Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Zeit, als Lewis und Clarke das nördliche Amerika von den Vereinigten Staaten bis zum Stillen Ocean durchzogen, hatte ein junger Officier, der Lieutenant Zabulon Montgomery Pike, von der Regierung im Jahre 1807 den Auftrag erhalten, die Quellen des Mississippi zu erforschen. Er sollte dabei gleichzeitig mit den ihm begegnenden Indianern freundschaftliche Beziehungen anzuknüpfen suchen.
Von dem ersten Häuptlinge des mächtigen Sioux-Stammes wohlwollend empfangen und beschenkt mit einer Friedenspfeife – ein Talisman, der ihm den Schutz aller verwandten Stämme sicherte – ging Pike den Mississippi hinauf und kam am Chippeway und dem St. Peters-Strome, zwei bedeutenden Zuflüssen jener mächtigen Wasserader, vorüber. Stromaufwärts von der Mündung des letzteren aber, bis zu den Katarakten von Saint Antoine, fand er das Bett des Mississippi durch eine ununterbrochene Reihe von Wasserfällen und Stromschnellen gesperrt. Unter dem fünfundvierzigsten Breitengrade angelangt, mußten Pike und seine Gefährten ihre Boote verlassen und die Reise mittelst Schlitten fortsetzen. Zur Unbill eines besonders strengen Winters gesellten sich bald die Qualen des Hungers. Nichts vermochte jedoch die unerschrockenen Forscher aufzuhalten, welche, indem sie unbeirrt dem bis auf dreihundert Ruthen verschmälerten Mississippi folgten, im Februar am Blutegel-See eintrafen, wo sie in einem Lager von Trappern und Pelzjägern aus Montreal mit größter Freude aufgenommen wurden.
Nachdem er noch den Rothe-Cedernsee besucht, kehrte Pike nach Port Louis zurück. Seine beschwerliche und gefahrenreiche Fahrt hatte nicht weniger als neun Monate gedauert und war, obwohl deren eigentliches Ziel unerreicht blieb, doch nicht ohne Früchte für die Wissenschaft.
Die Geschicklichkeit, Kaltblütigkeit und der Muth Pike’s konnten nicht unbeachtet bleiben, und die Regierung betraute ihn, nach vorheriger Erhebung in den Majorsgrad, mit der Führung einer neuen Expedition.
Diesmal war ihm aufgegeben, die weiten Gebiete zwischen dem Mississippi und den Felsengebirgen zu erforschen und die Quellen des Arkansas und des Rothen Flusses aufzusuchen. Mit dreiundzwanzig Personen fuhr Pike den Arkansas hinauf, ein schöner Strom, der bis zu seinem Quellengebirge hin, das heißt über zweitausend Meilen weit, schiffbar ist, außer im Hochsommer, wo vielfache Sandbänke sein Bett erfüllen.
Während der langen Wasserfahrt brach inzwischen der Winter herein, Beschwerden aller Art, wie sie Pike schon bei seiner ersten Reise zu erdulden hatte, erneuerten sich nun in verdoppelter Strenge. Wild fand sich so wenig, daß die Gesellschaft einmal vier Tage lang der Nahrung gänzlich entbehren mußte. Mehreren erfroren die Füße, ein Unfall, der natürlich auch den gesund Gebliebenen noch weitere Hindernisse bereitete. Nachdem der Major die Quelle des Arkansas erreicht, wendete er sich nach Süden hinab, wo er auf einen schönen Wasserlauf traf, den er für den Rothen Fluß hielt.
Es war das jedoch der Rio del Norte, der in Colorado, einer damals spanischen Provinz, entspringt und in den Golf von Mexiko mündet.
Von den Schwierigkeiten her, welche Humboldt zu überwinden hatte, um die Erlaubniß zur Bereisung der spanischen Besitzungen zu erlangen, weiß man, mit wie scheelen Augen jenes Volk es ansah, wenn Fremdlinge dessen Gebiet betraten. Bald wurde Pike denn auch von einer Abtheilung spanischer Soldaten umringt und sammt seinen Leuten nach Santa-Fé als Gefangener abgeführt. Der Anblick, den ihre zerrissenen Kleider und abgemagerten Gesichter boten, sprach nicht zu Gunsten der Amerikaner, welche die Spanier erst für Wilde hielten. Nach Aufklärung dieses Irrthums wurden Pike und seine Gefährten jedoch durch die inneren Provinzen nach Louisiana geschafft, wo sie am 1. Juli 1807 in Natchitotches eintrafen.
Der verfehlte Ausgang dieser Expedition lähmte zeitweilig den Eifer der Regierung, nicht aber den einzelner Personen, wie Kaufleute und Jäger, welche täglich mehr im Lande auftauchten. Viele drangen selbst Schritt für Schritt durch ganz Amerika, von Canada bis zum Pacifischen Ocean. Unter diesen einzelnen Reisenden verdient besonders Daniel Williams Harmon hervorgehoben zu werden, der, ein Theilhaber der Compagnie des Nordwestens, zwischen dem 47. und 58. Grad nördlicher Breite reisend, den Huron-, den Oberen-, den Regen-, Holz-, Manitoba-, Winnipeg-, Athabaska-und den Großen Bärensee besuchte und auch bis zum Pacifischen Ocean kam.
Die
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