Der Tribun
ein feines Lächeln erschien. »Das machen wir.«
Das letzte Wort war noch nicht ausgesprochen, als das Mädchen sich losmachte und auf die weit ausladende Linde zurannte, die neben der Koppel stand. Hraban schob Cinna vor sich her. Das Schnauben der Pferde, die Saldir geweckt hatte, begrüßte sie. Von weitem sahen sie, wie das Mädchen auf der unteren Stange des Zaunes stehend versuchte, Liubas großem Rotschimmel die Nase zu streicheln. Ein leichter Stoß traf Cinnas Schulter; er wandte sich um und sah Hrabans Grinsen. »Sie mag dich.«
Thauris gesellte sich zu ihnen und schlug Funken mit Feuerstein und Erz, die sie stets in einem Beutel am Gürtel trug. Als die Flammen munter zwischen den Scheiten prasselten, sah sie nach ihrer Jüngsten, stopfte die Decke fester um sie und schenkte Cinna, der dicht neben dem Kind kauerte, ein freundliches, wissendes Lächeln. Lange hatte das Kind neben ihm gesessen, in den Himmel geblickt und ihn nach den Sternen gefragt. Sie hatte ihm eine Geschichte nach der anderen abgenötigt, vor allem die Erzählungen von der schönen Andromeda, welcher der Stolz der Mutter beinahe zum Verhängnis geworden wäre, wenn nicht Perseus gekommen wäre, Iuppiters Sohn, um das Meerungeheuer zu töten, dem sie zum Fraß vorgeworfen worden war. Unverwandt hatte das Mädchen in den Himmel gestarrt, an den noch immer die äthiopische Königstochter gekettet war, auf ewig in diesen Moment gebannt, und das ganze Menschengeschlecht war zu Zeugen geworden.
Saldir hatte in der Betrachtung der Gestirne ihren Kopf auf Cinnas Knie gelegt, und so war sie schließlich eingeschlafen bei dem prasselnden, knisternden Feuer, während der geduldige Lehrer sich leise mit ihrem Bruder unterhielt. Dann, als er sie behutsam auf den Boden bettete, fing er einen aufmerksamen Blick Sunjas ein, der rasch unter den dunklen Wimpern erlosch.
Hraban starrte stumm in die kleinen blauen Flammen über der weißen Glut; seine Schwester hatte sich auf der anderen Seite des Feuers niedergelegt. Swintha, die Magd, gesellte sich zu ihnen, sie war nur zum Schlafen gekommen, und während das Feuer allmählich in sich zusammensank, fiel es auch Cinna immer schwerer, wach zu bleiben. Schließlich rollte er sich in die Decke ein, die Sunja ihm gegeben hatte, raue, dicht gewebte Wolle. In der schwelenden Glut tanzten Erinnerungen an nächtliche Strohfeuer auf den abgeernteten Äckern rings um Perusia, an einen raubeinigen Verwalter, der über einen schier unerschöpflichen Schatz an Schelmengeschichten verfügte, und an den schwirrenden Teppich, den die Zikaden im Gras webten.
*
Als Cinna blinzelnd die Augen aufschlug, waren zwei Stiefel das Erste, was er sah. Der harte Boden drückte ihn, und die Dämmerung schwebte in feinen, weißen Nebelschwaden über dem Hof. Steif rappelte er sich auf, stützte sich auf die Unterarme. Die Glut war schon lange erloschen, Frost war in die Decken gekrochen und hatte ihn ausgekühlt. Eine dumpfe Ahnung warnte ihn, wessen Beine in diesen Stiefeln steckten; vorsichtig hob er den Blick und sah sich nicht getäuscht. Die Fäuste in die Seiten gestemmt, starrte Liuba auf ihn herunter. Was immer sich hinter dieser Stirn abspielte, es war nichts Wohlwollendes.
Schweigend richtete Cinna sich auf.
»Dir hat wohl noch niemand beigebracht, wie man seinen Herrn grüßt?«, sagte Liuba kalt und packte ihn am Arm. »Bleib stehen, wenn ich mit dir rede!«
Ohne ihn zu beachten, schüttelte Cinna seinen Griff ab und wandte sich ab; er wollte die Decke um seine Schultern werfen, als ihn Liubas Hand nochmals bremste.
»Bleib stehen!«
Cinna stieß den Atem zwischen den Zähnen aus und rührte sich nicht. »Was willst du?«
Ein flammender Blick traf ihn. »Du sprichst nur, wenn ich es dir erlaube – ist das klar?« Liuba verschränkte die Arme vor der Brust. »Und du hältst dich von meinen Schwestern fern. Mit diesem Unsinn ist jetzt Schluss!«
»Mit welchem Un–«
Der Stoß ließ Cinna straucheln. »Du wirst arbeiten! Von heute an wirst du wirklich und wahrhaftig arbeiten.«
Cinna schnaubte. Als ob es nicht ausreichte, dass er Kinder unterrichten musste. Ein rascher Blick in die Runde zeigte ihm Saldir, die sich verwirrt den Schlaf aus den Augen rieb. Stumm flehte er sie an, still zu bleiben, doch sie sprang flink auf, rannte zu ihrem Bruder.
»Was tust du, Liuba?«
»Ich sorge für Gerechtigkeit«, knurrte dieser. »Er schleicht sich in eure Herzen. Das muss aufhören.«
»Wovon redest du?«
Er
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