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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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dass mein Atem Sie nicht umbringt.«
    Marie zog ihren Mundschutz aus und faltete ihn auf dem Tisch zusammen. »Wie kommen Sie zurecht?«
    »Ich werde noch verrückt. Vom Zimmerservice habe ich bereits die Nase voll, ganz zu schweigen von der Art, wie wir den Angestellten die Tabletts zurückgeben müssen. Als seien wir radioaktiv. Davon abgesehen, geht’s mir wunderbar. Und Ihnen?«
    »Mir geht’s genauso«, sie nickte, »ich habe so viel zu tun, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.«
    Koch setzte sich ihr gegenüber auf die Couch, lehnte sich zurück und faltete die Hände hinter dem Kopf, »Sie haben wenigstens etwas zu tun. Ich hocke nur hier rum und meine Gedanken laufen querbeet in alle Richtungen. Diese Quarantäne bringt mich um. Vergleichen wir doch am besten Mal unsere Notizen.«
    Marie bewunderte seine Ruhe, und sie fand es schwierig, seine graublauen Augen zu übersehen. Als er sich umgedreht hatte, um sich zu setzen, hatte sie sich dabei ertappt, dass sie seine straff sitzende Jeans anstarrte, unter der sich sein muskulöses Hinterteil abzeichnete. Schluss damit, Marie, ermahnte sie sich und machte ihre Isolation für diese unpassenden Gedanken verantwortlich. Sie zwang sich, an etwas anderes zu denken und konzentrierte sich darauf, Koch eine Zusammenfassung ihrer Gedanken zu geben.
    Als sie fertig war, sagte Koch: »Es gibt keine Garantie dafür, dass wir das Ausbreiten des Virus stoppen können, selbst wenn wir unsere Grenzen dichtmachen würden.«
    Er schüttelte den Kopf und seufzte. »Über siebenhundert Infizierte und bisher 145 Tote. Einzelne Gruppen von Infektionen haben sich auf dem europäischen Festland verbreitet, sechs in Amsterdam, zwei in Brüssel, drei in Hamburg. Und nirgends können wir einen Zusammenhang zurückverfolgen. Am schlimmsten ist es in Frankfurt. Hier in London sind es auch schon dreizehn Tote. Das Schlimmste ist«, Koch schüttelte den Kopf, »zwei Patienten hatten positive Ergebnisse betreffend des neuen Virus’ aus Mexiko, alle anderen bisher negativ. Aber es gibt viele Fälle der Schweinegrippe, die keine unserer Anzeichen haben. Es ist zum Verrücktwerden.«
    Marie seufzte. »Und schon sehr bald könnten es vierzehn Tote sein.«
    Koch sah auf seine Füße. »Ja. Sam geht es nicht gut«, sagte er leise.
    »Es ist so verdammt überflüssig!« Sie musterte ihn einen Augenblick lang schweigend. Dann biss sie sich auf die Unterlippe. »Marc, haben Sie Angst?«
    »Dass ich mir das Virus eingefangen habe?«
    »Ja.«
    »Sehr. Aber die Wahrscheinlichkeit ist auf unserer Seite.« Er klopfte mit der Faust neben sich auf das Sofa. »Aber sauer bin ich trotzdem.«
    »Was macht Sie so wütend?«
    »Hier festzusitzen«, Er zog mit dem Finger einen Kreis und deutete auf die Suite, »während das Virus da draußen ist. Ich sollte in Berlin sein, nicht hier unter Quarantäne.« Er sah zu ihr hoch und runzelte die Stirn. »Ehrlich gesagt, eigentlich sollte ich zu Hause in Frankfurt sein. In drei Tagen hat meine Tochter Geburtstag. Ich habe ihr versprochen, dass ich kommen und Ballons mitbringen werde.«
    Marie sah den Schmerz in seinen Augen und fühlte sich traurig und verletzt. »Es ist nicht fair.«
    Koch zuckte mit den Schultern. »Fairness scheint momentan ein besonders knappes Gut zu sein.«
    Das Telefon klingelte. »Chudy«, sagte sie in den Hörer.
    Sie lauschte der Frau am anderen Ende der Leitung, und dann schloss sie für einen Moment die Augen. »Es tut mir so leid«, sagte sie, bevor sie auflegte.
    »Sam Collins? «, fragte Koch.
    »Ja.«
    »Verdammt! « Koch schlug mit der Faust aufs Sofa. »Wie kann jemand nur so ... «
    Er unterbrach sich mitten im Satz. Er schnippte mit den Fingern vor Maries Gesicht und deutete auf den Fernseher. »Stellen die lauter!«
    Marie folgte seinem Blick und sah ebenfalls zum Fernseher, wo über dem Kopf eines besorgt aussehenden Moderators eine Schriftzeile das Eintreffen einer aktuellen Nachricht verkündete. Sie drückte gerade noch rechtzeitig auf den Knopf dar Fernbedienung, so dass sie hören konnten, wie der Moderator in düsterem Ton sagte: »Neben den Schweinegrippefällen wurden jetzt auch erste Infektionen mit dem zweiten grassierenden Virus in den USA gemeldet.«
     

Kapitel 18
     
    Frustriert saß Koch in seinem Zimmer. Er hatte alles, was er zu den Patienten bekommen konnte, an Shu gemailt. Vielleicht konnte sie da irgendeine Verbindung zu Breitenmüller oder Cindy finden. Er fühlte sich ohnmächtig gegenüber diesem

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