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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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unendlich viel berichtet wurde. Im Jahr 1989 war das Kind eines Abgeordneten entführt worden. Der Fall war innerhalb weniger
     Stunden gelöst worden, aber die Presse hatte zwei Tage lang eine Orgie gefeiert. Und der Axtmörder von Mitchell’s Plain 1986.
     Die Zeitungen schrieben wochenlang darüber, vor allem im Innenteil, denn die Opfer waren nicht weiß gewesen.
    Er ließ den Wagen an und fuhr nach Bellville, zu dem großen Baumarkt in der Durban Road.
    Warum störte ihn der Artikel des Reporters über die Daten und Ähnlichkeiten zwischen den Verbrechen so sehr? Glaubte er ihm
     einfach nur nicht, weil er die Erklärung für falsch hielt?
    Nein. Es lag an den Unterschieden, die der Reporter ignoriert hatte. Der Bankräuber war ein Exhibitionist. Er trat vor vollem
     Haus auf, in dramatischer Verkleidung und mit einem scheinbar witzigen Dialog, er benutzte Kosenamen und fragte nach dem Parfüm.
     Der Bankräuber war ein Feigling, der seine Pistole unter seiner Jacke verbarg und sich auf die Angst der Frauen verließ.
    Der Mauser-Mörder war eiskalt und unerbittlich.
    Es konnte nicht derselbe Mann sein.
    Oder doch?
    Seine eigene Unentschiedenheit ärgerte ihn. »Verbrechensbekämpfung |200| ist wie Golf spielen, Matty«, hatte Blackie Swart einmal gesagt. »Wenn man glaubt, man hat’s raus, geht wieder alles schief.«
    Er hatte am Abend zuvor eine einfache Zeichnung des gewünschten Bücherregals angefertigt. Er erklärte einem Verkäufer kurz,
     wonach er suchte. Der Verkäufer war begeistert. Er zeigte Joubert die verschiedenen Arten von Regalen im Laden. Manche waren
     so konzipiert, daß der Käufer sie in fünf Minuten zusammenbauen konnte, ohne auch nur ein einziges Loch zu bohren, ein Brett
     zu sägen oder einen Nagel einzuschlagen.
    Aber Joubert wollte mehr mit seinen eigenen Händen leisten. Er hatte sich der Sache seit gestern abend ziemlich verschrieben.
     Er wollte Sägespäne riechen und den Elektrobohrer benutzen, der seit fast drei Jahren in der Garage einstaubte. Er wollte
     schwitzen, messen und einpassen, er wollte Bleistiftmarkierungen auf Wand und Holz anbringen.
    Der Verkäufer und er entschieden sich für eine im Grunde einfache Lösung: lange Metallbänder, die man vertikal an der Wand
     anschrauben mußte. Dann wurden Metallhaken eingehängt. Die Holzbretter, die Joubert selbst abmessen und sägen mußte, ruhten
     darauf.
    Joubert kaufte Bits für den Akkuschrauber, dazu Schrauben und Dübel. Sandpapier, Lack, Pinsel, ein neues Maßband und ein neuer
     Stecker füllten seinen Warenkorb, weil er nicht sicher war, ob der Elektrobohrer noch einen Stecker hatte.
    Er zahlte mit einem Scheck und überschlug im Kopf, wieviel er sparte, indem er keines der luxuriöseren Fertigbaumodelle erwarb.
     Zwei Schwarze halfen ihm, die Einkäufe zum Wagen zu tragen. Er gab ihnen je fünf Rand. Einige der Bretter und Metallbänder
     waren zu lang für Innenraum oder Kofferraum. Er ließ sie zum Fenster hinausragen.
    |201| Er fuhr zum Markt in Bellville, um Obst und Gemüse einzukaufen, und aß auf dem Heimweg einen Apfel.
    Als er ankam, wusch Emily, seine Putzfrau, schon die Wäsche. Er begrüßte sie und fragte nach ihren Kindern in der Transkei
     und ihrem Mann in Soweto. Er schwärmte ihr vor, wie ordentlich das Gästezimmer bald aussähe. Sie schüttelte ungläubig den
     Kopf.
    Seine Begeisterung für die Aufgabe war groß. Er öffnete das Garagentor und suchte nach Werkzeug. Alles, außer ein paar Schraubenziehern
     und dem Rasenmäher, war dick eingestaubt.
    Einige der Werkzeuge hatten noch seinem Vater gehört, seinem Vater, der sie hastig und ungeduldig, aber dennoch präzise benutzte.
     »Nein, sie müssen dir in der Schule beibringen, was du damit machst. Hier verletzt du dich nur. Und dann ist deine Mutter
     ärgerlich mit mir.«
    Joubert ging wieder zurück ins Gästezimmer, um mit seinem neuen Maßband zu arbeiten. Er erstellte auf Papier eine neue Skizze.
     Er holte sich noch einen Apfel aus der Küche und ging dann den Bohrer und die Metallbänder holen. Der Elektrobohrer hatte
     tatsächlich keinen Stecker mehr. Er befestigte den neuen mit größter Zufriedenheit. Er maß aus, wo die Löcher für die Schrauben
     sein mußten. Dann kam er darauf, daß er eine Wasserwaage brauchte.
    Nein, er würde nicht noch einmal losfahren. Er würde einfach sorgfältig abmessen, mit der Zimmerecke als Anfangspunkt. Er
     begann mit der Arbeit.
    Als er alle Löcher gebohrt hatte, holte er das Radio von

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