Der Triumph des 19. Jahrhunderts
veranlaßten seine Ernennung zum Hofrath in der Herrschaft Jever.
Seetzen’s Zukunftstraum war, wie auch später der Burkhardt’s, eine Reise in Inner-Afrika; er wollte jedoch mit einer Erforschung Palästinas und Syriens beginnen, Länder, auf welche die im Jahre 1805 in London gegründete »
Palestine association
« auch die öffentliche Aufmerksamkeit hinlenkte. Seetzen wartete diese Anregung nicht ab, sondern reiste, mit zahlreichen Empfehlungen versehen, schon 1802 nach Constantinopel ab.
So viele Pilger und Reisende das Heilige Land und Syrien auch früher durchstreift hatten, so besaß man doch nur sehr unzuverlässige Kundschaft von jenen Gebieten. Die physische Geographie stand noch auf einem zu niedrigen Standpunkte, eigentliche Beobachtungen wurden nicht angestellt, und manche Theile, wie der Libanon und das Todte Meer, waren überhaupt noch nicht erforscht worden. Die vergleichende Geographie existirte noch gar nicht. Es bedurfte der unablässigen Bemühungen der genannten englischen Gesellschaft und der tieferen Kenntnisse der Reisenden, sie in’s Leben zu rufen. Der nach verschiedenen Seiten gründlich vorgebildete Seetzen erschien deshalb besonders befähigt, jenes Land zu durchforschen, das, so oft es bereist war, doch noch als neu und kaum bekannt gelten konnte.
Nachdem er durch ganz Anatolien gezogen, gelangte Seetzen im Mai 1804 nach Aleppo. Hier verweilte er, beschäftigt mit dem praktischen Studium der arabischen Sprache, ein ganzes Jahr, fertigte Auszüge aus den Werken der Historiker und Geographen des Morgenlandes, bestimmte astronomisch die Lage Aleppos, widmete sich naturgeschichtlichen Studien, sammelte alte Handschriften und übersetzte eine große Zahl von Volksliedern und Sagen, welche für die eingehende Kenntniß einer Nation ja stets von höchstem Werthe sind.
Im April 1805 reiste Seetzen von Aleppo nach Damaskus ab. Sein erster Zug führte ihn durch die im Südosten jener Stadt gelegenen Bezirke von Haouran und Djolan, welche bisher noch kein Reisender besucht hatte. Dieselben spielten übrigens zur Zeit der Römerherrschaft unter den Namen Auranitis und Gaulonitis in der Geschichte der Israeliten eine hervorragende Rolle. Seetzen war also der Erste, der ihre geographischen Verhältnisse kennen lehrte.
Weiter nahm der kühne Reisende den Libanon und Baalbek in Augenschein, drang südlich über Damaskus vor, stieg nach Judäa hinab und erforschte den östlichen Theil von Hermon (das ist der südlichste Theil des Anti-Libanon), den Jordan und das Todte Meer. Hier war der Sitz der zur Zeit der Juden wohl bekannten Völker, der Ammoniter, Moabiter, Galaditer, Bataneer u. a. m. Der südliche Theil dieser Gegend führte zur Zeit der Besitznahme durch die Römer den Namen Peräa, und hier bestand die berühmte Dekapolis, oder der Bund der zehn Städte. Noch hatte kein europäischer Reisender dieses Gebiet besucht; für Seetzen ein hinreichender Grund, hier seine eigentlichen gelehrten Forschungen zu beginnen.
Seine Freunde in Damaskus versuchten zwar ihm diese Reise zu verleiden, indem sie die Schwierigkeiten und Gefahren des von Beduinen stark besuchten Weges schilderten, doch vermochte nichts, seinen Vorsatz zu erschüttern. Bevor er sich nach der eigentlichen Dekapolis wandte und die Städte-Ruinen dieses Bundes aufsuchte, durchstreifte Seetzen das Ländchen Ladscha, das in Damaskus wegen der Beduinen, die es bewohnten, in sehr üblem, aber daneben auch in dem Rufe stand, wichtige Alterthümer zu bergen.
Jerusalem. (S. 14.)
Am 12. December 1805 brach Seetzen, der sich vorsorglich mit einem Passe des Paschas versehen hatte, mit einem armenischen Führer von Damaskus auf; Letzterer verirrte sich aber schon am ersten Tage, und Seetzen ließ sich durch einen bewaffneten Reiter von Dorf zu Dorf führen.
»Der Theil von Ladscha, den ich gesehen habe, sagt der Reisende in seinem, in den alten »
Annales des Voyages
« aufbewahrten Berichte, zeigt sich, wie Haouran, mit einem, meist sehr porösen Basalt erfüllt, der an manchen Stellen wirkliche Steinwüsten bildet. Die verfallenen Dörfer liegen gewöhnlich am Abhange von Felsen. Die schwarze Farbe der Basalte, die zusammengestürzten Häuser, Kirchen und Thürme, der gänzliche Mangel an Bäumen und Buschwerk – Alles verleiht diesen Gegenden ein düsteres, melancholisches Aussehen das die Seele mit Grauen erfüllt. Fast in jedem Dorfe findet man entweder griechische Inschriften, Säulen oder andere Ueberreste aus dem
Weitere Kostenlose Bücher