Der Tuchhändler (German Edition)
Jüngling in Sicherheit gebracht.«
»Ich bin kein Jüngling«, sagte ich. »Ich bin sechsundvierzig und habe die letzten sieben Jahre im Schatten verbracht. Es wird Zeit, daß mir jemand zeigt, wo die Sonne scheint.«
Sie schloß die Augen und atmete tief durch.
»Ich glaube, ich liebe dich«, sagte sie.
»Seit wann?« fragte ich belustigt.
»Ich weiß nicht«, lachte sie. »Vielleicht seit dem Gespräch am Fluß, als du mit offenem Mund zugehört hast, wie ich dir ein paar Gulden gespart habe.«
Sie wurde wieder ernst und begann, vorsichtig an den Bändern meines Wamses zu zerren.
»Ich weiß jetzt, daß ihr Deutschen am liebsten in einer Rüstung badet«, sagte sie sanft. »Laß mich dir zeigen, daß es auch anders geht.«
Zu sagen, es war wie ein Traum, würde es nur unzutreffend beschreiben; es war eher wie ein Rauschzustand, in dem sämtliche Sinne aufs höchste geschärft waren und für uns doch nichts zu existieren schien außer einer kleinen Blase, in der Jana und ich mich befanden. Die kleine Blase war unsere gesamte Welt. Ich spürte, wie sie mein Wams aufschnürte und unter Wasser weiter daran nach unten tastete, bis sie den Gürtel erreichte. Ihre Finger konnten den Haken nicht aus der Ose lösen, und ich half ihr dabei; der Gürtel löste sich und schwebte sanft nach unten. Ich konnte fühlen, wie er sich um meine Füße ringelte, aber ich fühlte nicht, ob die Luft an meinem Oberkörper warm oder kalt war, nachdem sie mir das triefende Wams über den Kopf gezogen und auf den Boden vor dem Zuber geworfen hatte. Ihre Blicke brannten sich in meine Augen, während ich mich aus dem Hemd wand. Sie stand einen Schritt vor mir, das Wasser, das von meinen Bewegungen aufgerührt war, schwappte um ihre Schultern; sie hatte den Mund halb geöffnet und ließ kein Auge von mir. Ich zog die Schlaufe am Bund meiner Hose auf, und das Gewicht des nassen Stoffes zog sie nach unten. Wie ich aus den Stiefeln kam, weiß ich nicht mehr. Jana lächelte, hob einen Arm und schob das Hemd, das ich einfach hatte ins Wasser fallen lassen und das nun zwischen uns trieb, beiseite. Sie trat einen Schritt auf mich zu und stand dicht vor mir, und trotz des Wassers glaubte ich die Hitze zu spüren, die von ihrem Körper ausging. Die Muskeln in meinen Oberschenkeln begannen zu beben.
Ich beugte mich nach vorne und küßte sie auf die Stirn, aber sie hob ihr Gesicht und suchte mit ihren Lippen nach meinem Mund. Die Begierde des Kusses fuhr mir durch den Leib, und ich hob die Arme, um ihren Körper zu berühren. Ihre Hand legte sich vorher auf meine Brust, und ich hielt inne. Sie zögerte, strich mit den Fingern nach unten, bis ihre Fingerspitzen meinen Magen berührten, noch immer unsicher. Ich legte die Hände um ihre Taille. Vielleicht spürte sie, daß auch meine Finger zitterten. Sie löste sich von meinem Mund, warf den Kopf zurück, und während sie mich mit ihrem intensiven Blick ansah, strichen ihre Finger noch weiter abwärts, bis sich meine Bauchmuskeln unter der federleichten Berührung wie in einem Krampf verhärteten und sie ihre Hand um den schmerzenden Pol des Verlangens in meinem Schoß legte. Ich hörte mich seufzen, und sie schloß die Augen. Ohne ihre Hand wegzunehmen, drückte sie sich an mich, und ich umfing ihre Schultern und preßte sie in meine Arme, küßte sie erneut, küßte ihr Gesicht, ihre Augen, ihren Mund. Sie öffnete die Lippen, aber diesmal kam ich ihr zuvor.
»Ich liebe dich, Jana«, flüsterte ich heiser, und nachdem ich es ausgesprochen hatte: »Ich liebe dich, ich liebe dich«, als könne ich nicht mehr damit aufhören. Sie drängte sich in meine Arme, ihre Brustwarzen zwei harte Knospen in den sanften Berührungen ihrer Brüste, ihr flacher Bauch gegen meinen gepreßt und ihr Schamhügel ein lange vermißtes Gefühl des Verlangens an meinen Lenden. Ich wollte sie, aber es erschien mir nicht richtig, mit ihr an diesem Ort zu bleiben; ich liebte sie, und ich konnte mir nur einen Platz denken, der dazu geeignet war, es ihr und vor allem mir selbst zu beweisen. Ich trat auf den Schemel im Inneren des Zubers und hob sie aus dem Wasser; sie schien mir so leicht wie ein kleiner Vogel zu sein. Ich folgte ihr und hüllte sie in eine Decke, aber sie wickelte sich wieder aus und legte sie auch um meine Schultern. Plötzlich sahen wir uns ins Gesicht und fingen an zu lachen. Tropfend naß und dicht aneinander gedrängt, humpelten wir aus dem Badezimmer, über die Steinfliesen der Halle und in meine
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