck im Sand, auf dem Ferdys Kopf gelegen hatte, nachdem die Pistole ein Loch
hineingestanzt hatte. Außerdem hielt er die Kamera dicht über den weißen Sand und ging über den Pfad in der Düne, um dramatisches
Material von Ferdy Ferreiras letzten Schritten diesseits des Grabes zu erstellen.
Dann fuhren er und der Reporter zum Old Ship Caravan Park und warteten mit den Zeitungsreportern vor dem Wohnwagen. Das paßte
den Fernsehleuten gar nicht. Normalerweise wurden sie bevorzugt behandelt. Der Kameramann stellte sein Stativ auf, schraubte
die Sony Betacam darauf und stellte auf die Eingangstür des Plettenberg ein.
Joubert und Vos kamen heraus. Gail Ferreira verabschiedete sich in der Tür von ihnen. Die Polizisten gingen zu ihren Wagen.
Die Reporter eilten hinter ihnen her.
Die Linse der Kamera folgte der Prozession, doch das Mikrofon der Kamera nahm Vos’ Worte nicht auf: »Große Scheiße, jetzt
ist auch das Fernsehen hier. Du kannst den Fall haben, Partner. Das wird schrecklich.«
|181| Die Reporter umringten sie und baten um Informationen.
»Sie müssen sich bei der Presseabteilung melden«, sagte Joubert.
»Nur die Fakten, Captain, bitte.«
»Der Brigadier möchte wissen, was wir unternehmen«, sagte Colonel Bart de Wit und rieb sich nervös seine Warze. Sein Lächeln
war sehr vage. »Er hat von der Presseabteilung gehört, daß das Fernsehen auch da war.«
Joubert und Vos saßen ihm gegenüber.
»Ob neue Regierung oder nicht, es bleibt doch alles beim alten. Erstaunlich, wie sich die Polizei immer in die Hosen scheißt,
sobald das Fernsehen über was berichtet«, sagte Vos und schüttelte traurig den Kopf.
De Wits Lächeln verschwand, und Jouberts Herz schwoll an voll Stolz auf seinen Kollegen.
»Captain, das war vollkommen unnötig. Es geht hier um das Image der Polizei insgesamt.«
»Bei allem Respekt, Colonel, es geht um das Image des Ministers, des Commissioners und des Brigadiers. Denn
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