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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gesagt, dass ich entscheiden muss, was für uns alle das Beste ist - für den kleinen Edward, für Deborah und für mich. Und ich werde mich entscheiden.« Sie blinzelte tapfer ihre Tränen fort. »Und Ihr könnt uns wirklich nach London bringen?«
    Der Däne stand so abrupt auf, dass er seinen Kopf an dem niedrigen Deckenleuchter stieß. »Oh! Egal! Was glaubt Ihr, warum Sir Mathew sein Schiff nicht schon früher zurückbekommen hat? Ja, natürlich kann ich Euch nach Hause bringen.« Unbemerkt hatte Deborah die Küche wieder betreten. Sie hörte das unausgesprochene Ende seines Satzes: und Euch zu meinem Weib machen.
    Thors Diener, der Diener des Krieges, war in einem anderen Gewand zu Anne zurückgekehrt. Ihre Tochter musste sich vorsehen, sonst würde sie eine gewaltige Kraft entfesseln. Kein Krieg zwischen Völkern, kein Unterschied zwischen Klassen konnte so stark sein wie übermächtige Liebe. Wie die Liebe, die dieser Mann für Anne de Bohun empfand.
    Teil 3
    DIE
    RÜCKKEHR
    Kapitel 48
    Als tiefster Winter in Frankreich herrschte, kam in Paris ein Ungeheuer zur Welt. Ein Kind mit zwei Köpfen und drei Armen, von denen einer aus der Brust herausragte, und mit Händen, die, wie man sich erzählte, Krebsscheren ähnlich waren. Ein schlechtes Zeichen, ein sehr schlechtes Zeichen. Sämtliche Pfarrer, Mönche und Bischöfe riefen das Volk zu allseitiger Buße auf, damit dieses Werk des Teufels nicht zum Vorboten von noch Schlimmerem würde.
    Furcht machte sich bei den ausgezehrten und hungernden Menschen im Königreich von Frankreich breit - eine bleiche, schleichende Seuche, die aus Unvernunft und wachsender Panik bestand. Louis de Valois konnte sie riechen, konnte die giftigen Ausdünstungen beinahe mit Händen fassen, als auch sein Hofstaat davon angesteckt wurde.
    »Ich muss diese Kreatur sehen. Und auch Ihr, Bruder. Und Ihr sagt mir, was das bedeutet.«
    Bruder Agonistes hob sein gequältes Gesicht. Er war noch nicht lange aus Brügge zurückgekehrt, und nun kniete er im Audienzsaal nur drei flache Stufen unter dem Thron, auf dem der König saß. Nach seiner langen Reise nach Süden durch Eis und Kälte war er dünner denn je, schmutziger denn je, und er stank schlimmer denn je. Er stinkt wie ein neun Tage alter Leichnam, dachte Louis bei sich.
    Agonistes schnaufte wie ein geschundenes Maultier und seine Hand zitterte, als er zwischen sich und dem König ein Kreuzeszeichen schlug. »Bruder König, ich weiß nicht, was dieses Ding bedeuten soll. Es ist ein lebendiges Wesen. Es heißt, es sauge kräftig an den Brüsten seiner Mutter und es sei gesund. Vielleicht hat nicht Satan, sondern Gott es uns geschickt.«
    Louis schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Das kann nicht sein. Unser Schöpfer macht keine missgestalteten Kinder, denn wir sind nach seinem heiligen Antlitz erschaffen. Nein, dies ist ein Zeichen. Das ist gewiss.«
    Bruder Agonistes zuckte müde die Achseln. »Der König, mein Bruder, weiß mehr, als ich verstehen kann, denn er ist von Gott gesalbt.« Die Finger des Mönchs krochen zum Rosenkranz, der an einer Schnur hing, die ihm auch als Gürtel diente. Er schloss seine Augen und begann leise den Rosenkranz zu beten. Die Anwesenheit des Herrschers schien er vergessen zu haben.
    Louis war nicht beleidigt, denn das Verhalten dieses Mannes war immer außergewöhnlich. Einen Augenblick lang vergaß der König seine Angst vor dem Ungeheuer und fragte sich, was der Mönch wohl sah, wenn er so intensiv betete. »Ihr seid fromm wie immer, Bruder Agonistes. Aber Ihr habt Euch auch verändert. Seid Ihr krank?«
    Schweigend schüttelte der Mönch den Kopf und ließ die Perlen des Rosenkranzes unermüdlich durch seine Finger gleiten.
    »Nun, fürchtet Ihr vielleicht den Tod, da Ihr Euch so kasteit?«
    Die Augen des Mönchs öffneten sich und richteten sich auf den König. »Ja, ich fürchte den Tod. Und das solltet Ihr auch. Wir beide tragen die Last der Sünde, diese stinkende, verhasste Bürde. In der Vergangenheit war die Lust schuld an meinem Niedergang und nun, als ich diese Frau wiedergesehen habe, hat mich die Erinnerung daran von Neuem besudelt. Diese Frau, zu der Ihr mich geschickt habt, Bruder.« Agonistes hörte sich fast vorwurfsvoll an. Louis war über die Vermessenheit des Mönchs so erstaunt, dass er zu sprechen vergaß und der Mönch fortfuhr: »Und doch hat es Euch und dem Herrn gefallen, mir diese Aufgabe zu übertragen, und deshalb bin ich dankbar für die Entbehrungen, die sie mir auferlegt

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