Der Tristan-Betrug
stellvertretend an ihm teilnehmen können.
Metcalfe sah sich rasch um und rief für den Fall, dass Derek zu Hause war und nur schlief, nochmals seinen Namen. Dann klopfte er an die geschlossene Schlafzimmertür. Als keine Antwort kam, öffnete er die Tür.
Was ihn als Erstes überfiel, war der scharfe, metallische Geruch von Blut, der an den Geschmack einer Kupfermünze auf der Zunge erinnerte. Sein Herz begann zu jagen, als er den Raum betrat. Wenige Sekunden später sah er Compton-Jones' Leiche und konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken.
Derek lag auf dem Fußboden vor dem Kleiderschrank auf dem Rücken. Die Farbe seines purpurrot angelaufenen Gesichts erinnerte an einen alten Bluterguss, und seine starren, erloschenen Augen drohten genau wie Johnny Betts' Augen aus den Höhlen zu quellen. Sein Mund stand leicht offen. Sein Hals wurde durch eine dünne dunkelrote Linie - ein Band aus blutunterlaufenem Gewebe - zweigeteilt.
Auch er war garrottiert worden.
Metcalfe erschauderte. Tränen traten in seine Augen. Er sank auf die Knie, um an Dereks Hals nach dem Puls zu fühlen, aber er wusste, dass er keinen entdecken würde. Derek war ermordet worden.
»Wer war das?«, fragte Metcalfe mit leiser, wehklagender, aufgebrachter Stimme. »Wer zum Teufel hat dir das angetan? Gottverdammt noch mal, wer hat das alles getan?«
Vielleicht war der Gedanke töricht, manche Morde seien gewalttätiger als andere - Mord war schließlich Mord -, aber Metcalfe erschien dieses Garrottieren als unnötig brutale persönliche Note des Killers. Allerdings hatte das Garrottieren bestimmte taktische Vorteile - auch das erkannte er. Es war eine heimliche Tötungsart, zweifellos die heimlichste, wenn man sich dazu überwinden konnte. Wenn man das Opfer daran hinderte, Geräusche von sich zu geben, und die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrach, stellte man sicher, dass es keinen lauten Schrei gab. Trotzdem hätten die meisten Männer wohl eher auf andere Weise getötet. Dieser Killer war nicht nur geschickt; er war auch geistesgestört.
Und die Garrotte war allem Anschein nach sein Markenzeichen.
Metcalfe gelang es irgendwie, sich aufzurappeln. Er fühlte sich schwindlig und war kurz davor, ohnmächtig zu werden, als er die Wohnungstür in dem Augenblick erreichte, in dem sie aufgestoßen wurde.
Ein Deutscher kam mit großen Schritten herein. Ein Mann mittleren Alters in einer Gestapouniform mit den Rangabzeichen eines Sturmbannführers. Der Deutsche hielt seine Walther schussbereit in der Hand. »Halt! Keine Bewegung!«, blaffte er und zielte mit der Pistole auf Metcalfes Brust.
Metcalfe wollte nach seiner Colt-Pistole im Beinholster greifen.
»Bitte ziehen Sie Ihre Waffe nicht«, sagte der Deutsche. »Ich müsste sonst sofort schießen.«
Metcalfe überlegte, ob er seine Pistole trotzdem ziehen sollte, aber der Sturmbannführer hatte mehrere Sekunden Vorsprung. Dieser Versuch wäre Selbstmord gewesen; der Gestapomann wirkte durchaus entschlossen, seine Drohung wahr zu machen. Metcalfe konnte nur bluffen.
Er starrte den Deutschen gebieterisch an und verschränkte langsam die Arme.
»Hände runter«, sagte der Deutsche.
Metcalfe gehorchte schweigend. Er starrte den Mann weiter herrisch an.
Endlich sprach er - in tadellosem Deutsch. »Sind Sie fertig, Herr Sturmbannführer? Haben Sie genug?« Sein Blick war eisig, aber sein Gesichtsausdruck blieb phlegmatisch, überlegen. Metcalfe hatte als Kind Deutsch gelernt und sprach perfektes Hochdeutsch, das er im Schweizer Internat von einem adeligen Deutschlehrer gelernt hatte. Nach Metcalfes Erfahrung waren Deutsche so klassenbewusst, dass der Gestapomann gar nicht anders konnte, als sich auf subtile, unausgesprochene Weise eingeschüchtert zu fühlen.
»Verzeihung, was haben Sie gesagt?«, fragte der Deutsche in abrupt verändertem Tonfall. Sein arroganter Befehlston hatte sich verflüchtigt; seine Stimme klang nur noch besorgt.
»Dummkopf!«, knurrte Metcalfe. »Wer zum Teufel hat befohlen, den Briten zu erledigen? Etwa Sie?«
»Herr .«
»Das ist absolut inakzeptabel! Ich habe ausdrücklich befohlen, dass der Brite lebend gefangen genommen und verhört werden soll. Sie unfähiger Trottel! Zeigen Sie mir Ihren Dienstausweis, Sie Idiot! Ich werde eine strenge Untersuchung veranlassen. Diese ganze Sache ist vermurkst worden!«
Auf dem Gesicht des Gestapomannes spiegelten sich wechselnde Empfindungen von Verwirrung über Besorgnis bis zu kaum verhohlener Angst. Er griff hastig in die
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