Der Traurige Polizist
sich ein paar neue Geschichten über den Mauser-Mörder befanden. Innerhalb
des Artikels war ein Foto von Captain Mat Joubert über eine halbe Spalte gezogen worden.
Und wie er dem Polizeireporter des
Argus
später erklärte, ließ das ein Glöckchen klingeln. Er griff nach dem Hörer neben |205| sich und wählte eine interne Nummer, wartete, bis jemand an den Apparat ging.
»Hi, Brenda. Ich brauche eine Akte,
pronto
, bitte. M. A. T. Joubert. Captain, Mordkommission.« Er bedankte sich bei ihr und legte auf. Acht Minuten später landete die
braune Akte auf seinem Schreibtisch. Er schob die Telexe vor sich beiseite, öffnete die Akte und blätterte schnell hindurch,
als suchte er nach etwas. Dann seufzte er erleichtert, zog einen vergilbten
Argus -
Bericht heraus und las ihn.
Er stand auf, den Artikel in der Hand, und ging zum Schreibtisch des Polizeireporters im Großraumbüro. »Wußtest du, daß die
Frau dieses Typen im Dienst gestorben ist?« fragte er und übergab den Bericht.
»Nein«, sagte Genevieve Cromwell, die trotz ihres Namens eine wenig einnehmende, unattraktive Frau war. Sie rückte ihre Brille
zurecht.
»Könnte eine nette Geschichte sein. Sehr menschlicher Aspekt. Zwei Jahre später, immer noch auf der Suche nach Gerechtigkeit,
immer noch in Trauer, so’ne Sache.«
Genevieves Gesicht leuchtete. »Ja«, sagte sie. »Vielleicht hat er eine neue Freundin.«
»Oder auch nicht«, sagte der Nachrichtenredakteur. »Laß uns etwas so Ausführliches machen, daß den anderen nichts mehr bleibt.
Rede mit ihm, seinem Chef, seinen Freunden, seinen Nachbarn. Lies die Akten, grab ein bißchen.«
»Er ist ein netter Mann.«
»Ich hab ihn nie getroffen.«
»Er ist ein netter Mann. Ein bißchen schüchtern.«
»Jetzt guck nicht so romantisch, Schätzchen, und setz deinen Arsch in Bewegung.«
»Und er sieht auch gut aus, wie ein großer Kuschelbär.«
|206| »Herrgott«, sagte er, schüttelte verstört den Kopf und ging zurück in sein Büro. Genevieve starrte an die Decke und sah nichts.
Joubert beging seinen zweiten kleinen Fehler, als er das Metallband mit einer Schraube an der Wand befestigen wollte.
Als sie noch ein Viertel herausragte, ging sie nicht mehr weiter hinein. Er entschied sich, der Schraube mit ein paar Hammerschlägen
nachzuhelfen. Das war insofern falsch, weil das Loch, das er zuvor gebohrt hatte, einfach nicht tief genug war.
Als er mit dem Hammer auf die Schraube schlug, brach sie durch und fiel mitsamt dem Dübel und einem großen Stück Putz aus
der Wand.
Joubert sagte etwas, das seinem Kollegen Gerbrand Vos das Herz gewärmt hätte. Emily, die in der Küche bügelte, hörte es. Sie
lächelte und legte eine Hand vor den Mund.
Cloete aus der Presseabteilung rief kurz nach fünf am Samstagnachmittag an.
Bart de Wit spielte Schach mit Bart jr. Aber die Unterbrechung störte ihn nicht, weil er sowieso dabei war, zu verlieren.
»Tut mir leid, Sie zu Hause stören zu müssen, Colonel, aber der
Argus
hat gerade bei mir angerufen. Sie wollen eine große Geschichte über Captain Joubert bringen, weil er die Morde und die Banküberfälle
bearbeitet. Interview mit Ihnen, mit Mitgliedern seines Teams, mit ihm, seine vorherigen Fälle, einfach alles.«
De Wits erster Gedanke war, daß die Zeitungen von etwas Wind bekommen hatten.
|207| Das passiert, dachte er, Reporter graben Informationen an den unmöglichsten Stellen aus. Und jetzt sind sie mißtrauisch.
»Nein«, sagte de Wit.
»Colonel?«
»Nein. Unter keinen Umständen. Nur über meine Leiche.«
Cloetes Herz sank. Er wartete darauf, daß der Colonel eine Erklärung abgab, doch Bart de Wit sagte nichts. Schließlich erklärte
Cloete, er werde den
Argus
informieren, und verabschiedete sich. Warum hatte er nur diese Stelle angetreten? Es war einfach unmöglich, Polizisten und
Journalisten gleichzeitig zufriedenzustellen.
Er seufzte und rief den Reporter an.
Joubert hatte nun vier Schrauben in die Wand gedreht.
Er trat zurück und sah sich die Sache an. Das Loch, wo der Putz herausgeplatzt war, wirkte unschön, und er bemerkte, daß die
Metallbänder auch nicht ganz gerade waren. Ohne Wasserwaage hatte er doch nicht so genau arbeiten können.
Du bist handwerklich nicht begabt, stellte er resigniert fest. Wenn die Bücher jedoch erst mal in den Regalen standen, würden
sie die Bänder sowieso verbergen. Erst mal brauchte er eine Zigarette. Und ein Castle … Nein, kein Castle. Vielleicht
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