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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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das war keine Entschuldigung.
    »Ich frage Sie noch mal«, sagte Kleist langsam und deutlich. »Ich möchte wissen, wo die Funkstation steht, in der Sie arbeiten; das ist alles. Beantworten Sie meine Frage, ist meine Arbeit getan, und ich gehe sofort wieder. Ich lasse Sie leben. Tapferkeit ist fehl am Platz.«
    Der Brite versuchte etwas zu sagen. Kleist ließ die Saite gerade so locker, dass der Mann sprechen konnte.
    »Also gut!«, keuchte der Engländer. »Also gut! Ich sag's Ihnen!«
    »Lügen bringen nicht nur Ihnen den Tod, sondern auch allen, mit denen Sie zusammenarbeiten.« Aus langjähriger Erfahrung als Verhörspezialist und Folterer wusste Kleist, dass Todesdrohungen meist wirkungslos waren. Was jedoch funktionierte, waren Schuldgefühle - der Instinkt, seine Freunde und Kollegen zu beschützen. Und Schmerzen: Schmerzen brachten selbst Verstockte rasch zum Reden. Deshalb hatte er dem Engländer die Violinsaite dort um den Hals gelegt, wo sie am schmerzhaftesten einschnitt.
    »Ich sag's Ihnen!«, schrie der Brite gellend.
    Und er tat es.
    Als er fertig war, als er alles erzählt hatte, was Kleist wissen musste, zog Kleist die Violinsaite abrupt straff und schnürte so dem Briten den Hals ab. Aus dem Blick des jungen Mannes sprach verwirrte Entrüstung, bevor ihm die Augen aus den Höhlen quollen. Ich habe meinen Vertrag erfüllt, schien sein Blick zu sagen. Warum erfüllst du deinen nicht?
    Kleist war es ein Rätsel, warum seine Opfer immer glaubten, sie könnten einen Handel mit ihm abschließen. Wozu brauchte es einen Handel, wenn eine Seite alle Macht hatte?
    Als der Mann tot war, stand Kleist auf und wusch sich mit angewidertem Schaudern den fauligen Geruch von den Händen.

Kapitel Acht
    In Paris gab es einen Fälscher, den Metcalfe seit mehreren Jahren kannte und zu dem er Vertrauen hatte, so weit er in seinem Agentenleben überhaupt wagte, jemandem zu vertrauen.
    Alain Ducroix war natürlich viel mehr als ein Fälscher, aber die deutsche Besetzung hatte ihn verwandelt, wie sie so viele andere verwandelt hatte. Ducroix war im Ersten Weltkrieg an der Somme schwer verwundet worden. Er war ein vielseitig begabter Mann: Dichter, Inhaber einer sehr angesehenen Buchhandlung und Verleger. Editions Ducroix hieß sein Kleinverlag, der auf luxuriöse Liebhaberausgaben berühmter und unbekannter Dichter spezialisiert war. Und auf den Druckerpressen im Atelier hinter seiner Buchhandlung stellte Alain Ducroix in akribischer Arbeit auch ganz andere Druckerzeugnisse her: cartes d'identité, Führerscheine, SD-Dienstausweise, deutsche Kennkarten, was immer das kleine Heer tapferer Widerstandskämpfer brauchte. Er war ein guter Mann, der wertvolle Arbeit tat.
    Als Daniel Eigen hatte Metcalfe bei Ducroix schon mehrmals Ausweise für sich und seine Freunde bestellt. Metcalfe hatte darauf geachtet, niemals seine wahre Identität preiszugeben -und das nicht nur zum Schutz der eigenen Legende. Metcalfe wollte Ducroix schützen. Der alte Fälscher kannte Eigen nur als Schwarzhändler, der ihm und seinen Kameraden in der Résistance schon manchen Gefallen getan hatte. Eigen war ein unpolitischer Mensch, zu diesem Schluss war Ducroix längst gelangt, aber er war sympathisch und wirkte zumindest vertrauenswürdig.
    Und Metcalfe brauchte jetzt Ducroix' Hilfe. Da er Frankreich als Nicolas Mendoza mit dem Zug nach Berlin verlassen würde, brauchte er eine von der Vichy-Regierung ausgestellte Reisegenehmigung. Ducroix war in ganz Paris der einzige Ausweisfälscher, der das nach Gewicht und Tönung genau richtige Papier hatte und auch die Typografie mitsamt den nötigen Stempeln exakt abbilden konnte.
    Die Librairie Ducroix lag in der Avenue de L'Opera. Dank der atemberaubend schönen Bücher, die Alain Ducroix auf seiner Handpresse druckte und dann selbst band, glichen ihre Schaufenster eleganten Bühnenbildern. Oft blieben Passanten stehen und bewunderten die Bände in rotem Saffianleder und mit Titeln in echtem Blattgold, das von Hand aufgetragen wurde. Andere waren in Kalbsleder oder Pergament gebunden -mit marmorierten Vorsatzpapieren, Fadenheftung, rot-goldenen Prägeornamenten auf dem Einband und Goldschnitt.
    Das einzige unästhetische Objekt in den beiden Schaufenstern war ein kleines gerahmtes Porträt Marschall Petains, unter dem ein Schild verkündete: VENDU - ausverkauft. Das war ein Wortspiel, ein bitterer Scherz: Petain hatte ganz Frankreich verkauft. Metcalfe hielt es für unklug, so etwas ins Schaufenster zu

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