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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Jener Graf, der einstmals König von England genannt wurde.«
    Bruder Agonistes wurde schwindelig. Sicher, er hatte drei Tage lang gefastet, um sich auf den Feiertag vorzubereiten, der die Geburt des Heilands zelebrierte. Aber das erklärte nicht das Ohrensausen oder die Atemnot, die seine Brust zusammenschnürte.
    »Bruder, lasst uns beten. Denn, wie ich schon sagte, ich glaube, Ihr seid Gottes Werkzeug, diese Sünder zu vernich -ten, und zwar alle beide.« Der König lächelte kalt. »Kommt, wir wollen Gott um Rat und Führung bitten. Er hat uns gerufen, seinen Willen hier auf Erden zu vollstrecken. Und so wollen wir ihm gehorchen, Bruder, als gute Söhne eines liebenden, barmherzigen und alles wissenden Vaters.«
    Bevor Bruder Agonistes etwas erwidern konnte, hatte der König seine knochigen Finger um sein schwächliches Handgelenk gekrallt und zog ihn widerstandslos hinter sich her.
    War es Schwefel, was er roch? Ja, ganz sicher. Schwefel, stärker als Weihrauch. Stärker als die Angst. Beinahe jedenfalls.

Kapitel 35
    So kurz vor Weihnachten strahlte der Prinzenhof in Brügge in sorglosem Glanz. In Nischen und auf Tischen standen mehr-armige Kerzenständer, von den Deckenbalken hingen verzierte Kandelaber, und überall brannten Fackeln und Feuer. Der Hof von Burgund bereitete sich darauf vor, die Geburt des Heilands zu feiern. Jenseits der Stadtmauern herrschte Dunkelheit, im übertragenen wie im eigentlichen Sinn des Wortes. Doch der Hof und die Stadt achteten nicht auf die Angst, die mit der Dunkelheit kam. Alle wollten sich ins Vergnügen stürzen und die Sorgen zu Hause lassen.
    Der Herzog wollte der Welt und seinen Gefolgsleuten Selbstbewusstsein demonstrieren, deshalb hatte er ein großes Weihnachtsfest geplant. Keines seiner winterkargen Länder wurde von zusätzlichen Abgaben verschont, um Hof und Festgäste zu ernähren. Sein Volk musste eben leiden, um den Feind in die Irre zu führen, daran war nichts zu ändern.
    Karl seufzte und massierte sich die Schläfen.
    »Ihr seid beunruhigt, mein Lieber.« Die Herzogin ließ ihren Stickrahmen sinken und streckte die Hand nach dem Herzog aus. Herzog und Herzogin durchlebten einen der seltenen Momente, wo sie allein waren - wenn man die Schar von Zofen, die in einer Fensternische saßen und mit Knöchelchen spielte, nicht mitzählte.
    »Sprecht, Karl. Die Sorgen werden vielleicht geringer, wenn Ihr darüber sprecht.«
    Der Herzog lächelte, aber seine Frau spürte seine Anspannung. »Es gibt Dinge, die ich besser mit mir allein ausmache, meine Liebste. Das ist meine Pflicht.«
    Margaret klopfte ihrem Gemahl auf das Knie und lachte, doch in ihren Augen stand Angst.
    »Karl, wir sind verheiratet. Ich bin da, um alle Last mit Euch zu teilen. Das habe ich Euch in der Kathedrale von Damme versprochen. Das ist auch meine Pflicht.«
    Nun ergriff er ihre Hände und sah ihr in die Augen. Er küsste ihre Fingerspitzen eine nach der anderen, und so dauerte es ein Weilchen, bis er sprach. »Louis hat uns den Krieg erklärt. Er hat den Vertrag von Peronne zurückgewiesen.«
    Margaret sah ihren Gemahl an und sagte zunächst kein Wort. Es gab keinen Grund, ihm Vorhaltungen zu machen. Sie küsste Karl sanft auf seine stoppeligen Wangen. »Nun, das haben wir schon lange erwartet. Und jetzt ist es eingetroffen.« Margaret lehnte sich zurück und nahm ruhig wieder ihre Arbeit auf. »Karl?«
    »Ja, meine Liebe?«
    »Hat Euer Bursche Euch heute Morgen nicht rasiert?«
    Der Herzog lachte schallend. Wie typisch für seine Frau, immer praktisch zu denken, selbst wenn sie Angst hatte. Er schätzte sie für diese Eigenschaft. Sie war das Zentrum der Vernunft in einer sich drehenden, schwindelerregenden Welt. »Kann sein. Ich erinnere mich nicht mehr.«
    Natürlich erinnerte er sich nicht mehr. Er war noch vor Morgengrauen geweckt worden und war halb angekleidet aus dem Zimmer gestürmt, um die Nachrichten aus den Händen seines Gesandten in Frankreich, Philippe de Commynes, entgegenzunehmen. Seitdem hatte er einen Strom von Befehlen erlassen - an seine Truppen im Feld und zur Aufstellung weiterer Truppen - und kaum Zeit gefunden, zu essen, geschweige denn, sein Äußeres so zu richten, dass es die Zustimmung seiner Gemahlin fand.
    »Was werdet Ihr tun?«
    Karl zuckte die Achseln. »Nun, die neuen Soldaten sollen sich bei den Männern im Feld einfinden. Wenn Louis unbedingt will, dann werden wir eben gegen ihn antreten.«
    Margaret schwieg, doch er wusste, was sie dachte. Er schmunzelte,

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