Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Brusttasche seiner Uniformjacke und zog seinen Dienstausweis heraus.
    »Zimmermann«, las Metcalfe von der Ausweiskarte vor, als merke er sich den Namen. »Sie, Herr Sturmbannführer Zimmermann, sind also für diesen Pfusch verantwortlich! Haben Sie befohlen, den britischen Agenten zu erledigen?«
    »Nein, das habe ich nicht«, antwortete der Mann hörbar geknickt, weil Metcalfe ihn so scharf angefahren hatte. »Mir ist nur gemeldet worden, der Amerikaner sei hier aufgetaucht, und ich habe Sie mit ihm verwechselt. Das war ein bedauerlicher Irrtum.«
    »Erbärmlich! Und wieso hat es so lange gedauert, bis Sie hier aufgekreuzt sind? Ich warte schon über eine Viertelstunde. Diese Schlamperei ist unerhört!«
    Metcalfe griff in eine Jackentasche und zog das Päckchen Zigaretten heraus, das er einem der toten Gestapomänner in Ducroix' Werkstatt abgenommen hatte. Zigaretten der Marke Astra, die in Deutschland viel geraucht wurde. Er schüttelte eine Zigarette heraus, bot dem Deutschen absichtlich keine an und entzündete ein Sturmstreichholz. Die Signale waren subtil, ohne weitere Erklärung verständlich: Auch Metcalfe war ein deutscher Offizier.
    Während Metcalfe beißenden Rauch durch die Nase ausstieß, befahl er: »Sorgen Sie dafür, dass diese Leiche schnellstens abtransportiert wird.« Er bückte sich rasch, um sich zu vergewissern, dass die Pistole sicher in ihrem Halfter steckte. Dann machte er sich mit stumm missbilligendem Kopfschütteln auf den Weg zur Tür.
    »Entschuldigung«, sagte der Deutsche plötzlich. Sein Tonfall hatte sich erneut verändert - diesmal ins Bedrohliche, fand Metcalfe.
    Metcalfe drehte sich widerstrebend um und sah einen verwirrten Ausdruck auf Zimmermanns Gesicht. Der Gestapomann deutete auf Metcalfes rechtes Bein.
    Als Metcalfe an sich herabblickte, merkte er, worauf der Deutsche zeigte. Das Hosenbein war mit Blut getränkt. Der Streifschuss! Obwohl die Wunde nicht tief war, hatte sie stark geblutet.
    Metcalfes vorübergehende Verwirrung bestätigte den Verdacht des Deutschen. Hier stimmt etwas nicht, schien der Gestapomann zu denken, während sein Gesichtsausdruck ins Wachsame wechselte.
    »Ich möchte Sie bitten, mir jetzt Ihren Ausweis zu zeigen«, sagte der Deutsche. »Ich muss mich davon überzeugen, dass Sie tatsächlich ...«
    Metcalfe ließ ihn nicht ausreden. Er zog seine Pistole und drückte ab. Der Schuss traf den Deutschen in der Brust und ließ ihn zusammenbrechen. Metcalfe drückte nochmals ab, zielte dabei auf dieselbe Stelle und wusste nun bestimmt, dass der Mann tot war.
    Ja, der Mann war tot, aber jetzt hatte sich alles verändert. Die Gestapo fahndete nach ihm, auch wenn sie seinen richtigen Namen vermutlich nicht kannte. Das bedeutete, dass er sich auf dem Bahnhof nicht blicken lassen durfte. Er konnte Paris nicht wie geplant mit dem Zug verlassen, konnte sich nicht an die von Corky ausgearbeitete Route halten, die jetzt viel zu gefährlich gewesen wäre. Der Plan musste geändert werden, und vor allem würde er Corky benachrichtigen müssen.
    Metcalfe wusste, dass er jetzt ein Gezeichneter war. Er konnte sich nicht mehr frei auf den Straßen bewegen.
    Er trat langsam an den zusammengebrochenen Deutschen heran und fühlte am Hals nach seinem Puls. Das Herz hatte aufgehört zu schlagen. Er begutachtete die beiden kleinkalibrigen Einschusslöcher in der Brust des Mannes. Obwohl die Geschosse die Uniformjacke durchschlagen hatten, waren die Löcher klein und leicht zu verdecken.
    Er machte sich rasch daran, dem Deutschen die Uniform auszuziehen. Dann streifte er seine Kleidung ab und verstaute Geldbörse, Ausweise, Schlüssel und Reisepass in den Uniformtaschen. Die eigenen Sachen stopfte er zusammengeknüllt in den hintersten Winkel des Kleiderschranks, dann zog er die GestapoUniform an. Sie passte nicht einmal schlecht, fühlte sich aber höchst ungewohnt an: gestärkt, steif, kratzig. Er rückte die schwarze Krawatte so zurecht, dass sie die Einschusslöcher verdeckte, und fixierte sie dort mit dem NS-Parteiabzeichen, das der Gestapomann als Krawattennadel getragen hatte.
    Den Dienstausweis und die Pistole, die nützlich sein konnten, nahm Metcalfe ebenfalls mit. In Dereks Hausapotheke fand er Verbandmull, Pflaster und ein Antiseptikum. Nachdem er die Wunde an seinem rechten Oberschenkel verbunden hatte, verließ er die Wohnung hastig auf der Suche nach dem einzigen Mann, der ihn möglichst bald aus Paris herausbringen sollte.
    *
    »Gott steh mir bei!«, rief Chip

Weitere Kostenlose Bücher