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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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kann, daß alles zur rechten Zeit bereit steht, werde ich den Auftrag bekommen.«
    »Wenn Ihr meint... «
    Ich nickte; ich dachte an den Kanzler. Ich hatte kaum jemals gute Beziehungen irgendwohin gehabt, und wenn, hatte ich mich immer gescheut, diese zu benutzen. Jetzt schien einmal eine wirkliche Gelegenheit dazu gekommen zu sein. Ich lachte auf.
    »Verlaß dich drauf«, sagte ich.
    »Das größte Problem wird dann wohl sein, die Flößer zu beauftragen.«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich. »Nach dieser Ochsenund Schafelieferung befinden sich eine Menge von ihnen unten am Fluß; sie werden froh sein, einen neuen Auftrag zu erhalten. Flöße und Floßbesitzer, bei denen man die Gefährte mieten kann, dürfte es dann genügend im Gebirge geben.«
    »Wir werden eine ganze Menge Flöße brauchen. Eines faßt doch kaum mehr Ladung als ein Ochsenkarren.«
    »Na und? Schlimmstenfalls kaufen wir die Flöße auf und verkaufen hier in Landshut das Holz. Ich sehe eher ein Problem, die Leute rechtzeitig zum Oberlauf der Isar zu bringen.«
    »Sie könnten mit mehreren unserer Pferde losreiten und die Tiere wechseln, sobald eines müde wird. Wenn sich Ochsen auf den Flößen transportieren lassen, tun es Pferde auch; sie könnten die Gäule auf den Flößen wieder zurückbringen.«
    »Gut. Wie bekommen wir die Stoffe rechtzeitig dorthin, wo die Flöße ablegen? Die Wegstrecke ist nicht weit – nur dauert es einige Zeit, eine Karawane zusammenzustellen.«
    Ich dachte eine Weile darüber nach.
    »Hol mir Jörg Tannberger«, sagte ich schließlich. »Er kann uns weiterhelfen.«
    Tatsächlich war er so begierig darauf, seinen vermeintlichen Fehler wiedergutzumachen, daß er darum bat, sofort wieder losreiten zu dürfen, um in Innsbruck alles vorzubereiten.
    »Bist du nicht zu erschöpft?« fragte ich ihn.
    »Nein, Herr! « rief er. »Ich kann mich bei der Rückfahrt auf dem Floß ausruhen. Bitte laßt mich gehen.«
    »Ich habe vermutlich keine andere Wahl«, brummte ich. »Bis sich jemand anderer in Innsbruck zurechtfindet, vergeht zuviel Zeit. Du kennst dich dort schon aus.«
    »Sicher, Herr. Ich danke Euch«, sagte er eifrig.
    Ich sah die tiefen Ringe unter seinen Augen und daß er seine schmutzigen Kleider noch nicht einmal abgelegt hatte, aber ich kannte den Zustand, in dem er sich befand. Er brannte darauf, seine Scharte auszuwetzen. Ich sagte: »Du bist der Ansicht, daß du den Transport von Innsbruck das Inntal aufwärts schnell genug auf die Beine stellen kannst?«
    »In dieser Richtung hat noch niemand einen Türken auch nur von weitem gesehen. Es wird nicht einmal mehr kosten als den üblichen Preis. Und für eine Fahrt von zwei Tagen bedarf es keiner großen Vorbereitungen; ein Treck ist in wenigen Stunden abmarschbereit. Wir müssen den Paß südlich von Scharnitz überwinden, da wird es sogar besser sein, mit so wenig Zuladung wie möglich zu fahren.«
    »Dann laß dir für mehrere Männer Essen richten und besorge dir Pferde. Ich reite zur Stadt und treibe ein paar Flößer auf. Komm mir so bald wie möglich nach; wir treffen uns bei der Floßlände.«
    Er verneigte sich und verschwand. Ich blieb noch einen Moment sitzen und schaute meinen Verwalter an. Plötzlich hatte ich das Gefühl, ich sollte ihn damit beauftragen, die Flößer unten am Fluß auszusuchen und auf den Weg zu schicken. Ich öffnete den Mund und schloß ihn wieder; es war ein zu großes Risiko. Alles hing jetzt davon ab, wie schnell gute und willige Männer aufzutreiben waren. Ich mußte es selbst erledigen. Ich richtete mich auf und sagte: »Ich reite sogleich los. Du weißt, was du zu tun hast.«
    Er nickte und erwiderte: »Ich lasse hier alles für die Abreise richten.«
    Ich wußte so gut wie er, daß diese Aufgabe eine Arbeit für die Küche und den Pferdeknecht war und nicht für meine rechte Hand. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber ich konnte mich nicht dazu bringen, das Geschäft jetzt aus der Hand zu geben. Es wäre das Vernünftigste gewesen, besonders in Anbetracht der Tatsache, daß die Aufklärung eines Mordfalles auf mich wartete. Und hatte ich diese Art von Arbeit nicht immer gehaßt? Einen Handel zu organisieren? Aber ich konnte mir nicht vorstellen, meinen Verwalter damit zu betreuen; ich wußte, wie schwierig die Aufgabe war.
    Das Gesicht des Verwalters war undurchdringlich, als er mich am Hoftor verabschiedete, und ich konnte nur raten, was in ihm vorging. Ich packte die Zügel, sprang auf mein Pferd und sprengte davon.
    Es

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