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Der Tribun

Der Tribun

Titel: Der Tribun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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lächelte nur über ihre Bedenken. Es war ja niemand zu sehen, und Wall und Zaun sahen nicht bedrohlich aus.«
    Seine Hand wühlte sich in das verrottende Laub zu seinen Füßen, zog einen Ast hervor, den er Fingerbreit um Fingerbreit entrindete, während er fortfuhr: »Der Heereswurm zog zwischen Palisade und dem Rand der Sümpfe über einen Bohlenweg, der viel zu schmal war. Nur vier Mann konnten nebeneinander auf dem Holz gehen, die Übrigen stapften durch den Schlamm. Das behinderte sie im Vorwärtskommen, riss Lücken in die Kolonnen, und so geriet alles in Unordnung.
    Als der letzte Legionär die Enge zwischen Palisade und Sumpf betreten hatte, schlug die mit uns verbündete Nachhut zu. Berittene trieben die Nachzügler vor sich her, drängten die letzten beiden Kohorten zusammen, sorgten für Verwirrung und Angst, als die Soldaten erkannten, dass ihre eigenen Leute sie angriffen. Etwa zur selben Stunde attackierten andere Einheiten die Spitze des Zuges.« Er schleuderte den nackten Zweig weit von sich.
    »Woher weißt du das?«
    »So lautete Ermanamers’ Plan.« Ahtala sah Cinna an, dessen Wangen erkalteten, als ohnmächtige Wut wie eine kalte Faust seinen Magen umklammerte.
    »Die Soldaten waren unvorbereitet, sie hatten die Waffen verstaut und trugen ihr Marschgepäck mit sich wie die Mulis. Alles war genau so, wie Ermanamers es geplant hatte. Als folgten die Legionen seinen Befehlen und nicht denen des Varus.« Er hielt inne, die Arme hingen ihm nutzlos vom Körper, nur die Hände öffneten und schlossen sich, als fänden sie keine Ruhe.
    »Und dann stürzten die ersten Verbündeten aus den Wäldern hinter der Palisade hervor und brachen in die Lücken ein.«
    »Wie lang soll denn diese Palisade gewesen sein?«, flüsterte Cinna.
    »Beinahe doppelt so lang wie der Heereszug der drei Legionen. Es ist ein Wall, fünf Fuß hoch, gekrönt von einem brusthohen Zaun. Durch Gräben und Löcher wurde das Wasser, das sich vom Regen und aus den Bächen dahinter staute, abgeleitet, so dass sich die Wiesen unterhalb in Morast verwandelten. Die Legionäre rutschten aus oder blieben stecken, sie konnten sich nicht sammeln, keine Formation bilden oder gar einhalten. An Gegenangriffe war nicht zu denken. Weil viele der Centurionen vorbildlich kämpfen wollten, gerieten sie in Gefahr und wurden in großer Zahl erschlagen, was die Panik noch verschlimmerte.«
    »Und wo warst du?« Wieder der Kampf mit dem Flattern der Kehle, während Ahtala Mühe zu haben schien, den Redestrom zu drosseln.
    »Zuerst bei Varus und seinem Stab. Solange ich nicht entweichen konnte, stellte ich mich überrascht. Aus irgendeinem Grund dachte Varus nie daran, mich festzusetzen. Er wartete auf Ermanamers, vertraute darauf, dass dieser frische, kampfbereite Truppen herbeiführen würde, ohne zu wissen, dass Ermanamers genau das bereits getan hatte – allerdings anders als Varus sich das vorstellte. Ich fürchtete mich vor dem Augenblick, da Varus den Offizieren glauben würde, die behaupteten, dass es sich um Verrat und Meuterei handelte. Schließlich wusste ich, dass dieser Augenblick meinen Tod bedeuten würde. Doch erst in der Nacht gelang mir die Flucht.«
    »Gute Arbeit«, knurrte Cinna, ehe er aufsprang, sich Kittel und Mantel um die Schultern warf und den Pfad zum Dorf einschlug.
    Er hätte nicht bestimmen können, was er bei diesem Bericht empfunden hatte, wenngleich seine Hände zitterten, seinen Knien die gewohnte Festigkeit fehlte und sein Atem schwer ging, als drückte ihn ein Gewicht zu Boden. Was es bedeutete, wenn es in diesem Land einige Tage regnete, hatte er oft genug am eigenen Leib erfahren, und er hatte von Regionen im Norden gehört, in denen sich ganze Landstriche in Seen und Sümpfe verwandelten, wenn nur genügend Wasser vom Himmel fiel. Es gab Tage, an denen sogar hier die Bohlenwege im schmatzenden Schlamm versanken, die Pfade glitschiger und schmieriger waren als die Eisfläche, wenn bei langem Frost der See zufror.
    Die Erinnerung an den Kampf im Hohlweg, in dessen Verlauf er Liuba in die Hände gefallen war, ließ ihn den Schrecken und das Entsetzen der Soldaten erahnen. Als er hörte, dass Ahtalas Schritte sich klatschend auf dem nassen Gras näherten, wurde er schneller, ohne darüber nachzudenken, begann zu laufen, bis er den Ruf hinter sich hörte und stehen blieb. Wartete. Genau in dem Moment, da Ahtala ihn erreichte, da dessen Hand nach seiner Schulter griff, fuhr er herum.
    »Eine schöne Heldentat, die ihr in

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