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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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die Leitung der Ermittlungen zu diesem Virus für England übernommen. Noch während sie in den Minibus stiegen, informierte er die anderen Ärzte über den Sachstand. »Zwei Fälle wurden innerhalb von zwölf Stunden gemeldet. Die anderen beiden Patienten kamen heute Morgen von sich aus in die Klinik. Sie waren Gäste im selben Hotel. Sofort als sie Fieber bekamen und zu husten anfingen, wurden sie isoliert.«
    »Also haben wir eine Lücke von zwei Tagen zwischen den ursprünglichen zwei Fällen und den beiden letzten. Diese beiden müssen sich infolge der kollateralen Ausbreitung angesteckt haben«, führte Koch aus, womit er die so genannte zweite Generation von Opfern meinte, die sich bei den ersten Infizierten angesteckt hatte.
    »Das denke ich auch«, sagte Lehman.
    »Und niemand vom Klinikpersonal, das die Opfer behandelt, zeigt bisher Anzeichen einer Infektion?«, fragte Koch.
    Lehman schüttelte den Kopf. »Glücklicherweise waren die Kliniken so verantwortungsbewusst, dass sie schon frühzeitig Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben, doch mehrere Schwestern und Ärzte stehen unter Quarantäne.«
    »Haben sie schon Informationen über die Inkubationszeit?«
    »Nein, unsere Spezialisten gehen von fünf bis zehn Tagen aus, das sind aber keine gesicherten Erkenntnisse.«
    »Könnte es der Virus aus Mexiko sein?«
    Lehman schüttelte den Kopf, »Wir haben nur spärliche Informationen von dort erhalten. Es gibt dort schon über 30 Todesfälle, doch bei mehr als fünfhundert Infizierten ist das eine Sterberate, die für unseren Virus fast zu niedrig ist. Aber ich möchte nichts ausschließen.«
    Lehman brachte seine Gäste ins Holiday Inn Express Hotel und sie checkten ein. Koch hatte auf ein besseres Hotel gehofft, aber anscheinend traf die Finanzkrise wirklich alle Bereiche und die Regierung hatte ihr ganzes Geld wohl für Banken und Andere ausgegeben und konnte sich daher nichts Besseres mehr leisten. Er betrat das Zimmer, packte seinen Koffer aus und setzte sich auf das Bett. Er schaltete den Fernseher ein und erschrak, als er das Bild im Fernsehen sah. Dort war seine Uniklinik abgebildet. Ein Laufband meldete 36 Todesfälle in Frankfurt und über einhundert Infizierte. In ganz Deutschland würden neue Fälle gemeldet. Die Regierung überlege, erste Ortsteile der betroffenen Städte komplett unter Quarantäne zu stellen. Danach kamen Bilder von der Londoner Innenstadt und es wurde vermeldet, dass es in London inzwischen 2 Tote und zwölf Infizierte gäbe. Er griff zum Telefon und rief Karg an. Der berichtete ihm von einer katastrophalen Lage. Inzwischen seien auch zwei Verdachtsfälle in Spanien gemeldet worden. Nach dem Telefonat war an Schlaf nicht zu denken. Er ging runter zur Hotelbar und war überrascht, Dr. Lehman zu treffen, der zwei leere Wodkagläser vor sich stehen hatte. Er ging zu seinem englischen Kollegen. Der zeigte Koch mit einer einladenden Geste an, sich zu ihm zu setzen. Koch bestellte einen Scotch.
    »Ich kenne sie schon längst, Dr. Koch«, Lehman zeigte dem Kellner an, noch einen Wodka zu bringen.
    »Das wundert mich«, Koch war erstaunt, »haben wir uns schon einmal getroffen?«
    »Nein«, der Kellner brachte die Getränke, »meine Frau arbeitet für ProMED und hat ihren Beitrag über diesen ersten Fall bei ihnen als Tracer markiert. Ich habe ihre Notizen gelesen.«
    »Und, was denken sie?«
    »Anastasia, meine Frau, meint, sie hätte so etwas schon einmal gehört.«
    Koch spürte einen Hoffnungsschimmer, »Ja? Wo denn?«
    »Sie weiß es nicht. Seit ihrer Zeit bei ProMED nicht. Mein erster Gedanke war Schilddrüsenkrebs.«
    »Wegen dem Kropf«, Koch nickte, »das war auch mein erster Gedanke. Aber der Virus erinnert im Allgemeinen mehr an SARS, oder vielleicht diese verdammte Schweinegrippe.«
    »Zumindest ein naher Verwandter«, stimmte Lehman zu, »meine Frau denkt allerdings auch eher an eine Verbindung mit Schilddrüsenkrebs. Auch wenn es seltsam klingt, dass wir nicht zwischen einem Grippevirus und einer Krebserkrankung entscheiden können. Komme mir vor wie ein Anfänger.«
    »Anastasia, sagten sie«, Koch leerte sein Glas, »der Name klingt nicht nach England. Eher Russland.«
    »Ukraine, um genau zu sein«, Lehman nickte, »ich lernte sie kennen, als ich für meine Doktorarbeit ein Interview mit Überlebenden aus Tschernobyl machen wollte«, Lehman nahm sein Portemonnaie aus der Hosentasche und zeigte Koch ein Foto seiner Frau, »ob sie es glauben oder nicht, sie wurde in der Nacht

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