Der Triumph der Heilerin.indd
Dinge zu besprechen. »Ich nehme an, dass es zu viel verlangt wäre, zu erfahren, worüber Euer Herr, der Herzog« - ein ironisches Lächeln des Königs trieb dem jungen Mann die Röte ins Gesicht, und er senkte den Blick - »und der Graf von March gesprochen haben?«
Das war der Moment. Der Moment, als beide Männer wussten, dass Louis de Valois einen neuen Gefolgsmann gewonnen hatte. Philippe de Commynes hätte ebensogut niederknien und vor dem König von Frankreich den Lehnseid ablegen können.
»Sie sprachen unter vier Augen, Euer Majestät.« Langsam hob der junge Mann den Blick und sah den König unsicher an. »Aber ich habe gehört, was gesprochen wurde.« Louis lächelte. Natürlich würde er de Commynes in Zukunft nicht trauen können. Wer vertraute schon einem Mann, der bereit war, seinen Herrn zu verraten? Aber er wollte ihn ermutigen. Und den Stiefelkopf wollte er ebenfalls ermutigen.
»Hochinteressant, Philippe. Was haben sie gesagt?«
Der junge Mann kniete demütig vor dem erhöhten Thron nieder und faltete die Hände wie zum Gebet. »Der Graf bat um
Hilfe, Euer Majestät. Sein Schwager, der Herzog, wollte sie ihm nicht gewähren, aus Angst, Euch, edler Herr, zu beleidigen und Schaden über sein Herzogtum zu bringen. Mein Herr - der Herzog ist hin und her gerissen, Sire. Offen gesagt, er kann sich nicht entscheiden, mit wem er sich verbünden soll.«
Der König hatte sich seine Überraschung nicht anmerken lassen, als er erfuhr, dass Edward Plantagenet in Brügge war. Die letzten Briefe, die er aus den Niederlanden bekommen hatte, sagten, der ehemalige englische König sei immer noch verschwunden, man vermute ihn aber noch in der Umgebung, aufder Flucht vor Louis de Gruuthuse. Doch der König glaubte, was de Commynes ihm erzählte, allein aus dem Grund, weil dieser zu viel zu verlieren hatte, wenn er log.
»Und doch hat Karl vor einiger Zeit laut ausposaunt, dass er Warwick unterstützt. Soviel ich gehört habe, hat er ihm sogar Geld geschickt.«
De Commynes schüttelte siegesgewiss den Kopf. »Nein, Euer Majestät. Er unterstützt den Grafen Warwick nicht wirklich. Er möchte nur Zeit gewinnen, das ist alles. Zeit gewinnen, um die Situation in England besser einschätzen zu können. Vor allem möchte er wissen, ob die Magnaten den Grafen March stützen würden, falls er zurückkäme. Wenn der Herzog sicher weiß, aus welcher Richtung der Wind bläst, dann wird er seine Entscheidung treffen. Falls es Warwick gelingt, England zu halten, dann werdet Ihr einen mächtigen, neuen Verbündeten haben. Und das wäre auch das Ende von des Herzogs Streben, Frankreichs Herrschaft zu brechen und ein eigenes Königreich zu errichten.«
Der König schwieg und dachte nach. Dann seufzte er. »Ach, wem soll man vertrauen. Wenn Könige und Herzöge die Antwort auf diese kleine Frage wüssten, würden wir alle ruhiger schlafen. Mein armer Cousin Karl ...« Ein lautes Seufzen folgte, auch wenn das schmallippige Lächeln seine mitfühlenden Worte
Lügen strafte. »Und doch sollte er bald seinen Einsatz bringen, sonst ist alles für ihn verloren. Alle seine Länder und die enorme Macht, die er derzeit besitzt. Dafür werde ich persönlich sorgen. Mit dem größten Vergnügen.«
Louis sprach mehr zu sich selbst, und Philippe de Commynes war klug genug, zu schweigen und sich nicht zu bewegen, auch wenn seine Knie auf dem erbarmungslosen Steinboden wehtaten.
Der König schloss seine Augen, um besser nachdenken zu können. »Ich frage mich, ob er die Mittel hat?« Die Worte schlüpften dem König aus dem Mund, bevor er recht überlegt hatte.
»Die Mittel wofür, Euer Majestät?«
Louis' Augen öffneten sich schlagartig und richteten sich auf den jungen Mann. »Um Edward das geben zu können, was er braucht, um England zurückzuerobern. Was meint Ihr, Monsieur?«
Philippe de Commynes schluckte trocken, bevor er antwortete. »Der Herzog ist an mehreren Fronten beansprucht, Euer Majestät. Und wir hatten einen strengen Winter. Überall in Burgund gibt es Unruhen. Es mangelt an Nahrung, müsst Ihr wissen.«
Jeder wusste, was er damit meinte. Wenn sich die Franzosen aus einer Gegend zurückzogen, brannten sie alles nieder und nahmen alles Essbare in ihre eigenen Stellungen mit. Ebenso verfuhren die Burgunder. Und die Menschen, die dort lebten, litten grausam unter diesen Plünderungen und Zerstörungen.
»Nun denn, dann müssen wir ihn noch weiter beanspruchen.«
Der König erhob sich, er fühlte sich tatkräftig
Weitere Kostenlose Bücher