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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Damwild, die ihnen Nahrungsmittel im Ueberfluß lieferten. Auf diese endlosen Prairien, deren Monotonie nicht ein einziger Hügel unterbricht, folgt eine Sandwüste, die sich gegen vierhundert Meilen weit in sanfter Steigung bis zu den Felsengebirgen hinzieht. Durchschnitten von steilen Klüften, von Cañons und Abgründen, in deren Tiefe unter magerem, vereinzeltem Buschwerk ein dürftiger Bach dahinmurmelt, erzeugt diese Einöde keine anderen Gewächse als Cacteen mit scharfen, gefährlichen Stacheln.
    Am 6. Juli hatte die Expedition den Fuß der Felsengebirge erreicht. Doctor James erstieg einen schroffen Gipfel derselben, den er nach seinem Namen nannte und der bis elftausendfünfhundert Fuß über das Meer emporragte.
    »Von diesem Gipfel aus, schreibt der Botaniker, schweift der Blick nach Nord-und Südwesten zu über zahllose, schneebedeckte Berge, von denen die entferntesten bis zum Fuße weiß erscheinen. Unmittelbar uns zu Füßen und nach Westen hin lag das enge Thal des Arkansas, dessen Lauf wir nach Nordwesten zu über sechzig Meilen weit übersehen konnten. Den Nordabhang des Berges verhüllten ungeheure Massen von Eis und Schnee; nach Osten zu breitete sich die weite Ebene aus, welche in der Entfernung scheinbar höher und höher anstieg, bis sie am Horizonte mit dem Himmel in einer Linie verschmolz.«
    Von hier aus trennte sich die Expedition nun in zwei Theile. Der eine sollte, unter Leitung des Major Long, die Quelle des Rothen Flusses aufsuchen, der andere, unter Führung des Kapitän Bell, den Arkansas bis zum Port Smith hinabziehen. Am 24. Juli gingen die beiden Detachements von einander. Das erstere hielt, getäuscht durch die Angaben einiger Kaskaias-Indianer und die Unzuverlässigkeit der Karten, den Canada für den Rothen Fluß und ward den Irrthum auch vor dessen Vereinigung mit dem Arkansas nicht gewahr. Diese Kaskaias nehmen unter den Wilden vielleicht die niedrigste Stufe ein; als geschickte Reiter verstehen sie sich aber vortrefflich darauf, mit dem Lasso die wilden »Mustangs«, das sind Pferde, welche von den durch die Spanier in Mexiko eingeführten herstammen, einzufangen.
    Von dem zweiten Detachement entwichen vier Soldaten, die neben einer Menge werthvoller Gegenstände aller Art auch die ReiseTagebücher Say’s und des Lieutenant Swift mitnahmen.
    Beide Abtheilungen litten übrigens furchtbar an Nahrungsmangel in den weiten Sandwüsten, wo die Flüsse nur salzig-schlammiges Wasser führen.
    Die Expedition brachte nach Washington etwa sechzig Felle wilder Thiere, mehrere Tausend Insecten, darunter fünfhundert neue Arten, ein Herbarium mit vier-bis fünfhundert bisher unbekannten Pflanzen, viele Landschaftsbilder, und die Vorarbeiten zu einer Karte der durchreisten Gegenden mit heim.
    Dem Major Long wurde im Jahre 1828 die Leitung einer neuen Expedition anvertraut. Mit dieser verließ er Philadelphia im April, begab sich nach dem Ohio und segelte durch den gleichnamigen Staat, durch Indiana und Illinois. Nach dem Mississippi gelangt, folgte er diesem bis zur Mündung des Saint Pierre, den vor ihm schon Carver, nach ihm der Baron La Hontan besuchte. Long befuhr diesen bis zur Quelle, fand dabei den Travers-See auf, erreichte den Winnipeg-See, besichtigte den gleichnamigen Fluß, nahm den Holz-und den Regen-See in Augenschein und gelangte nach der Hochebene, welche die Wasserscheide zwischen der Hudson-und der Saint Laurent-Bai bildet. Endlich kam er über den Kalten See und den Hunde-Fluß nach dem Oberen See.
    Obwohl canadische Waldläufer, Trapper und Jäger diese Gegenden schon lange durchstreift hatten, war es doch das erste Mal, daß eine officielle Expedition sie mit dem Zwecke, eine Karte derselben aufzunehmen, besuchte. Die Reisenden erstaunten über die Schönheit der von dem Winnipeg bewässerten Landschaften. Das durch Stromschnellen und pittoreske Wasserfälle häufig unterbrochene Bett dieses Flusses windet sich zwischen steilen, waldbedeckten Felsenmauern hin. Die wunderbaren Reize des Landes entzückten die Reisenden desto mehr, als sie bisher nur durch einförmige Ebenen und Savannen gezogen waren.
    Die seit der Fahrt Montgomery Pike’s aufgegebene Untersuchung des Mississippi wurde durch General Caß, den Gouverneur von Michigan, im Jahre 1820 wieder aufgenommen. Ende Mai von Detroit mit einem Gefolge von zwanzig früheren Waldläufern ausgehend, erreichte er, nach einem Besuche des Huron-, Oberen und Sandy-Sees, den Oberlauf des Mississippi. Hier mußte seine

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