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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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nützen sie nur der gemeinsamen Sache. Auf freiberuflicher Basis. Die gefährlichsten Verräter sind die, die aus Liebe handeln - sie halten sich immer für die wahren Patrioten.«
    Milliard warf ihm einen durchdringenden Blick zu.
    Was zum Teufel will er damit sagen?, fragte Metcalfe sich. »Sie schildern eine Botschaft der Vereinigten Staaten, in der Sie nicht einmal den eigenen Kollegen trauen können? In der Sie nicht wissen, wer vielleicht für Stalin arbeitet?«
    »Wie ich schon gesagt habe, ist das nur eine der hiesigen Fraktionen. Nur eines der Elemente. Es ist noch nicht lange her, dass Roosevelt allmählich eingestanden hat, dass Onkel Joe Stalin vielleicht doch kein netter Kerl sein könnte. Er fängt an, nüchterne Tatsachen über die Bolschies zu akzeptieren.« Milliard senkte die Stimme. »Sehen Sie sich den neuesten Schwachkopf an, den er als Botschafter hergeschickt hat. Ein großer Wahlkampfspender, ein flotter New Yorker Anwalt, der keine Ahnung von Russland hat und Moskau noch mehr hasst als wir anderen. Verabscheut die Sowjets, ohne wirklich etwas über sie zu wissen. Nichts ist schlimmer als Fanatismus, der allein auf Unwissenheit basiert. Und er hat seine Clique: die hiesigen Russlandhasser, lauter Kerle, die solche Heidenangst vor dem Virus des Bolschewismus haben, dass sie tun, was sie nur können, um unsere Beziehungen zum Kreml zu sabotieren. Sie sind gern bereit, Berlin auf jede nur mögliche Weise zu unterstützen. Sie sehen im Nationalsozialismus die einzige Hoffnung, die Ausbreitung des Kommunismus über die ganze Welt aufzuhalten.«
    »Sie sprechen ernsthaft von Leuten, die für Hitler arbeiten?«
    »Indem sie doppelte Buchführung praktizieren, ja. Oder Schlimmeres. Das Problem ist nur, dass man's einfach nicht weiß! Dies ist die reinste Schlangengrube.«
    »Ja, ich verstehe.«
    »Aber das ist nicht der Grund für Ihren Besuch. Lese ich meine verschlüsselten Mitteilungen richtig, dann erwarten Sie konkrete Informationen von mir. Sie wollen erfahren, was wir über die deutsch-sowjetische Allianz wissen - ob sie real ist. Oder ob dahinter auf einer Seite vielleicht nur taktische Erwägungen stehen.«
    »Das ist der Teil, der mich am meisten interessiert.«
    »Und genau darauf kann Ihnen niemand eine Antwort geben. Das ist das Rätsel der Sphinx. Das wüssten wir alle nur zu gern. Aber warum Sie das wissen wollen, macht mich neugierig.«
    »Und dabei müssen wir's bewenden lassen.«
    »Abschottung«, sagte Milliard mit einem Nicken.
    »Segmentierung. Nun, ich will Ihnen etwas erzählen. Über eineinhalb Jahre lang habe ich Washington in Depeschen davor gewarnt, dass Stalin und Hitler einen Nichtangriffspakt schließen werden, und wissen Sie, welche Reaktion das ausgelöst hat? Völligen und entschiedenen Unglauben. Leugnen. >Nö, dazu kommt's nie<, haben diese Idioten immer wieder geantwortet. Eine marxistische Regierung würde niemals ein Abkommen mit ihrem ideologischen Todfeind schließen. Washington war anscheinend nicht imstande, die einfache Tatsache zu begreifen, dass es Stalin nur um den Erhalt des sowjetischen Systems geht. Mit Ideologie hat das nichts zu tun. Hier geht's um Selbsterhaltung.«
    »Sie haben gewusst, dass sie ein Abkommen schließen würden?«
    »Ich hatte Quellen.«
    »Im Kreml?«
    Milliard schüttelte den Kopf und lächelte geheimnisvoll. »Dass Berlin und Moskau im Gespräch waren, war allgemein bekannt, aber nicht einmal die Sowjets wussten, dass es tatsächlich zu einer Einigung kommen würde. Woher wir das wissen? Ich will Ihnen eine Geschichte erzählen. Als der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop nach Moskau kam, um den Nichtangriffspakt im Beisein Stalins zu unterzeichnen, hatten die Russen nicht einmal Hakenkreuzflaggen, die zum Empfang der deutschen Delegation auf dem Flughafen wehen sollten. Sie haben überall gesucht, konnten aber keine finden. Kein Wunder, nachdem sie die vergangenen sechs Jahre damit verbracht hatten, die Nazis zu verunglimpfen. Schließlich haben sie in einem Moskauer Filmatelier ein paar Fahnen aufgetrieben, die dort für einen nazifeindlichen Propagandafilm gebraucht wurden - der dann natürlich im Archiv verschwand.«
    »Aber Sie haben's gewusst«, fasste Metcalfe nach. »Sie haben gewusst, dass der Pakt vorbereitet wurde.« Das bedeutet, dass Amos Milliard einen Informanten in der deutschen Botschaft haben muss, sagte er sich.
    »Das Geheimnis des beschränkten Erfolgs, den ich hier in Moskau gehabt habe«, sagte

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