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Der Trotzkopf

Der Trotzkopf

Titel: Der Trotzkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emmy von Rhoden
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Mitspielenden wurden herausgerufen, und als der rote Vorhang in die Höhe ging und die Mädchen sich dankend verneigten, strahlte Miß Lead vor Stolz und Seligkeit. »Very well,« rief sie laut, »ihr habt eure Sache gut gemacht!« 
    Nachdem verschiedene lebende Bilder und musikalische Aufführungen vorüber waren, bildete das französische Lustspiel den Schluß. 
    »Wollen Sie es wirklich wagen?« wandte sich die englische Lehrerin in wohlwollendem, etwas herablassendem Tone zu Fräulein Güssow. »Schreckt Sie der große Erfolg, den wir erzielten, nicht ab? Folgen Sie meinem Rate, treten Sie zurück! Wir werden eine Entschuldigung finden. Der französische Flattersinn muß abfallen gegen die englische Gediegenheit.« 
    Trotz Miß Lead’s Bedenken begann das französische Stück, und sie mußte die niederschlagende Erfahrung machen, daß es weit beifälliger aufgenommen wurde, als das englische. Die Gesellschaft amüsierte sich köstlich und kam aus dem Lachen nicht heraus. Zweimal wurde Ilse bei offener Szene gerufen, so drollig und natürlich spielte sie. 
    »Sie ist charmante, charmante!« rief Monsieur Michael feurig, »ich habe Ursache, stolz auf sie zu sein. Leicht und elegant wie eine Pariserin spricht und spielt sie!« 
    »Sie spielt sich selbst!« entgegnete Doktor Althoff lachend, »aber ich hätte dem Wildfang kaum so viel Anmut zugetraut.« 
    Einen kleinen Triumph sollte Miß Lead doch noch feiern, – Ilse verdarb die Liebesszene am Schluß. In dem Augenblick, als Orla sie umarmen wollte, kam ihr das so komisch vor, daß sie in ein lautes Gelächter ausbrach. 
    »Wie schade!« rief Nellie halblaut. »Warum muß sie lachen? Sie war zu nett, nun verderbt sie die Schluß.« 
    Doktor Althoff, der zufällig in Nellies Nähe stand, hörte ihren Ausruf. »Trotzdem, Miß Nellie,« entgegnete er, auf einem leeren Stuhl neben ihr Platz nehmend, »ist ihre Freundin die Siegerin des Abends; aber warum wirkten Sie nicht mit, warum sind Sie nur Zuschauerin? Sie würden gewiß eine gute Schauspielerin sein.« 
    Nellie senkte die Augenlider. »O, Sie sind sehr gütig,« sagte sie befangen, »aber ich weiß nicht zu spielen, Herr Doktor, ich hab’ nicht Talent.« 
    »Das käme auf einen Versuch an! Sehen Sie Ilse an, wer hätte geglaubt, daß sie eine so allerliebste Schauspielerin sein könne!« 
    »Nicht wahr?« stimmte Nellie lebhaft und mit aufrichtiger Freude bei, »sie ist reizend und ich bin entzückend über ihr!« 
    Der junge Lehrer schwieg und sah sie teilnahmvoll an. Wie neidlos kamen ihr die Worte aus dem Herzen, wie leuchteten ihre Augen freudig auf, als sie die Freundin lobte! Und im Vergleich zu Ilse, wie wenig hatte sie doch von der Zukunft zu hoffen! Jene ein Kind des Glückes – und diese? Ein armes Wesen, das den mühevollen Pfad einer Lehrerin pilgern sollte! 
    »Nicht wahr, ist sie nicht reizend?« wiederholte Nellie und blickte fragend auf. 
    »Gewiß, gewiß!« gab der Lehrer zerstreut zur Antwort, und von dem Gegenstand plötzlich abspringend, fragte er: »Woher haben Sie die herrlichen Veilchen?« und deutete dabei auf einen Strauß, den sie in der Hand hielt. »Sie duften wundervoll! Ich liebe die Veilchen sehr.« 
    Sie hörte nur, daß er die Veilchen liebe, bedurfte es da einer großen Ueberlegung? »O nehmen Sie,« sagte sie naiv und errötete dabei, »bitte, es macht mich großer Freude!« 
    »Nicht alle,« entgegnete er lächelnd und zog einige Blumen aus dem Strauß, den sie ihm gereicht, »so, nun habe ich genug. Haben Sie Dank dafür.« 
    Er erhob sich und verließ sie. Mit glänzenden Augen sah sie ihm nach, sie hatte bemerkt, wie er ihre Veilchen im Knopfloch befestigte. 
    »Wie taktlos von dir!« redete Miß Lead, die ihren Platz dicht hinter Nellie hatte, dieselbe an und riß sie mit ihrer scharfen Stimme aus allen Himmeln. »Welch ein Betragen! Ich habe jedes Wort mit angehört. Schämst du dich nicht, einem Herrn Blumen anzubieten?« 
    Als ob ein eisiger Wind plötzlich in eine kaum erschlossene Blütenknospe gefahren wäre, so wurde Nellies kurze Freude zerstört. 
    »Habe ich ein Unrecht gemacht?« fragte sie geängstigt. »O bitte, Miß, sagen Sie, war ich ungeschickt? Wird Herr Doktor mich für unbescheiden halten?« 
    Dieser Gedanke peinigte sie sehr und übergoß sie mit heißer Glut. Mit wahrer Angst wartete sie auf ein beruhigendes Wort und sah in der Lehrerin Gesicht, das indes nicht aussah, als ob sie zur Milde geneigt sei. 
    »Jedenfalls wird er

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