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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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durch ein hoch gelegenes Fenster schien, konnte sie erkennen, dass eine Nacht, ein Tag und ein Teil der nächsten Nacht verstrichen waren, doch außer Essen hatte sie nichts bekommen. Vor allem keine Informationen, so sehr sie sich auch bemüht hatte, den Wächter zum Sprechen zu bring en .
    Er war jung, ihr Wächter, kaum dem Knabenalter entwachsen, doch seine Angst war ihm deutlich anzumerken, wenn er der Gefangenen Schrotbrot, Gerstenbrei oder ein Stück Stockfisch brachte. Er hatte noch nie eine Hexe gesehen, und als Anne ihm danken wollte, wich der junge Kerl zurück und bekreuzigte sich heimlich, als hätte der Teufel persönlich ihn angesprochen. Normalerweise hätte Anne darüber gelacht, aber jetzt machte es ihr Angst. Wie konnte jemand sie nur für eine Dienerin des Bösen halten, sie, ein Mädchen mit wirren Haaren und zweifellos schmutzigem Gesicht und einem vom Schlaf zerknitterten Kleid? Wenn man seine Seele dem Teufel verkaufen wollte, sollte man doch wenigstens sauber gekleidet sein!
    Anne ging hin und her, ihre Röcke schleiften über den Boden. Es wurde Zeit, dass sie ihr Schicksal wieder selbst in die Hand nahm und nicht auf Hilfe wartete, die womöglich gar nicht kam. Dieser Gedanke schnürte ihr das Herz zusammen, aber sie schob ihn beiseite. Sie wollte sich ihren klaren Verstand nicht durch Panik trüben lassen. Es war alles nur eine Frage der Zeit. Zur eigenen Beruhigung wiederholte sie alles, was sie wusste. Margaret und Karl von Burgund waren ihre Freunde, und sie befand sich in ihrem Schloss. Margaret war fort, um Hilfe zu holen. Margaret würde sie nicht im Stich lassen - dessen war sie gewiss. Es dauerte nur ein bisschen länger, als sie beide gedacht hatten.
    Außerdem befand sich in diesem Moment auch Edward in der Stadt. Sie hatte die Glocken gehört, die an diesem Morgen zu seiner Ankunft geläutet worden waren. Sie hatte versucht, zu dem einen, hohen Fenster hinaufzuklettern, um etwas sehen zu können. Aber obwohl sie den Schemel auf die Sitzfläche der Cathedra gehoben und sich dann auf die Zehenspitzen gestellt hatte, hatte sie nicht hinaussehen können. Aber Edward musste über ihre Situation mittlerweile Bescheid wissen. Und er liebte sie. Ja, bestimmt wusste er, wo sie war, und wartete nur auf einen günstigen Zeitpunkt, um ...
    Anne war eigentlich eine Optimistin, aber jetzt war da noch eine andere Stimme in ihrem Kopf, eine Stimme, die aus Angst und Schlafmangel geboren war und die sie zu ignorieren versuchte, die sie nicht hören wollte. Er wird nicht kommen, sagte diese Stimme. Er hat von dir bekommen, was er wollte. Wenn er einmal bei Karl ist und Pläne schmieden kann, was kümmert es ihn dann noch, was mit dir und deinem Sohn geschieht? Er hat dich bereits vergessen. Warum auch nicht? Er hat jetzt einen eigenen, ehelichen Knaben, ein richtigen Prinzen .
    »Nein!«
    Der Wächter vor der Tür hörte das Mädchen drinnen in der leeren Zelle schreien. Ihn schauderte. Beschwor sie Geister herauf, wenn sie so schrie? Unwillkürlich trat er einen Schritt vor, um besser hören zu können. Aber ihre Stimme war zu einem Flüstern geworden. Was sagte sie da?
    »Er wird kommen. Er wird kommen. Du wirst sehen«, rief Anne mit tränenerstickter Stimme. »Und dich werde ich auch bald wiedersehen, mein Kind. Sehr bald .«
    Frauen sind so törichte Wesen«, sagte die Stimme in ihrem Kopf. Sie hoffen und glauben, wo ein Mann den Mut hätte, den Tatsachen ins Auge zu blicken. Du bist verlassen und wirst hier sterben, Anne de Bohun. Einsam und allein. Herzog Karl weiß alles. Er hat verhindert, dass Margaret zurückkommt, weil sie ihm vom Tod des Bischofs erzählt hat. Er hat sie in ein Kloster geschickt, genau wie Odo gesagt hat. Und Agonistes verspritzt immer noch sein Gift. Horch. Kannst du es hören? Auf dem Marktplatz bauen sie schon den Scheiterhaufen für dich. Der König von England und der Herzog von Burgund müssen Hexenverbrennungen unterstützen, das ist ihre Pflicht.
    »Nein! Fort mit dir. Ich will dich nicht hören. Ich will hier nicht sterben. Sie werden mich nicht verbrennen!«
    Der Wächter presste sich die Hände auf die Ohren und zog sich bis an das äußerste Ende des Ganges zurück. Er wollte das Toben der Hexe nicht länger mit anhören. Es machte ihm schreckliche Angst, denn er wusste nicht, mit wem sie sprach.
    Anne stürzte zur Zellentür und trommelte gegen das unnachgiebige Holz. Sie musste an Informationen kommen! »Wache! Ich muss die Herzogin sprechen.«
    Aber

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