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Der Trotzkopf

Der Trotzkopf

Titel: Der Trotzkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emmy von Rhoden
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Als sie die drei bewußten Aepfel erreichen konnte, brach sie dieselben und warf sie Nellie zu. 
    »Da hast du eine Probe!« rief sie übermütig in halblautem Tone, »damit dir die Zeit nicht lang werde, bis ich wiederkomme!« 
    Die Früchte kollerten bis an das Ende des Zimmers zu Nellies Entsetzen. 
    »O, was thust du!« flüsterte sie und erhob drohend die Finger. »Die Köchin schläft unter dieser Zimmer, soll sie von der Spektakel aufwachen?« 
    »Bärbchen schläft fest, ich höre sie draußen schnarchen,« gab Ilse zurück. – »Wir können ganz ohne Sorge sein – alles schläft – alles ist still und dunkel. – Nun lebe wohl, Nellie, jetzt trete ich meine Reise an. Ach, es ist köstlich hier!« 
    Plötzlich bekam es Nellie mit der Angst. »Ich zittre für dir,« sprach sie mit bebenden Lippen, – »komm wieder her, – es könnte ein Unglück sein.« 
    Ilse lachte in sich hinein und stieg keck höher und höher. Sie war so recht in ihrem Elemente und frei wie der Vogel in der Luft regte sie ihre Schwingen. 
    Bald hatte sie die Spitze erreicht. Der Mond schien voll und klar und zeigte ihr jeden Schritt, den sie zu machen hatte. Als sie in gleicher Höhe mit dem Schlafgemache Orlas und der Schwestern war, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen, einen Blick in das Fenster zu thun. Vorsichtig und behende balancierte sie auf dem Ast, der sie trug und dessen grüne Spitzen beinahe das eine Fenster berührten, und sah hinein. 
    Ruhig, nichts ahnend lagen die Schläferinnen da, hell vom Mondlicht beschienen. 
    Einen Augenblick regte sich der Uebermut in ihr. Ob sie den Mädchen einen Schabernak spielte? »Nur einmal gegen die Fensterscheibe klopfen,« dachte sie, und schon streckte sie den Finger aus dazu, – da bewegte sich Orla im Schlafe. Unwillkürlich fuhr Ilse zurück und ihre tolle Idee blieb unausgeführt. 
    Es hingen so viel schöne Aepfel rechts und links und überall, mit kleiner Mühe hätte sie in wenigen Augenblicken ihr Körbchen damit füllen können, aber dazu hatte sie keine Lust, immer höher hinauf strebte ihr Verlangen, sie hatte nun einmal die Freiheit gekostet, so schnell wollte sie dieselbe nicht wieder aufgeben. Die Krone des Baumes war ihr Ziel, wohl eine beschwerliche Fahrt, aber sie schreckte nicht davor zurück. 
    Wie ein Bube erklomm sie die manchmal schwer zu erreichenden Zweige, – ein einziger Fehltritt und sie lag unten mit zerbrochenen Gliedern, – dieser Gedanke kam ihr nicht in den Sinn, sie hatte daheim ganz andre tollkühne Kletterpartien ausgeführt und jede Furcht vor Gefahr verlernt. 
    Mutig ging es vorwärts. Die lauschende Nellie vernahm dann und wann ein Knacken der Aeste, oder das Herabfallen eines Apfels. Einmal schrak sie heftig zusammen, ein Vogel flog auf. Ilse mochte ihn in seiner Nachtruhe gestört haben. – Es wurde ihr recht ängstlich auf ihrem Lauscherposten, eine Ewigkeit dünkte es ihr, daß Ilse sie verlassen hatte. 
    »Ilse!« rief sie leise. Keine Antwort erfolgte. Wie war es auch möglich, daß ihr Ruf zu derselben emporgetragen wurde, die oben in der Krone stand und die erfrischende Nachtluft mit vollen Zügen einsog. 
    Wie fühlte sie sich glückselig, wie frei, wie heimatlich wurde es ihr zu Mute! Keine Fesseln drückten sie mehr, Schulzwang, Pension, Vorsteherin – alles entschwand ihr wie in nebelweite Ferne – der Garten da unten gehörte dem Papa, der Baum, auf dem sie war, stand vor seinem Fenster, es war der alte Nußbaum, in dessen grünem Laubwerk sie so manchmal neckend Versteck gespielt hatte mit dem Papa, wenn er sie überall suchte, von dessen oberster Spitze sie dann plötzlich mit einem schlichen »Juchhe!« ihm antwortete. 
    »Juchhe!« Ganz in Erinnerung versunken, brach es plötzlich laut und kräftig aus ihrer Kehle hervor, daß es weithin durch den Garten schallte. 
    Im selben Augenblicke erwachte sie aus ihrem Traume und ganz erschrocken fuhr sie mit der Hand nach dem Mund. Was hatte sie gethan! Aber die Reue kam jetzt zu spät, vor allem mußte sie an den schnellsten Rückzug denken, denn wie sie vermutete, so war es, ihr unvorsichtiger Ruf war im Hause vernommen worden. 
    Melanie war davon erwacht und richtete sich entsetzt in ihrem Bette auf. 
    »Grete!« rief sie mit bebenden Lippen, »hast du gehört?« 
    »Ja,« tönte es gedämpft zurück. »Melanie, ich fürchte mich tot!« Sie hatte sich die Decke über den Kopf gezogen und erwartete mit zitternder Angst ihr Schicksal. 
    Auch Orla war

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