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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Durch die Arbeit auf dem Schiff waren Brust, Arme und Schultern besonders kräftig ausgebildet, und selbst wenn er saß, wirkte Anne neben ihm wie eine Zwergin. Und sie nahm seinen Geruch wahr, einen würzigen Duft nach Männlichkeit und Moschus. Er war Kapitän auf einem Handelsschiff, und wenn er sich bewegte, verströmte er den Duft von Zimt und Nelken - eine ferne Erinnerung an frühere Ladungen. Sein Duft ließ sie ihren Verlust noch stärker empfinden.
    »Es gibt auch noch Brot. Von gestern, aber trotzdem gut.«
    »Brot wäre fein. Es ist doch von Deborah?«
    Beide lächelten. Anne hatte einfach kein Geschick zum Teigkneten, so sehr sie sich auch bemühte. Ihre Brote wurden immer schwerer als die ihrer Ziehmutter.
    »Ja, sie hat Brot gebacken. Keine Sorge, ich bin nicht einmal in der Nähe gewesen.« Rasch schaffte Anne einen runden Brot-laib und ein Töpfchen mit ausgelassenem Gänseschmalz herbei.
    Nach kurzem Zögern setzte sich Anne neben ihren Gast. Stumm beobachtete sie, wie Leif ein dickes Stück vom Brot abriss und in das Gänseschmalz tunkte. Dann löffelte er seine Suppe und warf dabei einen raschen Blick auf Anne. Sie sah müde aus, und die Schatten unter ihren Augen sprachen von Kummer. Oder von Angst.
    »Das schmeckt köstlich«, sagte Leif und lächelte. Anne nickte, sah ihn aber nicht an, sondern legte unnötigerweise noch etwas Holz nach.
    Leif aß ruhig weiter, bis er mit einem Seufzen die Schale absetzte und sich zu ihr wandte. »Ich gebe Euch keine Schuld, Lady. Ihr musstet mit dem König gehen. Man hat mir erzählt, dass Ihr gar keine andere Wahl hattet.«
    Anne senkte rasch den Kopf, um ihre Tränen zu verbergen. Doch vergeblich. Als sie sprechen wollte, war ihre Stimme ein ersticktes Flüstern.
    »Es tut mir so leid, Leif. Ich habe Euch im Stich gelassen.«
    Er schüttelte den Kopf und deutete ein Lächeln an. »Aber nein. Das ist allein seine Schuld.« Zwischen Empörung und Erstaunen hin- und hergerissen, suchte Anne nach Worten, Leif aber lachte. Ja, er lachte. »Als ich darüber hinweg war, begriff ich. Ich hätte genauso gehandelt. An seiner Stelle.«
    In diesem Augenblick kam der kleine Edward in seinem Nachthemd in die Küche gerannt und rief: »Leif!« und warf sich wie eine Kanonenkugel auf den großen Mann. Der Seemann schob seine Schale zur Seite, legte seine kräftigen Arme um das Kind und hob es zu sich hoch.
    »Na, Junge, ich dachte schon, du hättest mich vergessen.« Junge, so nannte Leif den Sohn von Anne.
    Edward wand sich am Leib des Riesen empor, bis er seine Arme um seinen Hals legen konnte. Ernst schüttelte das Kind den Kopf. »Nein, nie und nimmermehr. Ich liebe dich. Schön, dass du wieder daheim bist, Leif.« Er tätschelte das Gesicht des Mannes, und beide lachten.
    Deborah betrat die Küche. Sie hörte gerade noch die letzten Worte des Knaben und sah den wehmütigen Ausdruck in Annes Augen, die Mann und Kind betrachtete. Sie klatschte laut in ihre Hände, so dass die drei erschrocken zu ihr herumfuhren.
    »Warum bist du nicht im Bett, junger Mann?«
    »Ich habe sie sprechen hören, Deborah. Bitte nicht schimpfen!«
    »Ich schimpfe doch nicht, aber du solltest wirklich schleunigst wieder ins Bett, Kind.«
    Edward begann mit einem lautstarken Protest, änderte dann aber seine Taktik. »Liest du mir noch etwas vor, Leif? Dann gehe ich auch ins Bett.« Unschuldig wie ein Engelchen.
    Leif lachte, und Anne stimmte mit ein. »Das würde ich gerne, Junge, aber ich kann nicht lesen. Ich kann dir aber eine Geschichte erzählen.«
    Anne fiel ihm ins Wort. »Lass Edward doch noch ein wenig hierbleiben, Deborah. Und du bleibst auch. Ist es nicht schön, dass Leif wieder da ist und dass wir alle wieder zusammen sind?«
    Die alte Frau lächelte ihre Ziehtochter an, sagte aber nichts. Sie fand es gut, dass dieser freundliche, zuverlässige Mann zurückgekommen war, aber das könnte für Anne alles nur noch komplizierter machen. Ob das gut war?
    Anne küsste ihren Sohn. »Komm, Edward, du kannst dich hier neben Leif setzen. Möchtest du auch etwas Suppe?« Anne reichte ihrem Sohn ein Schälchen mit Suppe, während Deborah sich hinten in der Küche zu schaffen machte.
    »Hast du etwas verloren, Deborah?«
    »Die Wärmepfanne. Ich möchte Edwards Bettchen auf-wärmen, bevor er wieder hineinschlüpft. Es ist so kalt. Ah ... da ist sie ja«, sagte Deborah über ihre Schulter und schaufelte heiße Asche in die Klappe der Eisenpfanne. »Und du beeilst dich, Edward, denn du brauchst

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