Der Tuchhändler (German Edition)
Er ballte die linke Faust und sagte heftig: »Was bekümmert Ihr Euch überhaupt so sehr um meine Gesundheit? Glaubt Ihr im Ernst, ich würde Euch helfen, Euren Mordfall aufzuklären? Wenn Ihr mir den Täter nicht liefert, stelle ich mich hin und mache diesen Skandal öffentlich.«
»Wenn Ihr denn stehen könnt«, erwiderte ich, und er bleckte die Zähne vor Ärger und stieß etwas Polnisches hervor. Ich hatte ihn wieder einmal soweit gebracht; ich seufzte und bemühte mich, meine Wut auf seine arrogante Starrköpfigkeit zu bezwingen.
»Es ist keinem gedient, wenn wir uns streiten«, sagte ich. Er murmelte: »Geht zum Teufel.«
»Hört«, versuchte ich es noch einmal. »Ich bin ein Kaufmann, stimmt’s?«
»Ein Pfeffersack«, sagte er boshaft. Ich ging nicht darauf ein.
»Ein Kaufmann hat immer ein Geschäft vorzuschlagen, habe ich recht? Nun, ich habe ein Geschäft für Euch.«
Er verdrehte die Augen. Ich dachte an das, was Jana in einem solchen Fall gesagt hätte, und fuhr listig fort: »Ich besorge Euch den Arzt, und er wird schweigen und Euch ermöglichen, an den Turnieren teilzunehmen.« Sein Gesicht wurde plötzlich lang; vor Ärger hatte er nicht mehr an das Stechen gedacht. Seine Augen schlossen sich zu schmalen Schlitzen. »Im Gegenzug dazu begleitet Ihr mich.«
»Ich könnte mir jederzeit einen beliebigen Arzt kommen lassen«, entgegnete er ebenso trotzig wie zusammenhanglos. Ich hob die Hände und ließ sie heftig auf meine Oberschenkel fallen.
»Erspart uns doch die ganze Zeremonie!« rief ich aufgebracht. »Ich habe es satt, dauernd mit Euch feilschen zu müssen. Ihr wißt genau, daß ich Euch ein gutes Angebot gemacht habe; und was wollt Ihr mehr als mein Geständnis, daß ich Eure Hilfe brauche. Ich kann Euch den Mörder liefern! Ist es nicht das, was Ihr von mir verlangt habt? Also steigt endlich von Eurem hohen Roß und sagt mir, ob Ihr mit mir zusammenarbeitet oder nicht.«
Er sah mich so an, als wolle er sagen: Na also. Nach einem Augenblick grinste er mühsam.
»Bringt mir den Arzt.«
»Warum muß ich mich nur immer halb entleiben vor Ärger, damit Ihr einsichtig werdet!?« schrie ich.
Er hob die Augenbrauen und spitzte den Mund, und ich wehrte ihn mit beiden Händen ab und rief: »Schon gut: Weil Euch der Mut eines einzelnen gefällt, ich weiß. Selbst wenn Ihr ihn dazu bis aufs Blut peinigen müßt.«
Er nickte und deutete mit dem Finger auf die Tür.
»Holt die Wache herein«, sagte er.
Ich wandte mich von ihm ab und schritt zur Tür; ich fühlte mich so erschöpft wie immer nach einem Gespräch mit ihm. Ich öffnete sie und winkte den Mann herein, der mich heraufgebracht hatte. Moniwid erklärte ihm etwas auf polnisch, und der Mann eilte aus dem Zimmer.
»Ich habe ihm gesagt, er soll einen meiner Männer rufen, der etwas Latein versteht. Ihr werdet ihm erklären, wo der Arzt wohnt, und er wird ihn holen. In der Zwischenzeit erzählt Ihr mir, was Ihr bisher herausgefunden habt.«
Ich nickte; damit war ich einverstanden. Er ließ den Kopf mit einem Seufzer zurücksinken und massierte wieder vorsichtig die schmerzende Schulter.
»Wenn der Arzt mich kuriert hat, werde ich Euch sagen, ob ich Eure Geschichte glaube oder nicht.«
Ich wollte mich gegen seine Unverschämtheit wehren, aber ich hatte im Grunde nichts anderes erwartet. Ich atmete durch. Einmal sollst du nicht das letzte Wort behalten, dachte ich und sagte: »Wenn er Euch kuriert hat und Ihr Euch wohl fühlt, werde ich Euch sagen, daß er in Wirklichkeit ein Bader ist, der sonst nur kranke Pferde behandelt.«
Er verzog das Gesicht und schwieg eine Weile, während der er mich verdrossen ansah. Ich dachte, ich hätte ihn zum Verstummen gebracht, und einige Sekunden lang kaute er mißmutig auf seinem Bart herum. Dann brummte er plötzlich so leise, daß ich es kaum hörte: »Danach wird er auch einen Maulesel zu seinen Patienten zählen können.«
Verblüfft sagte ich: »Wie bitte?«, aber er winkte nur ab und sagte nichts mehr, bis sein Bote kam.
Als ich Moniwid erzählte, was bisher geschehen war, ließ ich weder den Tod des Flößers und die merkwürdigen Umstände der Entdeckung seiner Leiche aus noch das Engagement des jungen Löw. Als ich die Rede auf den alten Reckel brachte, begann er den Kopf zu schütteln – offensichtlich glaubte er, er werde auf den Arm genommen. Ich beendete meine Erzählung, ohne mich davon beeinflussen zu lassen, aber sein skeptisches Gesicht verleitete mich doch dazu, ihn zu fragen:
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