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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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edler Verarbeitung und sehr wertvoll, denn sein Griff war mit Edelsteinen besetzt. »Oder gar die unerwartete Torheit unserer Gegner. Und dann dieses Wetter - diese pechschwarze Nacht, in der wir uns unsichtbar machen können. Dies alles könnte man doch Glück nennen?«
    Leif nickte und lächelte den Mann, der sein Freund geworden war, sogar an. »Eure Männer haben sich tapfer geschlagen. Wahrscheinlich habt Ihr recht. Das Glück ist uns hold.«
    Seine Finger tasteten wieder nach Thors Hammer. Der Kriegsgott hatte seine Gebete erhört und den Sturm geschickt -und was für einen Sturm - und den Nebel, der sie barmherzig umhüllt hatte, kaum dass sie vom Binnenhof geflohen waren. Ihr Wachmann war so töricht gewesen, zu nah an ihrer Kerkertür vorbeizugehen. Und noch törichter war, dass er die Tür öffnete, als er von innen Schreien und Heulen vernahm. Es hatte einen Kampf gegeben, viel Geschrei und ein großes Durcheinander. Das Blut war in Strömen geflossen, aber es war ihnen gelungen, aus s'Gravenhage zu entkommen. Nur zwei von ihnen waren tot, unter den Holländern aber gab es viele Schwerverletzte, die davon erzählen konnten, wie die Männer, die der Herr de Gruuthuse vergessen hatte, geflohen waren. Und nun marschierten sie in leidlicher Ordnung nach Delft. Zur Lady Margaret.
    Aber Anne? War sie noch am Leben, oder war sie tot? Leif wusste es nicht.
    Als es zu regnen aufhörte, zeigte der Mond ihnen den Weg. In der Bibel hieß es, der Mond habe die Macht, zu »schlagen«. Ein
    Wort, das Tätigkeit und Bedrohung ausdrückte. Aber konnte dieses vage Schimmern wirklich gefährlich sein? Gefahr lauerte nur da, wo ein jenseitiger Zauber wohnte.
    Anne und der König ritten durch ein Waldgebiet unweit von Brügge, das zum Jagdrevier des Herzogs von Burgund gehörte. Sie waren allein und schwiegen, jeder auf das konzentriert, was vor ihnen lag. Und doch teilten sie ein Wissen, das für die Zukunft entscheidend sein konnte. Ein Wissen, das ihrer beider Leben mit nahezu zauberhaften Kräften zu verändern im Stande war.
    Edward wusste, dass Anne nicht verheiratet war. Der König bebte vor Erregung, wenn er daran dachte. Nun gab es keine Ausflüchte mehr.
    »Dort. Siehst du?« Anne hielt ihr Pferd an und zeigte nach vorn, wo zwischen den dunklen Bäumen kurz ein gelbes Licht aufleuchtete.
    »Wo?« Edward blieb neben ihr stehen. Er konnte nichts erkennen.
    »Da. Da ist es!«
    Diesmal beschrieb die unverhüllte Laterne einen Bogen, dann verlosch sie.
    »Komm.« Edward übernahm die Führung und trieb sein Pferd zum Trab über den schmalen Saumpfad an. Bisher war Anne vorn geritten, denn sie kannte diesen Wald von unzähligen Jagdausflügen mit dem Herzog und der Herzogin. Nun aber war die Reihe am König, denn er würde eine Frau niemals einer Gefahr aussetzen. Der Eindruck des Lichts haftet hinter den Augenlidern, auch wenn das Licht längst erloschen ist. Und dieses Licht, diese bescheidene Laterne in der Dunkelheit, blieb Edward sein ganzes Leben lang im Gedächtnis haften. Es stellte den Wendepunkt dar - ein vom Schicksal entzündetes Licht, das ihm den Weg in die Zukunft wies.
    »Euer Majestät?«
    Eine Stimme mit französischem Akzent. Edward griff unwillkürlich fester in die Zügel. Als der Reiter auftauchte, scheute sein Pferd erschrocken. Doch dann leuchtete die Laterne in das Gesicht des Fremden, und Edward erkannte ihn. Er sprach ihn an, ohne sich seine Nervosität anmerken zu lassen.
    »Monsieur de Commynes. Wie geht es Euch?«
    »Außerordentlich gut, Euer Gnaden.«
    Philippe de Commynes verneigte sich tief über den Hals seines Pferdes, erst zum König hin, dann zu dessen Begleiterin. Unter der weiten Kapuze trug Anne einen Schleier, er wusste deshalb nicht, wer sie war.
    »Mein Herr ist ganz in der Nähe. Wenn Ihr mir folgen wollt?«
    Der König bedeutete ihm, voranzureiten, bestand aber darauf, dass Anne als Zweite folgte und er den Schluss bildete. Anne richtete sich im Sattel auf und konzentrierte sich auf das fahle Pferd vor ihr, dessen schwingender, cremefarbener Schweif ihr als Orientierung diente. Es war ein beruhigendes Gefühl, dass Edward zu ihrem Schutz hinter ihr ritt in dieser seltsamen, schimmernden Nacht. Der aufgehende Vollmond ließ die Umrisse der Bäume stark hervortreten. Sie ritten tiefer und tiefer in den Wald hinein, wussten aber nicht, mit welchem Ziel.
    Die kleine Jagdhütte war nur spärlich beleuchtet, als die drei Reiter auf der Lichtung ankamen. Sie war kein Prachtbau, eher

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