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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Unten auf dem Bildschirm stand CAPT M.A.T. JOUBERT, MORDKOMMISSION.
    Das Gesicht des Reporters erschien. »Aber Mr. Ferreira und seine beiden Hunde starben an Schüssen, die mit einer kleinkalibrigeren
     Waffe abgegeben wurden?«
    »Ja«, entgegnete Mat Joubert. »Wir glauben, daß der Mörder eine kleinere Feuerwaffe bei sich trägt, praktisch als Reserve, |191| denn die Mauser scheint zuerst abgefeuert worden zu sein, aber die Schußwunde war nicht tödlich.«
    »Captain, glauben Sie, daß der Mauser-Mörder wieder zuschlagen wird?«
    »Das kann man unmöglich sagen«, sagte Joubert und wirkte unglücklich dabei.
    Dann tauchte erneut das Foto von Ferdy Ferreira auf dem Bildschirm auf, daneben standen zwei Telefonnummern. Der Nachrichtensprecher
     sagte: »Jeder, der über Informationen verfügt, die der Polizei bei den Ermittlungen möglicherweise weiterhelfen, kann anrufen
     …«
    Margaret starrte das Bild Ferdy Ferreiras an. Sie war sicher, ihn schon einmal gesehen zu haben. Aber wo? Warum?
    Sollte sie den Detective anrufen?
    Nein, erst wenn sie sich erinnerte.
     
    Im dreizehnten Stock eines Wohnblocks in Sea Point saß eine zweiunddreißig Jahre alte Frau vor dem Fernseher.
    Ihr Name war Carina Oberholzer. Nach den Aufnahmen vom Mauser-Mord hatte sie nicht mehr mitbekommen, was sich auf dem Bildschirm
     abspielte. Sie schaukelte in ihrem Sessel vor und zurück, immer wieder, ein menschliches Metronom. Sie murmelte immer wieder
     ein Wort, immer und immer wieder: »Gott, Gott, Gott, Gott …«
    Carina Oberholzer durchlebte ein Ereignis ihrer Vergangenheit. Die Bilder, die sie vor sich sah, würden ihr Leben auslöschen,
     bevor die Nacht vorüber war.
     
    Der sechsundvierzig Jahre alte Mann schaute die Nachrichten mit seiner schönen Frau. Er hieß Oliver Nienaber. Seine vier Söhne,
     der älteste kurz vor dem Schulabschluß, der jüngste in |192| der vierten Klasse, befanden sich irgendwo in dem großen Haus, sie waren mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Oliver
     Nienaber hatte die letzten drei Wochen in Pretoria verbracht. Auch er war sehr beschäftigt gewesen. Er hatte keine Zeitung
     gelesen. Die neuen Bilder zum Mauser-Mord trafen ihn wie ein Hammerschlag, aber er blieb ruhig, damit seine Frau nichts bemerkte.
    Er suchte nach einer Lösung, er wog die Implikationen gegeneinander ab, er erinnerte sich an die Vorfälle. Oliver Nienaber
     war intelligent. Er konnte schnell denken, selbst wenn die Angst ihn einhüllte. Deswegen hatte er aus seinen Fähigkeiten so
     einen großen Erfolg schmieden können.
    Nach dem Wetterbericht stand er auf. »Ich muß noch ein wenig arbeiten«, sagte er.
    Seine Frau schaute von ihrer Näharbeit auf und lächelte ihn an. Er sah ihre makellose blonde Schönheit und fragte sich, ob
     er sie verlieren würde. Ob er alles verlieren würde.
    »Mach nicht zu lange, Liebling«, sagte sie.
    Er ging in sein Arbeitszimmer, einen großen Raum. An den Wänden hingen Fotos, Zertifikate. Sein Aufstieg. Sein Triumph. Er
     öffnete einen schmalen Attaché-Koffer aus echtem grauen Büffelleder, nahm einen dünnen schwarzen Notizblock heraus und einen
     Füllfederhalter. Er erstellte eine Namensliste.
Mac McDonald, Carina Oberholzer, Jacques Coetzee
.
    Dann übersprang er ein paar Zeilen und schrieb den Namen
Hester Clarke
. Er legte das Notizbuch auf seinen Schreibtisch und griff nach dem neuen Telefonbuch neben seinem Telefon. Er blätterte bis
     M. Sein Finger fuhr zügig die Spalten herunter. Er blieb bei
MacDonald-Fischereibetriebe
hängen. Er unterstrich die Nummer, dann schrieb er sie auf. Danach blätterte er zu O, suchte nach Carina Oberholzers Nummer, |193| schrieb sie ebenfalls auf. Er hatte Probleme mit Jacques Coetzees Nummer, denn es gab unendlich viele J. Coetzees, und er
     kannte die genaue Adresse nicht. Hinter Hester Clarkes Namen schrieb er bloß ein Fragezeichen. Dann holte er einen Schlüsselbund
     aus seinem Attaché-Koffer, ging in die Ecke seines Arbeitszimmers, schloß den Safe auf und holte die große Star-9-mm-Pistole
     heraus. Er überprüfte den Sicherungshebel und legte Pistole, Notizbuch und Füllfederhalter zurück in den Koffer.
    Oliver Nienaber stand ganz still, den Attaché-Koffer in der Hand, den Kopf geneigt, die Augen geschlossen. Es sah aus, als
     würde er beten.
     
    Joubert wußte, daß er nicht in der Lage sein würde, zu lesen. Der Abend war heiß, und der Wind aus Südosten gab traurige Geräusche
     von sich, während er um die Ecken

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