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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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möchte wissen, was Ihr wirklich sucht.«
    Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich krächzte: »Ihr redet Unsinn!«
    Sie ließ sich nicht beirren.
    »Denn«, fuhr sie fort und hob einen Finger, »wenn Ihr als Kaufmann auch nur einen Federstrich in Euren Rechnungsbüchern wert seid, hättet Ihr Euch erkundigt, wie die Verbindungen der Gräfin zum Königshaus und zu ihrem Oheim sind, um festzustellen, ob sich wenigstens mit ihr ein Geschäft lohnt und wie es Eure Chancen verbessern könnte, mit dem Hof selbst in Kontakt zu treten. Ihr hättet nicht bloß auf den Rat Albert Moniwids und seiner Streithähne gehört – und dann wäre Euch unweigerlich zur Kenntnis gelangt, daß zwischen der Gräfin und der Prinzessin nur gegenseitige Verachtung besteht – und dann hättet ihr das Märchen nicht geglaubt, Prinzessin Jadwiga habe nach ihrer Cousine geschickt. Sie würde lieber Kröten schlucken, als sich in irgendeinem Fall an die Gräfin zu wenden.«
    Ich sah sie bestürzt an. Wenn Moniwids Ausrede so leicht zu durchschauen war, warum hatte er sie dann gewählt? Oder war die Frage anders zu stellen: Wenn die Ausrede nicht leicht zu durchschauen war, weshalb wußte dann die junge Frau vor mir darüber Bescheid? Als hätte sie meine Gedanken gelesen, sagte sie: »Als Zofe der Gräfin ist mir dieser Umstand natürlich bekannt.«
    Es war, als würde mich der Teufel selbst drängen; aber ich mußte herausfinden, was sie noch alles wußte. Ich fragte: »Und wo befindet sich Eurer geschätzten Meinung nach die Gräfin dann?«
    Ich hielt meine Ungeduld nur mühsam im Zaum, während sie an ihrer Unterlippe kaute.
    »Das weiß ich auch nicht«, sagte sie dann, und zu meiner Enttäuschung klang es ehrlich. Sie lächelte plötzlich: »Vielleicht hat sie einen Liebsten in der Stadt oder auf der Burg?«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Nichts«, sagte sie. »Nur ein ganz leises Gerücht.«
    »Nennt das Gerücht auch Namen und Adressen?«
    Sie legte die Stirn in Falten und sah mich von unten herauf an.
    »Nun frage ich mich aber doch, warum Ihr Euch trotz allem, was ich Euch mitgeteilt habe, noch immer für die Gräfin interessiert«, sagte sie.
    Ich biß die Zähne aufeinander.
    »Reine Neugier«, sagte ich lahm. »Als Kaufmann muß man alles wissen.«
    »Wie ich bereits gesagt habe«, erwiderte sie und sah mich nachdenklich an. Ich verfluchte mich für meine Tölpelhaftigkeit und dafür, daß dieses Frauenzimmer offensichtlich schneller denken konnte als ich.
    »Ich habe jetzt zu tun«, sagte ich barsch und zeigte mit dem Daumen über meine Schulter hinweg. Ich darf sie nicht aus den Augen verlieren, dachte ich gleichzeitig. Ich muß herausfinden, welche Rolle sie spielt. »Ich wäre Euch dankbar, wenn wir dieses Gespräch ein andermal fortführen könnten.«
    »Jederzeit«, sagte sie und betrachtete mich noch immer mit jenem merkwürdig nachdenklichen Gesichtsausdruck, als würde sie gerade versuchen, ihrem Bild von mir einen anderen Anstrich zu geben. »Ihr wißt ja, wo Ihr mich finden könnt«, setzte sie zerstreut hinzu. Sie schüttelte den Kopf, und ihre Augen klärten sich plötzlich auf. Mit einer überraschend offenen Geste hielt sie mir die Hand hin. Ich ergriff sie verblüfft, und sie drückte kräftig zu.
    »Auf Wiedersehen«, sagte sie und drehte sich um. Sie schritt zielstrebig über den Kies davon.
    Ich spürte, daß ich Kopfschmerzen bekam. Als ich mir mit der Hand über das Gesicht fuhr, roch ich einen Hauch ihres Apfelparfüms. Es roch bestürzend nach Sommer an diesem grauen, kalten Novembertag hier am Fluß, und ich fühlte einen plötzlichen Schmerz, von dem ich nicht wußte, woher er kam.
    Es wurde schließlich Nachmittag, bis Tannbergers Gruppe endlich aufbrechen konnte. Ich sah dem Häuflein Männer und Ersatzpferden zu, das mit schnellem Trab durch das Ländtor in die Stadt hinein verschwand, und wußte, daß eine lange Nacht vor ihnen lag und nochmals ein anstrengender halber Tag, ehe sie auch nur Scharnitz erreichten. Jörg Tannberger würde von dort weiterreiten und hoffentlich am Abend in Innsbruck eintreffen, um den Transport der vielen Dutzend Leinwandballen bis zum Mittag des folgenden Tages zu organisieren. Mir wurde das Herz eng, als ich daran dachte, welche Aufgaben noch zu bewältigen waren, bis die Lieferung heil in Landshut einträfe; meine Finger und Zehen juckten, so sehr drängte es mich, den Handel selbst zu retten, und so sehr widerstrebte es mir, die

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