Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Mannschaft rasten, während er selbst die Erforschung des Stromes mittelst Bootes fortsetzte. Fünfhundert Meilen weit fand er eine zwar schnelle, aber ziemlich freie Strömung; von da aus aber füllten etwa zwölf Meilen weit ausgedehnte Stromschnellen das Bett bis zu dem Falle von Peckgama.
Oberhalb des letzteren wand sich der Strom in langsamerem Laufe durch endlose Savannen bis zum Blutegel-See hin. Nachdem er den Winnipeg-See erreicht, entdeckte Caß am 21. Juli auch noch einen bisher unbekannten See, der seinen Namen erhielt; bei seinen geringen Vorräthen an Lebensmitteln und Munition verzichtete er jedoch darauf, mit der wenigen Begleitmannschaft noch weiter vorzudringen. Man war zwar in die Nähe der Mississippiquelle gekommen, hatte diese selbst aber nicht erreicht. Der verbreitetsten Annahme nach entsprang der Strom aus einem kleinen, sechzig Meilen von dem Caß-See entfernt liegenden See, dem sogenannten Hirschkuh-See. Erst im Jahre 1832 aber, als General Caß Staatssecretär des Krieges war, nahm man die endliche Lösung dieses wichtigen Problems wieder in die Hand. Damals wurde die Leitung einer aus dreißig Personen bestehenden Expedition, darunter zehn Soldaten, ein mit den hydrographischen Aufnahmen betrauter Officier, ein Arzt, ein Geolog, ein Dolmetscher und ein Missionär, dem Reisenden Schoolcraft übergeben, der im Vorjahre das Land der Chippeways, im Nordwesten des Oberen Sees, erforscht hatte.
Schoolcraft brach am 7. Juni 1832 von Sainte Marie auf, besuchte die am Oberen See siedelnden Stämme und segelte darauf in den Saint Louis ein. Bis zum Mississippi hatte Schoolcraft von hier aus noch fünfhundert Meilen zurückzulegen. Wegen vieler Stromschnellen und enger Schluchten nahm diese Fahrt zehn Tage in Anspruch. Am 3. Juli erreichte die Expedition die Factorei eines Kaufmanns, Namens Aitkin, am Ufer desselben Stromes, und feierte am folgenden Tag das Fest der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten.
Zwei Tage später befand sich Schoolcraft am Peckgama-Falle und lagerte daselbst neben der Eichen-Spitze. Der Fluß beschrieb hier viele Krümmungen in den Savannen; die Führer der Expedition schlugen jedoch Fußstege ein, welche den Weg bedeutend abkürzten. Darauf fuhr Schoolcraft über den Crosse-(Krummstab-) und Winnipeg-See und erreichte am 10. Juli den Caß-See, über den vorher noch kein Reisender hinausgekommen war.
Eine Gesellschaft Chippeways führte die Reisenden nach ihrem Lager, das sie auf einer Insel des Sees hatten. Ueberzeugt von den friedlichen Gesinnungen der Wilden, ließ der Befehlshaber hier einen Theil seiner Begleiter zurück und reiste in Begleitung des Lieutenants Allen, des Doctor Houghton, eines Missionärs und mehrerer Wilden in einer Pirogue ab.
Die Fahrt ging über den Tascodiac-und den Travers-See. Ein wenig oberhalb des letzteren theilt sich der Mississippi in zwei Arme oder bildet eine Gabel. Der Wegweiser führte Schoolcraft auf dem östlichen weiter und über den Marquette-, den Lasalle-und den Kubbakunna-See nach der Einmündung der Naiwa, des Hauptzuflusses dieses Gabelzweiges, der aus einem See voller Schlangen mit kupferfarbenen Köpfen entspringt. Nachdem sie noch den kleinen Ufawa-See passirt, gelangte die Expedition nach dem Itasca-See, aus dem der itascanische oder westliche Zweig des Mississippi seinen Ursprung nimmt.
Der Itasca-oder Hirschkuh-See – wie ihn die Franzosen nannten – hat nur eine Ausdehnung von sieben bis acht Meilen und ist von Hügeln umgeben, welche dunkler Fichtenwald beschattet. Er soll, nach Schoolcraft, tausendfünfhundert Fuß über dem Meere liegen, doch ist auf diese und ähnliche Angaben nicht viel Werth zu legen, da sie nicht auf Messungen durch geeignete Instrumente beruhen. Auf dem Rückwege nach dem Caß-See folgte die Expedition dem westlichen Flußarme und besichtigte die wichtigsten Nebenflüsse desselben. Schoolcraft selbst unterrichtete sich über die diese Gegenden bewohnenden Indianer, mit denen er Verträge abschloß.
Alles in Allem war das von der Regierung vorgeschriebene Ziel erreicht und der Mississippi hiermit von der Ausmündung in das Meer ab bis zu seiner Quelle erforscht. Die Expedition brachte vielfache, interessante Aufschlüsse über die Lebensweise. Sitten, Geschichte und Sprache der Eingebornen mit heim; auch die Naturwissenschaft wurde durch Auffindung vieler neuer oder wenig bekannter Species bereichert.
Die Thatenlust des amerikanischen Volkes begnügte sich aber nicht mit
Weitere Kostenlose Bücher