Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Corcoran würde wütend darüber sein, dass Metcalfe enttarnt worden war, das stand außer Zweifel, aber er musste über den Vertrauensbruch informiert werden. Vielleicht hatte er eine Erklärung dafür, dass der Fälscher so unerwartet die Seiten gewechselt hatte - oder auf welche Weise er umgedreht worden war.
    Metcalfe musste Corky sofort erreichen, und das war nur auf dem Dienstweg, durch seine Kontaktpersonen in der Höhle, möglich; dieses System hatte Corcoran selbst entwickelt, um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten.
    Er begann zu rennen, aber als das Pochen in seiner Oberschenkelwunde stärker wurde, begnügte er sich damit, ein flottes Tempo anzuschlagen. Dabei ging es nicht nur um die Wunde, die unbedeutend war; Derek Compton-Jones, der Kryptograf in der Höhle, war in erster Hilfe ausgebildet und würde ihn richtig verbinden. Nein, es war wichtig, nicht in Eile, sondern wie ein harmloser, geschäftiger Mann zu erscheinen, der in einer wichtigen Sache unterwegs war. Wurde er aus irgendeinem Grund angehalten, konnte er sich mit den Papieren eines erschossenen Gestapomannes ausweisen. Natürlich sahen die Passfotos auf den Dienstausweisen ihm überhaupt nicht ähnlich, aber damit würde er sich befassen, wenn und falls es sein musste.
    Es war bereits Spätnachmittag, und die Straßen wimmelten vor Menschen. Nach der geglückten Flucht und dem Blutbad stand Metcalfe unter leichtem Schock. Er hatte noch nie einen Menschen umgebracht, und jetzt hatte er gleich drei Männer erschossen. Er fühlte sich wie betäubt, war über das Blutvergießen entsetzt, obwohl er sich darüber im Klaren war, dass er selbst tot daliegen würde, wenn er diese Männer nicht erschossen hätte.
    Bis er das baufällige Klinkergebäude erreichte, in dem Le Caveau im Tiefparterre und die Basisstation im eigentlichen Kellergeschoss lag, waren die Wundschmerzen ziemlich abgeklungen, sodass er weniger auffällig hinkte. Er stieg die wenigen Stufen zur Eingangstür hinunter, zog dreimal an der altmodischen Klingel und wartete darauf, dass der Spion sich verdunkelte, während der Barkeeper Pasquale seine Identität überprüfte.
    Er wartete eine ganze Minute lang, dann wiederholte er das dreimalige Klingeln. Pasquale, der Leute sonst prompt einließ, musste beschäftigt sein, überlegte er sich. Immerhin war es noch Nachmittag, und um diese Zeit mussten die einzigen Gäste die Gewohnheitstrinker, die wirklich dem Alkohol Verfallenen, sein.
    Eine weitere Minute verstrich, ohne dass Pasquale an die Tür kam.
    Metcalfe versuchte es abermals. Seltsam, dachte er. War es möglich, dass die Bar geschlossen hatte? Es gab eine weitere, kompliziertere Möglichkeit, die Basisstation zu erreichen, das wusste er. Dazu musste man das Apartmenthaus nebenan betreten, mit dem Aufzug in den Keller fahren und die Schrauben einer verschlossenen Brandschutztür lösen, hinter der ein Gang in dieses Gebäude hinüberführte. Aber dieser Zugang sollte nur in Notfällen benützt werden, weil er weniger sicher war: Bewohner des Nachbarhauses konnten einen sehen, wenn man ihr Gebäude betrat, und vielleicht misstrauisch werden.
    Er legte eine Hand auf die Klinke, drückte sie herab und fuhr leicht zusammen, als die Tür zur Bar sich öffnen ließ. Sie hätte abgesperrt sein sollen.
    Drinnen brannte kein Licht, was überraschend war. Offenbar war niemand da. Und trotzdem war die Tür unversperrt - das passte nicht zusammen! Sobald seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten und die Schatten und schemenhaften Umrisse als Barhocker und die lange Holztheke erkennbar wurden, entdeckte Metcalfe etwas, das ihn erstarren ließ.
    Mehrere Hocker waren umgeworfen worden. Die Theke war mit zerbrochenem Glas bedeckt - von zersplitterten Weingläsern, von zerschlagenen Bier- und Schnapsgläsern. Hier hatte sich irgendwas abgespielt, irgendwas Gewalttätiges.
    Metcalfe trat ins ungewisse Dunkel hinter der Theke und sah nun, dass die Schublade von Pasquales altmodischer Registrierkasse offen stand. Sie war leer.
    Ein Einbruch?
    Sogar im Polizeistaat der Deutschen gab es in Paris noch immer Diebstähle, Einbrüche. Aber dieses Chaos ließ auf mehr als nur einen simplen Einbruch schließen. Es bewies, dass hier ein Kampf stattgefunden hatte.
    Und niemand war hier! Pasquale, seine Gäste - alle fort.
    Die Basisstation!
    Metcalfe rannte durch die Bar, wich umgekippten Hockern und zerbrochenen Gläsern aus. Er war mit wenigen Sprüngen im Kellergeschoss, tastete sich zu der

Weitere Kostenlose Bücher