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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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Koch fragte in die Runde, »hat jemand neuere Infos?«
    »Es ist wohl eine Schweinegrippe«, Karg blätterte durch seine Unterlagen, »die Behörden wollen uns in den nächsten Stunden genauere Infos geben.«
    »Schweinegrippe«, Koch überlegte kurz, »ein Virus ähnlich dem der Vogelgrippe. Nur mit dem Unterschied, dass der von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Wäre etwas Positives.«
    »Welcher? Und wieso positiv? Ist das nicht schlimmer?« Ming Shu, als die einzige Nicht-Medizinerin neben Heip in der Runde, fragte interessiert nach.
    »Vogelgrippe ist nur von Tier zu Mensch übertragbar«, Marie antwortete, »und wenn durch diesen Virus mehrere Menschen angesteckt werden in so kurzer Zeit, dann heißt das, entweder sind sehr viele Tiere über ein Riesenareal angesteckt, was eine Schlachtungswelle hinter sich zöge, oder der Virus ist mutiert und kann jetzt auch von Mensch zu Mensch übertragen werden. Dann hätten wir nichts in der Hand und müssten ganz von vorne anfangen. Wenn es sich dagegen um diesen Virus aus Mexiko handelt und wir von den Behörden den Virenstamm oder vielleicht gleich die Zusammensetzung für ein Medikament halten, können wir die Menschen schnell behandeln.«
    Ming Shu nickte, »Verstehe.«
    »Marc«, Karg wandte sich an Koch, »du hattest gesagt, dass dein Patient Schilddrüsenkrebs und Leukämie hatte. Damit wäre das der erste, schon vorher erkrankte, Patient, der an diesem Virus gestorben ist.«
    »In meinem Hinterkopf hält sich der Gedanke, dass der Virus die beiden Krankheiten ausgelöst hat.«
    Allgemeines Gemurmel kam sofort nach dieser Bemerkung auf.
    »Diese beiden Krebsarten zusammen sind schon selten genug. Jetzt soll das alles innerhalb von maximal zwei Wochen entstehen und dann noch ausgelöst durch einen Grippevirus, der vielleicht auch noch gerade aus Mexiko gekommen ist«, Liebknecht schüttelte energisch den Kopf, »das ist unmöglich.«
    »Kollegen«, Kempe versuchte, wieder Ruhe in die Runde zu bekommen, »solange wir nicht wissen, was es ist, dürfen wir gar nichts ausschließen.«
    Langsam beruhigten sich alle. Karg ordnete noch einmal kurz seine Unterlagen, »Herr Heip«, sprach er den Vertreter der Regierung an, »sie sind hier, damit wir direkt mit der Regierung alle erforderlichen Maßnahmen zur Einschränkung dieser Epidemie abstimmen können. Was sagte die Kanzlerin?«
    Heip erhob sich und zupfte kurz seine Krawatte zurecht, bevor er leise begann, »Zuallererst lässt die Kanzlerin ihre besten Grüße ausrichten, sie hat vollstes Vertrauen darauf, dass sie alle diesen Virus besiegen…«
    »Ihr bleibt auch nichts anderes übrig«, Liebknecht unterbrach Heip, »was gedenkt sie in Sachen Quarantäne zu unternehmen?«, er kramte in seinem großen Aktenkoffer und holte gerollte Papiere heraus und breitete sie auf dem Konferenztisch aus. Es war ein Plan von Berlin. Darauf waren die drei Krankenhäuser, in denen das Virus bereits ausgebrochen war, mit roten Kreisen markiert, »Wir haben einmal die bisher bekannten Fälle markiert. Die blauen Linien stellen die Pufferzone dar«, fuhr er fort und deutete auf ein einzelnes blaues Dreieck, das sämtliche roten Zonen und mehrere sie umgebende Wohnblocks umgab.
    »Mann! Einfach großartig!«, rief Kempe. »Zweifellos haben unsere unfreiwilligen Überträger Besseres zu tun, als rote und blaue Linien zu überqueren.«
    Liebknecht schob seine runde, randlose Brille zurecht, die seine auffälligen blau-grauen Augen besonders hervorhob. »Dr. Kempe, sie kennen sich zweifellos damit aus, wie man bei einer Seuche das fragliche Gebiet in verschiedene Sektoren unterteilt, oder etwa nicht?«, fragte er in einem etwas herablassenden Ton. Er fuhr mit dem Finger über die roten Zonen. »Außerhalb dieser Abschnitte wurden keine Falle gemeldet. Stimmt das, Dr. Karg?«
    Karg nickte heftig.
    »Also sollten wir alle Bewohner dieser Bereiche unter Quarantäne setzen.«
    »Unter Quarantäne, natürlich«, sagte Kempe. »Ich erinnere mich an die wunderbare Quarantäne in Toronto während des Ausbruchs von SARS. Personen, die als Verdachtsfälle eingestuft worden waren, hatte man aufgefordert, zu Hause zu bleiben und Mundschutz zu tragen, doch einige von ihnen sind trotzdem zur Arbeit gegangen.«
    Liebknecht schüttelte den Kopf. »Niemand darf das Gebiet verlassen«, sagte er nachdrücklich.
    »Die Polizei oder die Bundeswehr muss Wachen aufstellen, die das verhindern.«
    Wie ein Kind, dessen Geschichte einmal zu viel unterbrochen wurde,

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