Der Tristan-Betrug
gaben nach, und er sackte mit einem jämmerlichen Klagelaut zu Boden. Er war ein zitterndes Wrack, von Angst überwältigt. Der Gestapomann neben ihm lockerte seinen Griff unwillkürlich etwas, als er vom Gewicht des Zusammensackenden mit nach unten gezogen wurde.
Metcalfe brach zusammen und zog den Deutschen mit sich zu Boden; dann warf er sich blitzschnell herum und knallte den Kopf des Mannes auf den Steinboden. Dabei war ein deutliches Knacken zu hören, als der Gestapomann einen Schädelbruch erlitt. Er verdrehte die Augen so weit nach oben, dass nur noch das Weiße sichtbar war.
Im nächsten Augenblick sprang Metcalfe mit der Walther des Bewusstlosen in der Hand wieder auf. Während er nach rechts -hinter der stählernen Maschine - verschwand, gab er einen Schuss auf den anderen Deutschen ab.
»Weg mit der Waffe, sonst sind Sie tot!«, brüllte der Gestapomann. Aus seiner bisher so phlegmatischen Miene sprach jetzt nackte Angst. Er schoss auf Metcalfe, aber das Geschoss traf nur die Linotype-Setzmaschine und surrte als Querschläger durch den Raum. Metcalfe, der in guter Deckung stand, steckte die erbeutete Pistole durch eine Lücke zwischen Maschinenteilen und zielte sorgfältig, während weitere Schüsse wieder nur Stahl trafen. Der Gestapomann stürmte auf Metcalfe zu, ohne sich um die Querschläger zu kümmern.
Plötzlich spürte Metcalfe einen brennenden Schmerz im rechten Oberschenkel. Ein Streifschuss hatte ihm das Hosenbein aufgerissen. Er biss die Zähne zusammen, drückte erneut ab und traf den Deutschen diesmal am Hals. Der Gestapomann brach mit einem lauten Schmerzensschrei zusammen. Mit der Linken drückte er auf die Wunde, aus der hellrotes arterielles Blut spritzte. Die Rechte betätigte den Abzug seiner Pistole und jagte einen ungezielten letzten Schuss in die hohe Stahlbetondecke der Werkstatt. Als Metcalfe hinter der Linotype hervorspähte, erkannte er mit einem Blick, dass sein Schuss tödlich gewesen war. Der Mann lebte noch, aber er war kampfunfähig und verlor rasch das Bewusstsein. Sein lautes Kreischen wurde zu einem Winseln, feucht und blubbernd.
Metcalfe warf sich herum und rannte zum Hinterausgang. Krampfartige Schmerzen durchzuckten sein rechtes Bein. Er hörte ein scharrendes Geräusch und sah sich danach um. Das war der erste Gestapomann, den er bewusstlos zurückgelassen hatte: Er tastete auf der Seite liegend den Steinboden um sich herum ab, als suche er seine Walther. Offenbar ahnte er nicht, dass Metcalfe sie in der Hand hielt.
Metcalfe drückte ab und traf den Mann in den Bauch. Der Deutsche klappte wieder auf dem Fußboden zusammen. War er diesmal nicht tot, war er zumindest schwer verwundet und dauerhaft außer Gefecht gesetzt.
Jetzt habe ich also endlich einen Menschen erschossen, dachte er grimmig, aber auch mit einem Seufzer der Erleichterung. Plötzlich fiel hinter ihm ein weiterer Schuss. Er drückte sich neben einem langen hölzernen Setzkasten, der weit genug vorragte, um ihm Deckung zu gewähren, flach an die Wand.
Vor dem aus dem Laden einfallenden helleren Licht hob Ducroix sich in seinem Rollstuhl als Silhouette ab. Der Franzose schoss gleichmäßig und mit tödlicher Treffsicherheit auf Metcalfe. Eine Kugel nach der anderen ließ das Holz des Setzkastens nur eine Handbreit von Metcalfes Kopf entfernt zersplittern. Ein Fach mit Bleilettern wurde aufgerissen, und sein Inhalt ergoss sich klappernd auf den Fußboden.
Metcalfe zielte kurz und drückte ab. Ein Schuss traf das Metallgestell des Rollstuhls, ein weiterer ließ eine der hölzernen Armlehnen zersplittern, und der dritte Schuss traf Ducroix mitten in der Stirn.
Der Anblick war grausig. Ein Stück von Ducroix' Schädeldecke flog in einer grässlichen Blutfontäne davon, und der Fälscher sackte in seinem Rollstuhl zusammen.
Metcalfe stand noch einen Augenblick wie gelähmt da, dann zwang er sich dazu, sich zu bewegen. Er stürzte zu den Leichen der Gestapomänner, durchsuchte ihre Taschen und nahm mit, was er an Papieren, Dienstplaketten und Ausweisen finden konnte. Alles konnte irgendwie nützlich sein.
Dann rannte er zum Hinterausgang. Er drückte die Klinke herab, zog die schwere Eisentür auf und war mit einem Sprung auf einer mit Abfällen übersäten Gasse.
Kapitel Neun
Es gab nur einen Zufluchtsort.
Das sichere Haus. Die Höhle. Er musste sich mit Corky in Verbindung setzen, ihn warnen und darüber informieren, was soeben passiert war: über Ducroix' Verrat, über die Katastrophe.
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