Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
Vom Netzwerk:
aber es waren keine neuen Erkrankungen dabei, vielmehr schien es, als ob die angeschlossenen Ärzte sich darauf geeinigt hätten, jetzt ihren liegen gebliebenen Papierkram zu erledigen und die noch ausstehenden Aktualisierungen in ProMed zu machen. Ein einziger neuer Eintrag aus Frankfurt in Deutschland war vorhanden. Anastasia las den Bericht von einem Dr. Koch und versah ihn mit einigen Schlagwörtern, durch die man diesen Eintrag wieder finden konnte. Irgendetwas beunruhigte sie an diesem Fall. Sie hatte das Gefühl, ihr würde das alles bekannt vorkommen. Sie durchsuchte die Datenbank, konnte aber nichts finden. Das allein war schon seltsam, denn inzwischen war die Datensammlung so groß, dass es selten vorkam, gar keine Treffer zu haben. Schließlich druckte sie sich den Bericht aus und markierte diesen Fall als Tracer. Alle Fälle, die eine besonderen Beachtung bedurften, wurden als Tracer markiert. Dann loggte sie sich aus ProMed aus und lehnte sich zurück.
     
    Sie erschrak, als sie plötzlich die Stimme von Robert hörte, »Ich dachte, du wolltest etwas arbeiten«, sie konnte das Lächeln in seiner Stimme hören, »stattdessen finde ich dich hier beim Tagträumen.«
    Sie stand auf und ging zu ihm, er nahm sie in die Arme und gab ihr einen Kuss. »Ich war gerade fertig bei ProMed und wollte die Augen etwas zumachen. Wie war dein Vortrag?«
    Dr. Robert Lehman war inzwischen ein sehr gefragter Spezialist, wenn es um Umweltschutz ging. Als er sich in Oxford dem Programm angeschlossen hatte, das ihn schließlich nach Kiew und direkt zu Anastasias Eltern und damit auch zu ihr geführt hatte, trat er dem Programm eigentlich nur bei, um Eindruck bei den Professoren zu machen und sich dadurch eventuell bessere Bewertungen zu verschaffen. Doch das Leid, das die Menschen um Tschernobyl erleiden mussten, die schrecklichen Schicksale, und schließlich die Geschichte der Familie seiner Frau, die in der Nacht des großen Supergaus geboren wurde, starteten einen Denkprozess in ihm. In der Folge engagierte er sich immer mehr für den Umweltschutz und gegen die Atomkraft.
    Robert ließ Anastasia los und setzte sich auf einen der beiden Bürostühle, »Es ist immer das Gleiche. Sie sagen, sie wollen etwas für die Umwelt tun, und dann ist da nur heiße Luft und nichts dahinter.«
    »Das heißt, die wollen den Reaktor wirklich bauen?«
    »Das heißt, sie haben mir genau drei Minuten zugehört dann haben sie abgeschaltet und mich gegen eine Wand reden lassen. Sie kommen immer mit den gleiche Argumenten, wie, sauberste Möglichkeit Energie zu gewinnen und so.«
    »Ach, wieder die alte Leier, dass Atomkraft kein CO2 ausstößt?«
    »Ja, und wenn ich ihnen vorrechne, wie viel von dem Zeug beim Abbau der Anreicherung und dem Transport zur Lagerung entsteht, hören sie gar nicht zu. Aber was ist mit dir? Du sahst aus, als ob es etwas Neues in der Datenbank gäbe.«
    Anastasia ging zum Drucker und entnahm den Ausdruck. Sie reichte die Blätter Robert, »Kennst du das Gefühl, dass du irgendwas schon mal gesehen hast, kommst aber nicht drauf?«
    Er sah sich den Ausdruck an »So wie ein Dejavu?«
    »Nein, ich meine, du hast eine Krankheitsbeschreibung und kennst es irgendwoher, aber dir fällt absolut nicht ein, woher.«
    Lehmann hatte die Blätter überflogen und sah sie an, »na ja, das hier kommt mir sehr bekannt vor.«
    Anatasias Augen begannen zu glänzen, »Wirklich? Sag, woher?«
    »Aber Schatz«, Lehmann schüttelte den Kopf, »gerade du müsstest das wissen. Das sind doch typische Symptome für Schilddrüsenkrebs. Da woher du kommst, ist es nicht gerade selten.«
    Anastasia knuffte ihn in den Oberarm, »Für so dämlich hältst du mich also. Du hast den Bericht gar nicht richtig gelesen. Wenn schon, dann ist das eine Kombination zwischen Schilddrüsenkrebs und Leukämie, noch ein wenig gepaart mit SARS und Tuberkulose.«
    Robert hob kurz verwundert die Augenbrauen, setzte sich und begann damit, den gesamten Bericht nochmal zu lesen. Diesmal richtig.
     

Kapitel 10
     
    Als Koch das Krankenzimmer verließ, schloss er die Tür hinter sich und lehnte sich an sie. Er war plötzlich sehr müde. Es war aber keine körperliche Müdigkeit. Vielmehr fühlte er sich müde in seinem Kopf. Ohnmächtig. Ihm war klar, dass dies hier erst der Anfang sein konnte. Zwei Patienten mit den gleichen Symptomen, die offensichtlich nichts miteinander zu tun hatten. So fingen seit jeher Epidemien an. Er schloss einen Moment die Augen und sortierte

Weitere Kostenlose Bücher