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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Holländer beaufsichtigt, ist unterwegs. Sie haben sich gestern in Innsbruck in Marsch gesetzt; sie dürften im Laufe des heutigen Tages Kufstein erreichen und dort auf den herzoglichen Pfleger treffen. Aber die Lieferung Zwilch für die Tischwäsche sitzt noch in Innsbruck fest.«
    Die ganze Zeit über hatte ich darauf gewartet, daß die Schwierigkeiten noch größer würden; jetzt war der Moment gekommen. Ich war nicht überrascht. Ich schüttelte den Kopf und sagte ruhig: »Erzähle der Reihe nach.«
    Er schniefte und holte tief Luft. Als er die Suppenschüssel neben dem Kaminfeuer abstellte, sah ich, wie seine Hände zitterten. Er war übernächtigt und aufgeregt und voller Angst, weil sein erstes Geschäft sich in ein Fiasko verwandelt hatte. Er war nicht dumm; er wußte, daß es grundsätzlich eine einfache Aufgabe gewesen war, und er wußte auch, daß ein hübscher Batzen Geld darin steckte.
    »Wie Ihr mir aufgetragen habt, habe ich mich Herrn vom Feld als Schreiber angedient«, sagte er. »Er war sehr dankbar für Eure Großzügigkeit. Daß ich auf Eure eigene Rechnung noch Leinwand einkaufen sollte, erfreute ihn hingegen weniger, und er war einige Tage lang nicht gut auf mich zu sprechen. Als er jedoch merkte, daß ich besser Italienisch spreche als sein eigener Gehilfe, war ich wieder in seiner Gnade. Es war nicht schwierig, die Samt- und Seidenstoffe in Venedig zu bekommen. Ihr glaubt nicht, über welche Verbindüngen dieser Holländer verfügt; selbst beim Dogen wurde er empfangen, und er nahm mich in den Palast mit. Dort stellte ich fest, daß er selbst ausgezeichnet Italienisch spricht. Ich nehme an, er hielt es nur für unter seiner Würde, mit den Krämern und Tuchfärbern zu reden. Der Doge sprach ein paar Minuten mit ihm und versicherte ihm, daß die venezianische Kaufmannsgilde über seinen Auftrag sehr erfreut sei und alles tun werde, um ihm die besten Stoffe zu liefern. Es war allerdings leicht festzustellen, daß die venezianischen Händler die Preise für die Stoffe extrem erhöht haben. Es hieß, man habe alle anderen Aufträge ablehnen müssen, um das große Kontingent an braunem, weißem und grauem Samt herzustellen, und dadurch erhöhte Kosten gehabt.«
    »Diese Gauner«, sagte ich beinahe amüsiert. »Sie wollten nur den Umstand ausnützen, daß Herzog Ludwig seinen ganzen Hofstaat einheitlich in seinen Hoffarben einkleiden will.«
    »Sie jammerten außerdem, das Angebot sei sehr knapp, weil einige Lagerhäuser überschwemmt und viele Ballen ruiniert worden wären, aber ich hörte, wie Herr vom Feld zu einem seiner Gehilfen sagte, er hätte erst in diesem Sommer Venedig besucht, und die Kanäle wären fast ausgetrocknet gewesen. Ich glaube, die Venezianer haben nur zu gut gewußt, daß wir ihnen ausgeliefert waren.«
    »Habt ihr das Fondaco Tedesci nicht eingeschaltet?«
    »Die deutsche Zunftniederlassung? Nein, Herr. Sie sind dem Holländer dort nicht grün, weil er sie bei der Anknüpfung des Handels übergangen hat, um bessere Bedingungen zu erzielen. Er dachte, mit seinen eigenen Verbindungen würde er besser abschneiden, als wenn er den Zunftmeistern dort ein paar Prozente abtreten müßte. Vielleicht haben sie auch die venezianischen Händler aufgehetzt.«
    »Er hatte sich aber verrechnet«, sagte ich und machte mich darauf gefaßt, gleich zu hören, mein Gewinn wäre zusätzlich zu der Lieferverzögerung auch noch ins Bodenlose abgesunken.
    »Nicht ganz, Herr. Wie gesagt, er hat dort sehr gute Verbindungen. Aber es war ein hartes Feilschen, und es zog sich viel länger hin als ursprünglich geplant. Ich mußte ihm wegen meiner Sprachkenntnisse die meiste Zeit assistieren und kam kaum dazu, mich um das Leinengeschäft zu kümmern. Gott sei Dank gibt es so viele Leinenweber in Venedig, daß sie sich nicht alle absprechen und die Preise erhöhen konnten, und so mußte ich nicht viel herumlaufen. Ich habe zu Eurer Zufriedenheit abschließen können, Herr.«
    »Bis auf die Tatsache, daß die Lieferung nicht ankommt«, brummte ich, und er verzog wieder das Gesicht.
    »Zuerst wollte ich die Leinwand zusammen mit der Seidenlieferung transportieren lassen, aber der Herr vom Feld wollte es mir nicht erlauben. Er sagte, wenn dieses Geschäft auf Eure Rechnung ginge, so müßte ich den Rücktransport auf Eure Rechnung organisieren. Also stellte ich eigene Wagenlenker an; sie durften aber bei der großen Karawane bleiben und in ihrem Schutz reisen. Wir zogen ohne Zwischenfälle bis zum Fuß der

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