Der Triumph der Heilerin.indd
verschwommener Albtraum. »Es war sehr spät, und alle im Schloss schliefen. Wir zogen den Leichnam aus, Anne und ich.« Sie schauderte, als sie an die dreckige, verlauste Unterwäsche dachte, an den verfetteten Körper, an sein Gewicht, an den Gestank von jahrelang nicht gewaschenem Fleisch, als sie den Leichnam bewegen mussten, um ihn aus- und dann wieder anzuziehen. »Ich zog ihm einige Kleidungsstücke von Euch an. Etwas anderes konnte ich so schnell nicht finden. Aber nur alte Stücke, bestimmt«, fügte sie entschuldigend an, »doch sie waren viel zu klein. Wir mussten sie am Rücken aufschlitzen. Wir wickelten einen Mantel um ihn, und dann legte Aseef ihn sich wie einen Betrunkenen über die Schulter und trug ihn hinaus.«
»Und wohin habt ihr den Körper gebracht? Das hat Aseef mir nicht gesagt. Allerdings habe ich ihn auch nicht danach gefragt.«
Die Herzogin zuckte schuldbewusst die Achseln. »Mir fiel die Krypta unter der großen Kapelle ein.«
Der Herzog nickte. »Eine umsichtige Entscheidung. Wer wird schon die Ruhe meiner Vorfahren stören, um nach einem vermissten Bischof zu suchen?«
Die Herzogin war den Tränen nahe. »Ich wusste nicht, welches Grab ich wählen sollte. Es war so dunkel, aber eines hatte einen beschädigten Deckel, und da hinein haben wir ihn gelegt. Es hat einen schrecklichen Lärm gemacht, als wir den Deckel beiseiteschoben. Das war das lauteste Geräusch, das ich je in meinem Leben gehört habe - und auch das schrecklichste -, ich habe es jetzt noch in den Ohren.«
Der Herzog nahm Margarets Hand. »Was geschah dann?« Im Halbdunkel des Schlafzimmers war der Ausdruck seiner Augen unmöglich zu erkennen. Die Herzogin zuckte unglücklich die Achseln. Sie schämte sich und hatte Angst.
»Wir mussten den Wächter glauben machen, dass er den Bischof hat weggehen sehen. Meine Zofe Estella ...«
»Ach ja. Sie ist Euch anscheinend sehr ergeben. Sie hat den Wächter unterhalten?«
Die Herzogin nickte. Lügen nützte jetzt auch nichts mehr. »Ja. Er ist noch sehr jung und einfältig, Karl. Und ich möchte nicht, dass er bestraft wird. Sie hat ihn, so lange es ging, abgelenkt. Und Aseef war gerade wieder zu Anne hineingegangen, als er auch schon wieder zurückkam.« Sie schluckte. »Anne zog Aseef Odos Kleider an. Er zog die Mönchskutte über und . ging einfach hinaus.«
Der Herzog lachte schallend, bis ihm die Tränen über das Gesicht liefen. »Aber ... er ist schwarz. Er ist ein Mohr! Ah, das ist zu viel.« Wieder brach er in schallendes Gelächter aus.
Die Herzogin rechtfertigte sich. »Aber es war ganz dunkel im Gang, der Wächter konnte ihn nicht genau erkennen. Estella hatte die Fackel mitgenommen.«
»So, Estella hatte die Fackel? Natürlich.« Der Herzog seufzte zufrieden. »Gehorsam ist anscheinend ein Fremdwort für Euch. Das muss sich ändern, Weib.«
Margaret entspannte sich zum ersten Mal an diesem langen Tag. Sie lehnte sich an die breite Brust ihres Gemahls. »Nun, dann hättet Ihr keine Plantagenet heiraten dürfen, wenn Ihr Gehorsam wolltet.«
Er lachte wieder, drückte sie und küsste sie. So standen sie zusammen am Kamin und sahen in die Flammen.
»Was meintet Ihr damit, Karl, dass ich Euch zwei schwierige Entscheidungen abgenommen habe?«
Karl streichelte Margarets nackte Hüften.
»Ich musste Odo zu Anne lassen. Eine als Hexe beschuldigte Frau kann nicht in der Stadt bleiben, ohne dass die Kirche ein Wort mitredet. Aber ich wusste nicht, was ich als Nächstes tun sollte. Wie ich ihn wieder loswerden würde. Und wie ich sie aus der Stadt hinausbekäme. Das habt Ihr für mich erledigt. Doch nun . «
Das Feuer prasselte und verströmte richtige Hitze. Margaret sah ihrem Gemahl in die Augen. »Ja, Karl?«
Der Herzog ließ die Felldecke zu Boden gleiten und stand nackt vor ihr. »Und nun möchte ich nicht mehr an Anne de Bohun und den Bischof denken und wie wir damit weiter verfahren. Wenigstens nicht bis morgen.« Mit einer raschen Bewegung zog er seiner Frau die Decke von den Schultern, und dann lag sie in seinen Armen und nichts trennte sie mehr. »Und du hilfst mir dabei. Das ist deine erste Lektion in Gehorsam.«
»Und werde ich noch viele Lektionen brauchen, bis ich meine rebellische Natur bezwungen habe, mein Gemahl?«
»Aber sicher. Und ich werde dir mit Vergnügen zeigen, wo dein Platz ist. Unter mir, und zwar hier und jetzt .«
Kapitel 47
Der Bauernhof lag im Dunkeln. Der Mann stand vor der Küchentür und klopfte leise. »Mistress?«
Über
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