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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Seemann blieb stehen und drehte sich nach Anne um. Sein Herz krampfte sich zusammen. Die Kapuze ihres Mantels war ihr vom Kopf geweht worden, und gegen ihre sonstige Gewohnheit hatte sie ihr Haar darunter nicht verhüllt, nicht einmal mit einem Tuch. Der unerwartete Anblick ihrer im Wind flatternden, glänzenden, bronzefarbenen Locken versetzte Leif einen Stich. Für ihn war ihr unverhülltes Haar eine Provokation, die er als gemein und unschicklich empfand.
    Leifs finstere Blicke schüchterten Anne ein. War er immer noch böse auf sie, weil die Lady Margaret beschädigt war? Ihre Stimme bebte, als sie ihn einholte. Sie übertönte es mit einem Husten. »Was ist los, Leif? Haben wir uns verlaufen?« Sie hatte gedacht, er sei ihr Freund, aber jetzt war ihr plötzlich unheimlich. Hatte sie sich getäuscht? Wenn das der Fall war, dann war ihre Situation mehr als schwierig.
    »Leif?«
    Er antwortete nicht, sondern untersuchte geschäftig die Sohlen seiner Stiefel.
    »Leif, ist es wegen der Lady Margaret? Ich dachte, die Männer, mit denen Ihr gesprochen habt, seien vertrauenswürdig. Ich bin sicher, sie tun genau das, was Ihr ihnen aufgetragen habt. Und der Preis schien doch auch ganz in Ordnung zu sein.« Sie hatte ihre Stimme wieder unter Kontrolle. Es war wichtig, keine Angst zu zeigen.
    Leif unterdrückte die harsche Antwort, die ihm auf der Zunge lag. Woher wollte dieses Mädchen ehrliche von unehrlichen Seeleuten unterscheiden können? »Wir werden sehen«, sagte er. »Man kann schlecht um den Preis feilschen, wenn etwas eilig getan werden muss.« Er sprach barsch und herablassend.
    Anne errötete, und sie konnte nicht verhindern, dass ihre Antwort verärgert klang. »Ihr vergesst, dass ich Sir Mathews Handelsflotte zusammen mit Mijnheer Boter in Brügge geleitet habe. Ich habe durchaus gewisse Kenntnisse auf diesem Gebiet.«
    Leif schämte sich, aber bei Annes trotzigem Blick fiel seine Erwiderung kleinlich aus. »Bedeckt Eure Haare, Frau. Wenn wir anderen Leuten begegnen, werden sie sich wundern, warum meine Frau so unschicklich umherläuft.«
    Anne hatte den gutmütigen Seemann noch nie so erlebt. »Ich hatte keine Zeit, weil Ihr so eilig aufbrechen wolltet. Und alles war nass vom Sturm, sogar meine Kopftücher. Aber wenn Ihr meint, ich sollte mich bedecken, Herr >Gemahl<, dann werde ich das natürlich tun.« Sie probierte es mit einem kleinen Scherz, um die Stimmung ein wenig aufzulockern.
    »Nennt mich nicht so. Das ist töricht. Mehr als töricht.«
    Anne sah Leifs gekränkten Blick und bückte sich schnell, um in dem kleinen Bündel mit ihren Habseligkeiten zu kramen. »Ah, da ist es ja. Feucht, aber es wird schon gehen. Ihr habt recht, wir sollten auf keinen Fall Misstrauen erregen.«
    Flink schlang sie das weiße Leinen um ihren Kopf und verhüllte ihr Haar. »So. Bin ich wieder schicklich?«
    Der Seemann knurrte: »Wir müssen uns beeilen, wir müssen noch ein ganzes Stück gehen, bevor es dunkel wird.«
    Anne wickelte ihr Ersatzkleid um den schweren Beutel, den Margaret von Burgund ihr gegeben hatte, und verstaute ihn wieder tief unten in ihrem Bündel. Darüber packte sie das zusätzliche Unterkleid und ihren Lieblingsschal - den fröhlichen, blau-gelben Schal, den sie oft bei der Hausarbeit trug. Und ganz oben legte sie vorsorglich einen kostbaren Knochenkamm und ein zweites Paar warmer Wollstrümpfe. Auchjetzt trug sie Wollstrümpfe wegen der Blasen an ihren Zehen, die sie in den neuen Holzpantinen bekommen hatte. Zur Not konnte sie das zweite
    Paar Strümpfe noch darüber ziehen. »Ich bin fertig.« Ruhig und gefasst stand sie neben Leif, den Kopf hoch erhoben. Ihre Ledertasche hatte sie zugeschnallt und wieder auf ihrem Rücken gehoben. »Geht voran, mein Freund! Ich werde versuchen, diesmal mit Euch Schritt zu halten.«
    Einen Augenblick lang arbeitete es in seinem Gesicht, und es hatte den Anschein, als ob er seine Hand nach Anne ausstrecken wollte ... doch Anne hatte sich schon dem Norden und der Zukunft zugewandt, und die ausgestreckte Hand verharrte in der Luft. Er zog sie zurück, bevor sie sie sehen konnte.
    »Also gut. Wir werden von Zeit zu Zeit eine Rast machen, aber wir müssen uns sputen, sonst sind die Stadttore zu, bevor wir ankommen.«
    Er küsste Thors Hammer, der an einer Kette um seinen Hals hing. Das sollte ihnen Glück bringen und Stürme von ihnen fernhalten. Aber nicht nur die Kraft des Donnergottes brauchte er auf dieser Reise, auch die Schlauheit des Feuergottes Loki war

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