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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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reagierte Heip empfindlich und hob die Stimme, »Das kann doch nicht ihr Ernst sein. Wir sind hier nicht in China oder einer anderen Diktatur. Wir können weder die Bundeswehr im Innern einsetzen, noch können wir die Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit beeinträchtigen. Die Kanzlerin lässt ihnen aber ausrichten, dass sie alle Mittel zur Verteilung eines Impfstoffes bekommen.«
    Jetzt musste Koch lachen, »Wir konnten diesen Virus noch nicht einmal identifizieren, Wie sollen wir dann einen Impfstoff entwickeln? Nein, das ist eine Pandemie, die Quarantäne ist die einzige Möglichkeit.«
    »Wieso? Es ist doch eine Art Grippe?«, Heip verstand das Problem nicht.
    »Dieses Virus ist…«, Koch wurde unterbrochen, als sich die Tür zum Konferenzzimmer öffnete und eine Sekretärin den Raum betrat, zum Direktor Karg ging und ihm einen Zettel gab. Danach ging sie wieder und schloss die Tür hinter sich. Alle schauten Karg an, während er den Zettel las. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass es keine gute Nachricht war. Er schnaufte tief durch, »Liebe Kollegen, wir haben ein Problem.«
     

Kapitel 13
     
    Martin Ellrich, Marty für die Jungs daheim in New England, wurde seinen schlimmen Husten einfach nicht los. Der stämmige Fünfundfünfzigjährige, Vorstandsmitglied einer Ölgesellschaft, würde es jedoch keinesfalls zulassen, dass ihm eine läppische Erkältung seine erste Reise nach London verdarb. »Natürlich musste mir das genau an dem Tag passieren, an dem die endlosen Sitzungen endlich hinter mir liegen«, dachte Marty. Ausgerechnet dann wache ich mit Fieber und Husten auf. Sein Husten erinnerte ihn wieder an die junge Frau, die er vor dem Hotel aus seinem Taxi hatte steigen sehen. Auch dieses junge hübsche Ding, fiel ihm ein, hatte sich die Lunge aus dem Leib gehustet. Vielleicht hatte er sich bei dieser Gelegenheit erkältet? Doch wo immer die Erkältung auch herkam, sie war ungewöhnlich! Sei’s drum. Herumzuliegen und sich selbst zu bemitleiden, war ganz und gar nicht Martys Art. In den zweiunddreißig Jahren seines Arbeitslebens hatte er noch keinen einzigen Tag wegen Krankheit aussetzen müssen, und jetzt würde er sich nicht die einzige Chance entgehen lassen, ein paar Touristenattraktionen zu besichtigen. Er erhob sich aus dem Bett und machte sich auf den Weg zu den Sehenswürdigkeiten.
     
    lm Tower of London meldete er sich für eine Führung an. Als er die Wendeltreppe in einem der Ecktürme des Tower hinaufstieg, konnte er sich gut in die Lage der mittelalterlichen Gefangenen versetzen, von denen ihr Führer berichtete. Doch obwohl Marty sich sehr für Geschichte interessierte, fiel ihm das Atmen so schwer, dass er sich nicht auf die Worte des Führers konzentrieren konnte. Und mit jedem Schritt kam es Marty so vor, als trüge er an Armen und Beinen dieselben Eisenketten wie die Gefangenen damals.
    Erschöpft und kurzatmig musste er die Führung nach der Hälfte abbrechen. Er stolperte in Richtung Ausgang. Weil er ein Versprechen einhalten wollte, hielt er kurz am Museumsshop, um Spielzeugschwerter und Nachbildungen der Kronjuwelen als Mitbringsel für seine beiden Enkel zu kaufen. Obwohl die Schwerter aus Plastik waren, kam es Marty so vor, als wären sie aus Blei, während er die Tasche zum Ausgang schleppte. Nachdem er vor seinem Hotel stolpernd aus dem Taxi gestiegen war, musste er auf dem kurzen Weg zum Aufzug und später zu seinem Zimmer fünf- oder sechsmal stehen bleiben. Er war so kurzatmig, dass er sich fragte, ob er einen Herzinfarkt hatte, doch er wusste, dass das sein hohes Fieber nicht erklären konnte.
    Zehn Minuten später saß Marty, noch immer keuchend und nach Luft ringend, auf seinem breiten Bett. Er griff zum Telefon auf dem Nachttisch und überlegte, ob er die 911 wählen sollte, doch er war nicht sicher, ob das in England die richtige Nummer war. Obwohl er sich so elend fühlte, entschied er sich schließlich für das lange erprobte Hausmittel seiner Mutter: Schnaps und Schlaf. Nachdem er ein Fläschchen Courvoisier aus der Minibar geleert hatte, schlupfte er unter die Decke, überzeugt, dass ein kleines Nickerchen alles in Ordnung bringen wurde.
     

Kapitel 14
     
    Nachdem Karg die Nachricht von zwei Fällen in London erhalten und sich mit den Londoner Kollegen ausgetauscht hatte, wurden Koch, Kempe und Marie Chudy unter der Leitung von Marc Koch nach London geschickt. Die Gruppe wurde am Londoner Flughafen von Dr. Robert Lehman abgeholt. Lehman war Epidemiologe und hatte

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