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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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weiß doch nicht, wohin ich sie schicken soll!« klagte er. »Ich kann nicht einmal mehr klar denken. Bitte; Ihr müßt die Suche nach ihm organisieren.«
    »Herr Löw ...«, begann ich verzweifelt.
    »Bitte!« rief er und riß an meiner Hand. »Bitte! Um Christi willen, helft mir!«
    Ich starrte ihn an und sagte mir im stillen: Da hast du’s. Er hat dir geholfen, und nun mußt du ihm helfen. Du hättest seine Dienste doch mit Gold aufwiegen sollen, dann wärst du dieser Verpflichtung jetzt ledig. Aber es war der Kaufmann Peter Bernward, der so sprach, und ich schämte mich dafür.
    Andererseits war das letzte, das ich mir leisten konnte, mich jetzt in einer langwierigen Suchaktion nach einem Vermißten zu verzetteln.
    – Es ist nicht ein Vermißter. Es ist der Sohn des Mannes, der vor dir sitzt und vor Angst weint; es ist der junge Mann, der sich selbst bedenkenlos in Gefahr begeben hat, weil du ihm in deiner Hilflosigkeit leid getan hast .
    »Moniwid«, rief ich. »Eure Ritter müssen ausschwärmen und alles nach dem jungen Mann absuchen. Ihr seid der Mann, der eine solche Aktion leiten kann.«
    »Wie käme ich denn dazu?« empörte er sich.
    Ich trat rasch auf sein Bett zu und beugte mich über ihn. Für einen Moment war er verunsichert und starrte mich erschrocken an; dann irrte sein Blick ab und suchte nach seinem Boten, aber dieser hatte schon lange den Raum verlassen. Wir waren allein. Er biß die Zähne zusammen und funkelte mich an, als erwarte er, ich würde ihm an die Gurgel fahren, aber ich zischte nur: »Der Sohn dieses Mannes hat mich in diesem Fall weiter vorangebracht als jeder andere, sogar weiter als meine eigenen Überlegungen.«
    Ich streckte eine Hand aus und tippte ihm hart auf die Brust, und es war mir egal, ob seine Schulter höllisch schmerzte oder nicht. »Jetzt ist er verschwunden, und der Teufel soll mich holen, wenn es nichts damit zu tun hat, daß er sich in den Fall eingemischt hat. Dieser Fall aber ist auch Euer Fall, und wenn Ihr tausendmal sagt, er ginge nur mich und die Bürger dieser Stadt etwas an; und der Teufel soll Euch holen, wenn Ihr Euch aus der Verantwortung für Daniel Löw herausstehlen wollt.«
    Er war sprachlos; halbwegs in meiner Rede hatte er nach meinem Finger gegriffen und mich daran gehindert, weiter auf seine Brust zu tippen, und jetzt hielt er meine Hand noch immer fest und gaffte zu mir nach oben. Ich hörte Löw schniefen; ich wußte nicht, ob ihm klargeworden war, wovon ich sprach, und es kümmerte mich auch nicht. Ich dachte daran, wie der junge Löw den Mord an meinem Spitzel geschildert hatte, und es überlief mich eiskalt. Wenn er denselben Kerlen in die Hände gefallen war, mochte er bereits tot sein, ebenso ertränkt wie ein junger Hund. O Gott, dachte ich, laß es nicht wahr sein. Nein, dachte ich dann, nein: ein einzelner Spion, dessen Deckung auffliegt, ist erledigt; wenn aber noch ein zweiter auftaucht, empfiehlt es sich, ihn am Leben zu lassen und etwas genauer nachzufragen. Wir haben noch eine kleine Chance; wir dürfen nur keine Zeit verlieren.
    Zugleich damit kam ein weiterer Gedanke in mir hoch: Reckel konnte dafür nicht verantwortlich sein. Seine Männer befanden sich alle bis auf einen im Gewahrsam des Richters.
    »Was fällt Euch denn ein?« protestierte Moniwid lahm.
    »Gebt mir Euer Ehrenwort!« verlangte ich.
    Moniwid schüttelte den Kopf.
    »Ihr spielt mir eine Komödie vor«, sagte er trotzig. »Ihr habt keine Ahnung, wer den Mord begangen hat, und es gibt auch keinen geheimnisvollen Alleswisser in irgendeinem Schlupfwinkel, der reden wird, wenn Ihr seine Männer aus dem Kerker befreit. Ihr wollt mich mit der Suche nach einem Kerl ablenken, den es gar nicht gibt, und bis ich mich umsehe, ist die Hochzeit vollzogen, und der Mord wird niemals gesühnt.«
    »Ich bezweifle, daß ich Euch davon abhalten könnte, rechtzeitig mit dem Finger auf uns zu deuten«, sagte ich wütend.
    »Worauf Ihr Euch verlassen könnt«, erwiderte er trocken. Ich schnaubte.
    »Und was nun?« stieß ich hervor.
    »Ich will Euch etwas sagen«, erklärte er. »Ich mache jetzt Euch ein Angebot; aber nur, weil Ihr es seid. Ihr bringt diesen geheimnisvollen Mann zu mir und überredet ihn dazu, mir den Namen des Mörders zu nennen. Wenn es mir plausibel erscheint und eine Möglichkeit besteht, den Burschen zu fassen, werde ich Euch helfen, den jungen Mann zu suchen.«
    »Reckel wird erst reden, wenn seine Leute befreit sind«, stöhnte ich. »Das habe ich Euch doch

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