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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Bäckchen und strichen die Decke glatt. Zufrieden drehte der Knabe sich um, und alsbald fielen seine Augen zu.
    »Gute Nacht, Wissy, gute Nacht, großer Herr.« Edward Plantagenet musste lächeln, als er den Namen hörte, den sein Sohn ihm gegeben hatte.
    Anne legte einen Finger auf ihre Lippen, nahm die Kerze, die neben dem Bett stand, und ging leise in ihr angrenzendes Zimmer. Übertrieben vorsichtig zog der einstige König von England die Tür hinter sich zu.
    »Du hast eine gute Art, mit Kindern umzugehen, Edward. Du verstehst sie so gut.« Anne stand an der Tür ihres Schlafzimmers und blickte Edward ruhig an. Bald war es Zeit zum Abendessen, und bei den vielen Mägen, die es zu füllen galt, wurde sie in der Küche gebraucht.
    Edward ging zu ihr und lächelte. »Kein Wunder. Als ich klein war, purzelten wir im Kinderzimmer alle übereinander. Und jetzt, mit meinen kleinen Mädchen ...« Er sprach nicht weiter. Ja, er liebte seine Töchter. Und bald, wenn er wieder in London war, würde er sein neugeborenes Kind kennenlernen.
    »Bestimmt bist du ein sehr guter Vater.« Anne versuchte, tapfer zu lächeln, aber es gelang ihr schlecht, und er sah es. Sein Herz wollte vor Mitgefühl überfließen.
    »Und das möchte ich auch sein. Auch für unseren Sohn.« Sanft zog er sie an sich. »Ich muss dir etwas sagen, meine Liebste. Du musst jetzt sehr stark sein.«
    Sie nickte. »Edward, ich weiß es. Ich weiß von dem neuen Prinzen. Küchenklatsch.«
    Er spürte, wie streng sie mit sich war. Sie durfte sich keine Schwäche erlauben. »Und du wolltest nicht mit mir darüber sprechen, als du es erfuhrst?« Anne schüttelte den Kopf. »Ich wollte das Thema nicht anschneiden. Dieses Thema.« Sie hatte Mühe zu sprechen, und er hörte die Anstrengung in ihrer Stimme.
    »Aber das ist eine gute Nachricht, mein Liebchen. Sie macht uns beide frei, denn England wird jetzt für ihn sicher sein.« Er meinte den Knaben, der im Zimmer hinter ihnen so friedlich schlief.
    »Wie kannst du so etwas sagen?«, fragte sie verärgert. Er verstand sie. Und er bewunderte sie. Eine heftige Antwort war besser als Verbitterung.
    »Elizabeth hat jetzt einen eigenen Sohn. Sie braucht den deinen nicht mehr.« Das klang bitter, ein bitteres Eingeständnis der Wahrheit. Elizabeth Wydeville, Edwards Gemahlin, war Annes Feindin. Die englische Königin hatte Mutter und Kind umbringen lassen wollen, vor allem auch deshalb, weil sie selbst keinen Sohn hatte.
    Edward lächelte zärtlich. »Wenn ich wieder König bin, möchte ich, dass du nach Hause kommst. Ich möchte auch, dass unser Sohn nach Hause kommt. Ich möchte, dass er in seinem eigenen Land aufwächst. Ich möchte ihn in meiner Nähe haben, mich seiner Gesellschaft erfreuen und ihn begleiten, wenn er erwachsen wird. Ich möchte, dass er seine Schwestern kennenlernt. Und seinen Bruder. Und ich möchte, dass du am Hof lebst. An meiner Seite. Als meine anerkannte Geliebte. Als Mutter meines anerkannten Sohnes. Ihr beide werdet in meinem Reich immer in Sicherheit leben können.«
    Sein Reich. Sein Königreich. König - und Königin. Wenn Anne die Augen schloss, sah sie alles vor sich wie ein Vogel, der über das Land fliegt, von London bis in den Westen Englands. Von Westminster - dem großen Saal, wo sie die beiden zum ersten Mal erblickt hatte, Edward Plantagenet und Elizabeth Wydeville, ein König und eine Königin wie aus dem Märchen -, von den Stadtmauern über grüne Felder und Wälder, graue Burgen, saubere Dörfer bis zu ihrem Zuhause, einem Ort, den sie noch nie gesehen hatte. Herrard Great Hall. Das Gut ihrer Mutter - und jetzt das ihre, wenn sie es einfordern wollte. Wenn sie es einfordern durfte.
    Anne seufzte, das Gesicht an Edwards Brust vergraben, damit er nicht die Hoffnung in ihren Augen sähe. »Ach, diese hübschen Bilder, mein König. Aber in solchen Vorstellungen haben wir auch früher schon geschwelgt.«
    Er legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu sich empor. Er küsste sie sanft. »Du gibst mir Kraft. Du hast mir schon immer Kraft gegeben. Ich brauche diese Kraft.« Er legte
    seine Hände um ihre Taille, die er fast umspannte. »Du hast mir noch immer keine Antwort gegeben, Anne.«
    Der jungen Frau stockte der Atem. Sie stand mit dem Rücken zum Fenster, als er sich an sie presste.
    »Anne, keine Ausflüchte mehr.«
    Sie konnte ihm nicht entkommen. »Ausflüchte?«
    »Der Seemann. Der Mann, der behauptet, dein Gemahl zu sein. Bist du seine Frau?«
    Sie atmete

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