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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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viel Schlaf. Morgen ist für uns alle ein langer Tag.«
    Der Seemann schnitt ein Stück Brot für den Kleinen ab und zeigte ihm, wie er es, ohne zu kleckern, eintunken und in den Mund schieben konnte.
    »Sehr gut. Und jetzt noch ein Stück .«
    Der Knabe gähnte herzhaft und gab dabei den Blick auf sein halb zerkautes Essen frei. Seine Mutter gab sich alle Mühe, ernst zu klingen. »Edward, wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst die Hand vor den Mund halten.«
    Der Kleine kicherte und sperrte mit einem Grinsen seinen Mund extra weit auf. Das brachte alle zum Lachen, am meisten die drei Erwachsenen, denen vor Lachen die Tränen über das Gesicht liefen. Dann gähnte Edward wieder, seine Augenlider flatterten, und er rieb sich seine Augen.
    »Komm, mein Goldkind«, sagte Deborah. »Genug gelacht. Wir beide wärmen jetzt das Bett auf. Und dann kommt Wissy und sagt dir gute Nacht.«
    »Und Leif?«
    »Ja, ich komme auch. Und jetzt deck dich gut zu, Junge.«
    Der Mann beugte sich vor, stellte den Knaben vorsichtig auf die Füße und küsste ihn zärtlich. Ein Beobachter hätte sie in diesem Augenblick für eine Familie halten müssen - Mutter, Vater, Kind und Großmutter. Anne fing Leifs Blick auf und schien etwas sagen zu wollen, doch dann wandte sie sich ihrem Sohn zu. »Kriegt Wissy keinen Kuss?«
    Sie umarmte das Kind heftig, und dann zogen Deborah und der kleine Edward Hand in Hand aus der Küche und sangen: »Die Treppe hinan, die Treppe hinan, ins Bettenland, ins Bettenland . «
    In der Küche herrschte Schweigen, nur das Knistern des Feuers war zu hören. Anne legte noch mehr Holz nach und stocherte heftig in der Asche. Sie vermied es, den Mann anzusehen.
    »Er ist gewachsen. Er wird einmal groß werden.« Leif sagte nicht: wie sein Vater.
    »Was bedeutet denn das?« Er zeigte an die Wand, wo sich verschnürte Truhen und Habseligkeiten stapelten. »Ihr wollt den Hof aufgeben?«
    Anne drehte sich zur Seite und nickte.
    »Aber warum?«
    »Ich möchte das so.«
    Leif stand aufund nahm Anne den Schürhaken aus der Hand. Mit diesem Schürhaken war damals der Bote von Edward Plantagenet erschlagen worden.
    »Ihr wollt es mir nicht sagen?«
    Anne schüttelte den Kopf, sie war den Tränen nahe. »Wir müssen Brügge so schnell als möglich verlassen.«
    Leif nahm diese Nachricht ohne Kommentar zur Kenntnis. Dann warf er ein dickes Scheit vom Baumschnitt des vergangenen Herbstes in das Feuer, nahm Annes Kopf zwischen seine Hände und drehte sie sacht zu sich. Sie konnte ihm nicht ausweichen. »Ich habe von dieser Geschichte in der Stadt erfahren. Deshalb bin ich gekommen. Wohin wollt Ihr gehen?«
    Anne senkte ihren Blick. »Nach Süden. Italien vielleicht. Wir werden noch einmal von vorn beginnen - Deborah, Edward und ich.«
    Das waren tapfere Worte, doch Annes Einsamkeit berührte Leif tief. Er schwieg, und diesmal war sie es, die die Spannung löste, indem sie die leeren Schalen abräumte. Dann kam sie zurück und setzte sich neben ihn auf die Ofenbank. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet. Niedergeschlagen.
    Sacht nahm er ihre Hände. Sie hatten beide in einer seiner Hände Platz. »Ihr müsst das nicht allein schaffen, Anne.«
    Sie sah zu dem großen Mann mit den freundlichen Augen hoch, und dann konnte sie sich nicht mehr beherrschen. Tiefe, verzweifelte Schluchzer zerrissen ihre Brust. Instinktiv streckte Leif die Arme nach ihr aus, und diesmal wehrte sich Anne nicht. Sie lehnte sich an ihn, und er strich ihr zart über den Rücken. Nach einer Weile schluckte sie ihre Tränen hinunter und ruhte stumm und benommen an seiner Schulter.
    »Lady, ich bin gekommen, Euch nach Hause zu bringen. Wenn Ihr es mir gestattet.«
    Anne riss ihre verweinten Augen auf. »Nach Hause?«
    Leif nickte. »Nach England. Ich habe die Lady Margaret aus dem Delfter Hafen nach Sluis bringen lassen. Die Handwerker, die sie repariert haben, waren tatsächlich ehrlich. Ihr hattet recht.« Er lächelte, und eine Weile schwiegen beide. Dann setzte Anne sich mit sorgenvollem Gesicht auf.
    »Aber wie sollen wir nach England segeln? Der Krieg fängt . «
    ». fängt bald richtig an. Das stimmt. In der Stadt sagen die Leute, Herzog Karl wolle dem König nun doch helfen. Aber so schnell passiert das nicht. Wir sind aufjeden Fall schneller. Wenn Ihr mir nur vertrauen wollt.«
    Wenn Leif sprach, klang alles so einfach. Kummer und Verwirrung waren vom frischen Wind der Vernunft wie weggeblasen. In Annes Wimpern hingen Tränen.
    »Ich habe dem König

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