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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Geschäftsmann hielten.
    Metcalfe spürte, dass sich trotz der Kälte auf seiner Stirn Schweißperlen bildeten, während sein Körper Adrenalin ausschüttete. Bin ich enttarnt?, fragte er sich.
    Wissen sie, mit welchem Auftrag ich hier bin?
    Die einzig mögliche Lösung war, den Agenten zu »verbrennen«, ihn wertlos zu machen. Der Mann war viel zu gut, gefährlich gut. Aber sowie ein Agent von der Zielperson identifiziert worden war, konnte er nicht mehr zu ihrer Überwachung eingesetzt werden; er musste aus dem Außendienst abgezogen werden.
    Metcalfe setzte ein freundliches, jedoch unbedarftes Gesicht auf, als er zu dem hölzernen Wartehäuschen hinüberschlenderte und sich unterwegs zurechtlegte, was er plappern würde: Entschuldigung, aber könnten Sie mir vielleicht weiterhelfen? Ich habe mich wohl verlaufen ...
    Als er um das Holzhäuschen bog, blieb er verblüfft stehen und fühlte sein Herz jagen. Jesus, dieser Kerl war gut!
    Er war verschwunden.

Kapitel Vierzehn
    Die amerikanische Botschaft in Moskau lag in der Mochowajastraße neben dem Hotel National, gegenüber dem Manegeplatz und dem Kreml. Die Büros waren kahl und heruntergekommen, aber die Kontrollen waren scharf. Eine Ironie des Schicksals, dachte Metcalfe grimmig lächelnd, als er seinen Reisepass vorwies, um eingelassen zu werden: Russen und Amerikaner waren gleichermaßen daran beteiligt, die amerikanische Botschaft zu bewachen und zu schützen. Vor dem Botschaftsgebäude waren U.S. Marines und NKWD-Agenten aufgezogen. Die Marineinfanteristen waren da, um die Russen fern zu halten; die NKWD-Leute waren ebenfalls da, um sie fern zu halten - sie sollten dafür sorgen, dass keine Russen versuchten, mit Gewalt in die Botschaft einzudringen, um überzulaufen.
    Amos Milliard, der Mann, den er hier sprechen wollte, arbeitete in einem winzigen, karg möblierten Büro ohne die geringste persönliche Note. Er war Dritter Sekretär der Botschaft und Konsul: ein kleiner bebrillter Mann mit beginnender Glatze, blassem Teint und so weichen Händen, dass man den Eindruck hatte, der Mann könnte verbluten, wenn er sich an einer scharfen Papierkante schnitt.
    Das weiche Fleisch dieses Mannes tarnte jedoch einen inneren Kern aus Stahl. Hilliard sprach so offen, dass es geradezu ätzend freimütig war. Metcalfe verstand rasch, weshalb Corcoran, der so wenigen Menschen traute, Vertrauen zu Hilliard hatte -diesem unverblümt offenen Bauernjungen aus Iowa, der sein gesamtes Berufsleben im diplomatischen Dienst verbracht hatte. Amos Hilliard war ein Russlandexperte, nach dessen Überzeugung es keinen Russlandexperten gab. »Wissen Sie, was ein Russlandexperte ist?«, fragte Hilliard Metcalfe verächtlich schnaubend nach einigen Minuten. »Jemand, der zwanzig Jahre lang in Russland gelebt hat - oder zwei Wochen. Und ich passe in keine dieser Kategorien. Teufel, hierzulande gibt's keine Experten. Nur unterschiedliche Grade von Unwissenheit.«
    Hilliard war mehr als nur einer der wenigen Beamten des Außenministeriums, zu dem Corky Vertrauen hatte: Er war insgeheim auch einer von Corcorans Agenten. Dass Corky zuließ, dass zwei seiner Agenten sich trafen, war höchst ungewöhnlich, denn es verstieß gegen sein geheiligtes Prinzip der strikten Abschottung. »In diesem Fall bleibt mir keine andere Wahl«, hatte Corky in Paris zu Metcalfe gesagt. »Ich habe ernste Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit des restlichen Botschaftspersonals in Moskau. Hilliard gehört zu den sehr wenigen Leuten, denen Sie trauen können. Falls«, hatte er eisig hinzugefügt, »man überhaupt jemandem trauen kann, was eine sehr zweifelhafte Hypothese ist.«
    »Nicht einmal Ihnen?«, hatte Metcalfe schalkhaft grinsend gefragt.
    Corcoran hatte Metcalfes leicht dahingesagte Bemerkung jedoch nicht als Scherz aufgefasst: »Ist das nicht unweigerlich der Punkt, an dem wir erstmals irregehen - weil wir zu großes Vertrauen zu uns selbst haben?« Im Blick des Alten lag ein Tadel, ein wiederholter Vorwurf, der nicht ausgesprochen zu werden brauchte: Hüten Sie sich vor Selbstüberschätzung, Stephen - vielleicht sind Sie doch nicht so gut, wie Sie meinen.
    »Willkommen im Tal der Seligen«, sagte Milliard, während er sich eine Camel anzündete. »Unser ... gemeinsamer Freund muss eine hohe Meinung von Ihnen haben.«
    Metcalfe zuckte mit den Schultern.
    »Offenbar traut er Ihnen vorbehaltlos.«
    »Und Ihnen. Jedenfalls kommt's selten vor, dass die Bahnen zweier seiner Trabanten sich kreuzen

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